Systeme neu denken.

Ein Beitrag aus OEM&Lieferant, Ausgabe II/2020 von Thomas Magnete

Diese Fähigkeit ist Fundament jeder Innovation, jeden Fortschritts. Dabei geht es nicht bloß um neue Erfindungen, sondern vor allem darum, bestehende Systeme ganzheitlich zu betrachten. Sie mithilfe neuer Features noch besser zu machen – das ist Aufgabe der im Sommer 2018 geschaffenen Competence & Support Unit Elektronik bei Thomas. Bereichsleiter Björn Schuh erklärt, wie diese elektronischen Funktionen in Hard- und Software Thomas-Produkte künftig erweitern:

Sie waren vor Ihrem Einstieg bei Thomas bei einem großen Automotive-Zulieferer tätig und haben dort das erste Level-3-Steuergerät zum autonomen Fahren entwickelt. Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe bei Thomas?

Mit dem Kompetenzbereich Elektronik hat Thomas im Unternehmen neue Impulse gesetzt. Natürlich gab es vorher schon elektronische Bauteile, aber den gesamten Entwicklungsbereich nun intern auszubauen, ist für mich eine sehr spannende Herausforderung. Ich habe bei Thomas sozusagen auf der grünen Wiese angefangen und konnte den Bereich von Anfang an mit aufbauen, das ist schon etwas Besonderes. Bei meinem vorigen Arbeitgeber bestand das interdisziplinäre Team aus 150 Mitarbeitern – bei Thomas sind es knapp 30.

Auch privat machen mir solche Aufgaben übrigens großen Spaß. Für unser Haus habe ich einen kleinen Homeserver gebaut, mit dem wir die gesamte technische Infrastruktur zentral steuern können. Meine beiden Kinder lieben Lego, so wie ich, und scheinen sich auch zu kleinen Tüftlern zu entwickeln.

Warum macht es gerade bei Thomas Sinn, die Elektronik zentral aufzustellen?

Die elektronische Weiterentwicklung unserer Produkte ist im Haus bereits in vollem Gange. Da ist es nur konsequent, bereichsübergreifende Entwicklungsarbeit anzustoßen. Das Thema Elektronikentwicklung bedarf eines enormen Know-how-Aufbaus, dies macht genauso wie für den Elektronikeinkauf erst einmal nur zentral Sinn. Darüber hinaus bedienen wir wichtige Zukunftsthemen wie autonomes Fahren, Elektromobilität oder die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen und Baumaschinen.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Bei jedem Projekt gilt: Elektronische Features wachsen über die Lebenszeit eines Produktes hinaus und können dadurch unglaubliche Potenziale entfalten. Gerade arbeiten wir unter Hochdruck an einem elektromagnetischen Aktuator, kurz EMA genannt. Dabei handelt es sich um ein komplexes Steuergerät für die Steuerung von Maschinen, genauer gesagt um ein „X-by-Wire-System“, in dem die Steuersignale zwischen den Bedienelementen und den Aktoren elektronisch optimiert werden sollen.

Wie verläuft der Entwicklungsprozess im Elektronikbereich?

Wir haben unsere Entwicklungs- und Fertigungskompetenzen mit spezifischen Supporting Tools in einem V-Modell zusammengefasst. Eine zentrale Rolle spielt die Testphase, die wir dank wichtiger Investitionen inhouse durchlaufen. Besonders stolz bin ich auf unsere Software-Toolkette, damit sind wir wirklich dem einen oder anderen Tier 1 voraus. Die Anschaffung einer EMV-Kammer und eines ISO-Puls-Testers machen uns unabhängig und ermöglichen es uns, im Prozess flexibel, agil und nicht zuletzt kostengünstig zu operieren. Gerade die EMV-Kammer, mit der wir die elektromagnetische Verträglichkeit vor Ort unter modernsten Bedingungen testen können, ist ein großer Gewinn und bringt Thomas als Entwicklungspartner nach vorne. Zudem sind wir komplett modellbasiert unterwegs, ein weiterer wichtiger Wettbewerbsvorteil.

Wie motivieren Sie Ihr Team?

Mit den Prozessen in der Elektronik und den vielen Potenzialen, die es zu definieren gilt, haben wir eine neue und ganz besondere Mentalität ins Haus geholt. Meine Aufgabe ist es, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem bremsende Einstellungen wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ gar nicht erst aufkommen. Eine wichtige Rolle spielen Arbeitsmodelle wie der Feature Growth Plan – eine Methode, bestimmte Ansprüche, z. B. an die Software, zu erarbeiten und sich dann dem Ziel schrittweise zu nähern. Dabei hilft auch der Thomas-Elektronik-Standard (TES), ein modularer Interface-Baukasten, basierend auf Schnittstellen in Hard- und Software, der unsere Produkte weiter optimieren soll.

Was sind Ihre Ziele als Leiter des Bereichs Elektronik?

Übergeordnetes Ziel ist es, Thomas-Produkte mithilfe der Elektronik auf Systemebene zu erweitern. Im Fokus stehen dabei die Funktionalitäten „Sense. Think. Act.“, denn wir möchten Lösungsansätze mit einem nie dagewesenen Anteil neuer Sensorik, Software und Elektronik entwickeln. Wir betrachten Kundensysteme als Ganzes, nicht bloß als einzelne Komponenten. Eigentlich bringt es unsere Philosophie auf den Punkt: „Understand. Create. Deliver.“

 Warum Thomas?

„Wir verbinden magnetische Aktuatoren und Motoren mit den Kernkompetenzen der Kunststofftechnik sowie der Elektronik und Mechanik. Diese Kombination aus Kompetenzen ist auf den jeweiligen Märkten sonst nirgends zu finden.“

www.thomas-group.com