OEM&Lieferant 1/2024

Produkte – Märkte – Umwelt – Energie – IT – Industrie 4.0 – E-Mobilität OEM & LIEFERANT Netzwerk Automotive - Innovationen. Konzepte. Lösungen. Ausgabe 01/2024

Hej Pfalz. Hej Saarland. Aus Torpedo wird Hedin Automotive. Gemeinsam nehmen wir Fahrt auf. Hedin Automotive Südwest GmbH Altenwoogstraße 60-62, 67655 Kaiserslautern | Idar-Oberstein | Landstuhl | Kusel | Mannheim Tel.: 0631 3426-0 Hedin Automotive Retail GmbH August-Herrmann-Straße 2, 67655 Kaiserslautern Landstuhl | Idar-Oberstein | Mannheim | Saarbrücken | Dresden Land Rover Tel: 0631 3426 - 1310 Hyundai Tel: 0631 41418 - 0 dialog@hedinautomotive.de www.hedinautomotive.de Hedin Automotive Saarland GmbH Untertürkheimer Str. 1, 66117 Saarbrücken | Neunkirchen | Saarlouis | St. Wendel Tel.: 0681 507-0

3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, man mag die Förderpolitik der Bundesregierung kritisieren oder beklagen: Tatsache ist, dass seit dem 18.12.2023 aufgrund fiskalischer Zwänge keine Anträge mehr auf Zuteilung des sogenannten Umweltbonus gestellt werden können. Und wie nicht anders zu erwarten war, haben Kunde und Markt unmittelbar reagiert. Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen auf zuletzt 17,7 Prozent bei BEV und 13,7 Prozent bei PHEV fielen die Neuzulassungen und der Anteil von Elektrofahrzeugen im Februar 2024 um einen ganzen Prozentpunkt auf 12,6 Prozent. Und alle Welt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter mit der Elektromobilität in Deutschland? Ohne Zweifel bedeutet diese Entwicklung nicht das Ende der Elektromobilität. Auch ein Roll-back in die tradierte Verbrennerwelt stellt keine wirkliche Alternative dar, auch wenn der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Automobilzulieferers Mahle, Arnd Franz, in einem Interview der FAZ ein Ende des Verbrennerverbots fordert und eine Lanze für nachhaltige Verbrenner, betrieben mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen, sogenannten eFuels, bricht. Diese Forderung hat in vielerlei Hinsicht ihre Berechtigung; sie negiert jedoch, dass sowohl Wasserstoff als auch eFuel-Technologie bei Weitem nicht das Potenzial besitzen, um den Dekarbonisierungsprozess unseres Verkehrssektors in Deutschland auch nur annähernd tragen zu können. Wenig hilfreich ist auch eine Diskussion über die Revision der EUKlimaziele – insbesondere das Verbrennerverbot im Jahr 2035. Dies wäre gerade für die mittleren und kleineren Zulieferbetriebe fatal. Sie mussten teilweise ihre Produktionswelt vollkommen umstellen und brauchen angesichts erheblicher Investitionen gesicherte Planungsprämissen. Betrachten wir die Dinge positiv: Mit dem Wegfall der Förderung gelten wieder uneingeschränkt die Regeln des Marktes und der Käufer entscheidet – ohne staatliche Beeinflussung – welche Produkte er kaufen möchte. Und genau diese Perspektive deckt schonungslos die noch bestehenden Nachteile der Elektrofahrzeuge gegenüber dem Verbrenner auf. Ohne Zweifel haben unsere OEMs leistungs- und wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt gebracht, die den Vergleich auch mit neuen Wettbewerbern aus China nicht zu scheuen brauchen. Dennoch sind die Preise der Fahrzeuge im Vergleich zu den Verbrennermodellen deutlich zu hoch und der Preiskampf der Hersteller wird einige Veränderungen im Preisgefüge mit sich bringen. Final für die Kaufentscheidung ist und bleibt die Ladezeit und die Reichweite der Fahrzeuge. Hier sind die OEMs gefordert, intensiv die Batterietechnologie zu verbessern, was sie auf vielfältige Weise auch tun. Letztlich zeigt sich, dass staatliche Fördermaßnahmen im besten Fall dazu taugen, Impulse am Markt für neue technologische Entwicklungen zu setzen. Am Ende des Tages bleibt ausschlaggebend die Entscheidung des Käufers. Auch mit dieser Aufgabe OEM&Lieferant gewähren wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wieder einen Einblick in die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie sowie ihrer Dienstleiter und Service-Unternehmen. Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, Interviewpartnerinnen und -partnern sowie allen Anzeigenkundinnen und -kunden für die hervorragende Zusammenarbeit. Ihre Redaktion Elisabeth Klock und Dr. Rudolf Müller P. S. Besuchen Sie auch unser Fachpresseportal www.oemundlieferant.de Dr. Rudolf Müller Elisabeth Klock

4 Editorial 3 Autoren 8 Digitalisierung und KI in der Automobilindustrie – 10 haben wir die richtigen Rahmenbedingungen? Von Armin Gehl, Geschäftsführer autoregion e. V., Saarbrücken NEUSTART Automotive? – 14 Wo geht jetzt die Reise hin? Transformation im Umfeld neuer Wettbewerber und neuer Entwicklungen und Möglichkeiten Von Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt, Board Member, Executive Consulting, Expert Production & Logistics, EVP Institut for Production & Logistics, Hochschullehrer Recht Digital Markets Act: 16 Marktmacht digitaler Gatekeeper im Fokus Von Dr. Paul Klickermann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) Digitalisierung Datenökosysteme für die Produktion – 18 der nächste Schritt der Digitalisierung Von Dr. Olaf Sauer, Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung, Karlsruhe Künstliche Intelligenz Die neue KI der invenio VT erkennt 3D-Bauteile – 20 zuverlässig und intelligent Von Siegfried Maier, Referent Public Relations and Communication bei der invenio Virtual Technologies GmbH Head-up Displays Testverfahren müssen mit den HUDs 22 der Zukunft Schritt halten: Hochpräziser HUD-Prüfstand misst Head-up Displays vollautomatisiert Herstellerunabhängige Messungen für unterschiedliche Fahrzeugtypen Von Frau Dr. Aline Schmitt, Referentin Marketing/Public Relations bei ARRK Engineering Engineering Dienstleister Schlüsselfertige Lösungen für die E/E-Validierung 24 im Automobilbereich mit Fokus auf ADAS/AD Von Tim Bayer und Maik Ketels, Bereichsleiter E/E, ASAP Gruppe Innovationen Interview „Der Schlüssel liegt in der Komplexitätsreduktion“ 26 Im Gespräch mit Produktmanager Markus Loris, Schreiner ProTech IT und Automotive Robuste Computer: Nachhaltigkeit 28 durch lange Lebensdauer Von Birgit Aigner, Aigner Marketing GmbH Nichts wird vergessen 30 Von Friedrich Koopmann, freier Journalist Characteristics Dependent Planning – 32 mit Merkmalen schlank planen Von Onur Özsoy, Senior Consultant PP, CONSILIO GmbH Herausforderungen bei der Harmonisierung 33 des Entwicklungsprozesses in den Domänen Funktionale Sicherheit und Cybersicherheit Von Marc Maußner, Senior Engineer, infoteam Software Gruppe Digitale Transformation im Aftersales 34 Die nächste Generation der cloudbasierten Diagnose Von Oliwier Sochor, Produktmanager bei Softing Automotive Electronics GmbH Machine Learning Digital Twin wird intelligent 36 Mit künstlicher Intelligenz (KI) Qualität steigern und Kosten senken Von Stefan Beinkämpen, Geschäftsführer der K|Lens GmbH Mobile Robotik Schnelle Inbetriebnahme in den USA 38 AGV M4 erhält Zertifizierung für europäischen und amerikanischen Markt Von Alexander Strunz, Referent Unternehmenskommunikation & PR, SAFELOG GmbH Aus dem Inhalt

5 Zum neuen Job DU BIST EIN DIGITALENT? Werde Projektingenieur (m/w/d) Automotive bei invenio Virtual Technologies R&D Virtuelle Entwicklung ist der Schlüssel 40 zu Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit Von Dr.-Ing. Daniel Steffen, Partner und Head of R&D & Systems Engineering, UNITY Philipp Wibbing, Partner und Geschäftsfeldleiter, UNITY Produkte und Märkte Beyond Black and White: Die Dynamik der Automobilfarbtöne 42 Von Jörg Zumkley, Global Communications, Unternehmensbereich Coatings der BASF Effizienz und Nachhaltigkeit im Fokus der Entwicklung 44 von Kühlerlüftermodulen Von Marina Schlund, Kommunikation Brose Gruppe Schnell verfügbar, absolut zuverlässig, nachhaltig 46 Wie sich Pöppelmann KAPSTO® mit seinen Schutzlösungen auf e-Mobility-Anforderungen einstellt Ein Beitrag der Firma Pöppelmann Interview Erfolgsfaktor Unternehmenskultur 50 Interview mit Frau Dr. Martina Fohr, Leadership Advisor für Transport / Logistik / SCM / Chemicals / E-Business bei Spencer Stuart in Frankfurt am Main Interview ROLLAX – mit neuen Produkten und Lösungen 52 weiter auf Wachstumskurs Interview mit Jens Meinck, Key Account Manager, Regional Office Germany South der ROLLAX-GmbH dormakaba Deutschland GmbH 53 Intelligentes automatisches Türsystem MotionIQ von dormakaba imds professional 53 Material-Compliance-Knowhow sichert Unternehmenserfolg Firmenpräsentationen ARRK Engineering GmbH 54 www.engineering.arrk.com ASAP Gruppe 56 www.asap.de autoregion e. V. 57 www.autoregion.eu

6 Böllhoff Verbindungstechnik GmbH 58 www.boellhoff.com/de Brose Fahrzeugteile SE & Co. 60 Kommanditgesellschaft, Coburg www.brose.com BüchnerBarella Assekuranzmakler 61 www.BuechnerBarella.de COSMO CONSULT Gruppe 62 https://de.cosmoconsult.com DORUCON – DR. RUPP CONSULTING 64 www.dorucon.de SUSI&JAMES GmbH 65 www.susiandjames.com Walter Werner Metallveredlung 66 www.walter-werner.de Expertenverzeichnis 67, 68, 69 Impressum 11 Editorial 75 Digitalization The next step in digital transformation: 78 data ecosystems for production By Dr. Olaf Sauer, Fraunhofer Institute of Optronics, System Technologies and Image Exploitation (IOSB), Karlsruhe IT and Automotive Challenges in harmonizing the 80 development process in the functional safety and cybersecurity domains By Marc Maußner, Senior Engineer, infoteam Software Gruppe Digital Transformation in After-Sales The Next Generation of Cloud-Based Diagnostics 82 By Oliwier Sochor, Product Manager at Softing Automotive Electronics GmbH Mobile Robotics Fast commissioning in the USA 84 AGV M4 receives certification for European and American markets By Alexander Strunz, Corporate Communications & PR Officer, SAFELOG GmbH Head-up displays Keeping up with the HUDs of the future: High-precision HUD test bench measures 86 head-up displays fully automatically Manufacturer-independent measurements for different vehicle types By Dr. Aline Schmitt, Marketing/Public Relations Officer at ARRK Engineering Products and Markets Focus on efficiency and sustainability in the 90 development of cooling fan modules By Marina Schlund, Communications Brose Group The dynamics of automotive color 94 By Jörg Zumkley, Global Communications, Coatings division of BASF Company profiles Brose Fahrzeugteile SE & Co. 95 Kommanditgesellschaft, Coburg www.brose.com ARRK Engineering GmbH 96 www.engineering.arrk.com The Böllhoff Group 98 www.boellhoff.com COSMO CONSULT Group 100 www.cosmoconsult.com Expert Directory 67, 68, 69 Imprint 11 By Besuchen Sie auch unser Presseforum für die Automobil- und Zulieferindustrie www.oemundlieferant.de

JETZT. CO2 OPTIMIERT. Weniger CO2-Emission durch den Einsatz von recyceltem Kunststoff.

8 Autoren/-innen und Interviewpartner/-innen · Authors and Interviewees Sortiert nach Unternehmen · Sorted by Company Bitte klicken Sie auf die jeweilige Seitenzahl, um den Beitrag des Autors/in zu öffnen Please click on the respective page number to open the author‘s article VEK Verlag Dr. Rudolf Müller Freier Journalist Aigner Marketing GmbH Birgit Aigner Geschäftsführerin Seite 28 ARRK Engineering Dr. Aline Schmitt Referentin Marketing/ Public Relations Seite 22 Page 86 autoregion e.V. Armin Gehl Geschäftsführer Seite 10 ASAP Gruppe Tim Bayer Seite 24 ASAP Gruppe Maik Ketels Seite 24 BASF Joerg Zumkley Global Communications, Unternehmensbereich Coatings Seite 42 Page 94 A invenio Virtual Technologies GmbH Siegfried Maier Referent Public Relations and Communication Seite 20 Brose Gruppe Marina Schlund Kommunikation Seite 44 Page 90 B C infoteam Software AG Marc Maussner Senior Engineer Seite 33 Page 80 I Fraunhofer IOSB Dr. Olaf Sauer Geschäftsfeld Automatisierung / stv. Institutsleiter Seite 18 Page 78 IPL – Institut für Produktions- und Logistiksysteme Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt Seite 14 F D DocuWare GmbH Friedrich Koopmann Freier Journalist Seite 30 Kläner Rechtsanwälte Dr. Paul Klickermann Fachanwalt für Urheberund Medienrecht Seite 16 CONSILIO GmbH Onur Özsoy Senior Consultant PP Seite 32

U SpencerStuart Dr. Martina Fohr Leadership Advisor Seite 50 UNITY AG Dr.-Ing. Daniel Steffen Partner und Head of R&D & Systems Engineering Seite 40 UNITY AG Philipp Wibbing Partner und Geschäftsfeldleiter Seite 40 Rollax Kugellagerfabrik Jens Meinck Key Account Manager Regional Office Germany South Seite 52 Softing Automotive Oliwier Sochor Produktmanager Seite 34 Page 82 Schreiner ProTech Markus Loris Produktmanager Seite 26 Clive Davies Übersetzer K R K| Lens GmbH Stefan Beinkämpen Geschäftsführer Seite 36 Reduzieren Sie CO2- Emissionen und sparen Sie Energie Mit dem automatischen Türsystem MotionIQ Intelligent. Nachhaltig. Effizient. SAFELOG GmbH Alexander Strunz Referent Unternehmenskommunikation & PR Seite 38 Page 84 S

10 Viel schlimmer hätte es für unsere heimische Automobilindustrie kaum kommen können. Der durch Klimawandel und technische Innovation veranlasste Transformationsprozess hin zu Dekarbonisierung und Digitalisierung hätte bei Weitem ausgereicht, um die Automobil- und Zulieferindustrie in einen Veränderungsprozess zu zwingen, wie sie ihn seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr erlebt hat. Zu allem Überfluss wird dieser Prozess zum einen von tiefgreifenden politischen Umwälzungen wie dem Krieg in der Ukraine oder einem gewachsenen Selbstbewusstsein des globalen Südens mit entsprechenden Konsequenzen für die Märkte und zum anderen von ökonomischen Bedingungen, wie gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen, gestörten Lieferketten und erschwerten Finanzierungsbedingungen durch weltweit gestiegene Zinsen flankiert. Betrachtet man das Produktportfolio unserer deutschen OEMs, kann man angesichts einer Vielzahl neuer Modelle im E-Segment den Eindruck gewinnen, dass sie sich auf einem guten Weg befinden und die Herausforderungen in einem sich dynamisch verändernden Marktumfeld mit mehr oder weniger Erfolg bewältigen. Nicht zuletzt ist dies auch auf eine gezielte staatliche Unterstützung bei der Absatzfinanzierung von E-Fahrzeugen zurückzuführen, die sich zumindest in der deutschen Zulassungsstatistik bisher mit wachsenden Marktanteilen niederschlägt. Waren die finanziellen Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit bei den OEMs in hohem Maß positiv, zeichnet sich nunmehr eine Entwicklung ab, die durch starke Belastungen bei Investitionen vor allem im Bereich der Batterietechnik, Produktionskapazitäten und nicht zuletzt bei der Beschäftigung gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu den OEMs müssen sich die Zulieferer in vielen Fällen neu erfinden und ihre Produktpalette komplett umstellen, ohne dabei von staatlichen Absatzhilfen profitieren zu können. Dies gilt insbesondere für die Unternehmen, die sich bisher auf die Verbrennertechnologie und den klassischen Digitalisierung und KI in der Automobilindustrie – haben wir die richtigen Rahmenbedingungen? Von Armin Gehl, Geschäftsführer autoregion e. V., Saarbrücken Digitalisierung und KI sind zentrale Elemente des Transformationsprozesses der Automobil- und Zulieferindustrie. Sie zu gestalten und in die internen Geschäftsprozesse von Unternehmen zu integrieren, ist mit ein Erfolgsfaktor für die künftige Rolle dieses Industriezweiges. Wesentlich dabei sind neben unternehmensinternen Entwicklungen und Kompetenzen auch die Gestaltung externer Rahmenbedingungen durch Staat, Verbände und Gewerkschaften. Bild: © autoregion e. V. Antriebsstrang konzentriert hatten. Ohne auf hausinterne Ressourcen wie die OEMs zurückgreifen zu können, müssen sie sich neue Technologien insbesondere im Bereich von Digitalisierung, Batterietechnik und KI neu erschließen und sind dabei auf Know-how-Zufluss von außen angewiesen. Dabei sind Einflussfaktoren von Bedeutung, die nur zum Teil zur Disposition der Zulieferindustrie stehen. Dazu zählen insbesondere der Technologiezugang, die digitale Infrastruktur, das Vorhandensein qualifizierter Fachkräfte und last but not least das politische Umfeld einschließlich der gewerkschaftlichen Positionen. Beispielhaft für die Frage des Technologiezugangs ist die Tatsache, dass im stark wachsenden Segment KI die fünf führenden Armin Gehl, Geschäftsführer autoregion e. V., Saarbrücken

11 Hersteller – neben bekannten Namen wie Nvidia und Intel – ausnahmslos in den USA beheimatet sind. Nicht viel anders verhält sich die Situation in der Batterietechnologie mit einem Produktionsschwerpunkt in China, Japan und Südkorea. Dies wiegt umso schwerer, als die Batterieeinheit im Elektrofahrzeug einen Wertschöpfungsanteil von ca. 20 Prozent ausmacht. Konsequenterweise investieren alle OEMs im Bereich der Batteriezellenfertigung, um Abhängigkeiten künftig zu reduzieren und Lieferketten zu verkürzen. Tatsache ist aber auch, dass das technologische Entwicklungspotential der Batteriezellen als hoch einzustufen ist. Batteriezellen werden leistungsfähiger werden müssen, Reichweiten werden sich verlängern, Ladezeiten sich verkürzen. Ihr Gewicht wird sich verringern und ihre Produktion wird als Kreislaufwirtschaft organisiert sein müssen, die Entsorgungsgesichtspunkten und Fragen der Rohstoffrückgewinnung Rechnung tragen wird. Will die Zulieferindustrie nicht den Anschluss verlieren, muss sie an diesem Entwicklungsprozess partizipieren und ihre Produktionsweisen und ihre Produkte auf diese Technologie konzentrieren. Dass Länder wie die USA, China, Südkorea oder Japan dabei freiwillig auf ihren technologischen Vorsprung verzichten, dürfte wenig wahrscheinlich sein. Umso dringender ist es, massiv in Forschung und Entwicklung – sowohl in Unternehmen als auch in Universitäten und Hochschulen – zu investieren, um im Wettbewerb aufzuschließen und diese Felder mit technologischen Neuentwicklungen zu besetzen. Dies wird eine der Voraussetzungen sein, eine globale führende Position im Automobilmarkt wieder einnehmen zu können. Eine weitere fundamentale Voraussetzung für den Einsatz von KI im Verkehr der Zukunft ist eine flächendeckende digitale Infrastruktur. Mit dem neuen 5G-Netz wird bis spätestens 2025 die Grundlage für eine Digitalisierung des Verkehrs geschaffen sein und Deutschland liegt im internationalen Vergleich beim Ausbau der digitalen Infrastruktur unter der fünf führenden Ländern. Zunehmend zeigt sich jedoch, dass nicht im Vorhandensein einer digitalen Infrastruktur das Problem liegt, sondern in seiner Nutzung. In einer Untersuchung zur Branche der Fabrikausrüster – ein wesentlicher Zulieferbereich der Automobilindustrie – kommt das Karlsruher Fraunhofer Institut IOSB zu der Erkenntnis, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen digitale Technologien nur zögerlich aufnehmen und nur langsam in Maschinen, Anlagen und Komponenten der nächsten Generation umsetzen. Vorbehalte bestünden vor allem bei der Vernetzung und beim Datenaustausch. Der Grund für diese Zurückhaltung liegt in erster Linie in der nicht vorhandenen digitalen Kompetenz der Unternehmen und der mangelnden Qualifikation der vorhandenen Mitarbeiter. Im Gegensatz zu den OEMs sind die KMUs darauf angewiesen, diese Kompetenzen durch neue Beschäftigte von einem fast leer gefegten Arbeitsmarkt aufzubauen. Es ist fast schon eine Binse, dass die Transformation in eine dekarbonisierte Verkehrswelt einhergeht mit einem Abbau von industrieller Beschäftigung und einem gleichzeitigen Aufbau im Bereich neuer Technologien, die bisher in unserer Industrielandschaft nicht besetzt waren. Mag für eine Übergangszeit angesichts paralleler Fertigungsstrukturen von klassischen Verbrenner- und E-Fahrzeugen der Beschäftigungsrückgang nicht so signifikant erscheinen, sprechen die Planungen der OEMs und der großen Zulieferer eine eindeutige Sprache. Die Fertigung von E-Fahrzeugen ist weniger beschäftigungsintensiv und die industrielle Anpassung ist schon in vollem Gang, wovon die Ankündigung erster Werkschließungen – wie die von Ford in Saarlouis – Zeugnis ablegen. Allerdings befinden sich die Unternehmen in einem Dilemma, da sie einerseits ihre Belegschaften quantitativ verringern und Impressum Verlag und Herausgeber: VEK Verlag Inhaberin: Elisabeth Klock Wilhelm-Schrohe-Str. 2, 55128 Mainz Telefon +49 611 949164-65 Telefax +49 611 949164-7755 info@klock-medienpartner.de www.klock-medienpartner.de Redaktion: Elisabeth Klock (v.i.S.d.P.), Chefredaktion Dr. Rudolf Müller, Redaktionsleitung Lektorat: Dr. Rudolf Müller, Clive Davis Anzeigenleitung und -verkauf: Elisabeth Klock Telefon +49 611 949164-65 Mobil +49 157 50153533 Titelseite: Christopher Koster Fotosatz und Onlineausgabe: Grafik-/Webdesign Bauer www.grafik-bauer.de Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günther Gaimer Titelbild: Zur Gestaltung des Titelbildes, Rücktitels und des Inhaltsverzeichnisses benutzten wir Illustrationen und Fotos von: • franz12/shutterstock.com • petrmalinak/shutterstock.com • ShutterDesigner/shutterstock.com • cono0430/shutterstock.com • Yurchanka Siarhei/shutterstock.com • H2 mobility • Sylverarts Vectors/shutterstock.com • ConnectVector/shutterstock.com Ausgabe 1/2024 Copyright: Verlag Elisabeth Klock Das Werk wurde mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 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12 gleichzeitig qualitativ im Hinblick auf den Einsatz digitaler Komponenten verbessern müssen. Die klassischen Anpassungsinstrumente wie Sozialpläne und Interessenausgleiche versagen angesichts dieser Fragestellung, da sie ausschließlich an sozialen Auswahlkriterien orientiert sind und für qualitative Aspekte nur wenig Raum lassen. Auch das Beharren der Gewerkschaften auf in der Vergangenheit unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen ausgesprochenen Beschäftigungsgarantien ist unter dem Gesichtspunkt von Verbandsinteressen zwar nachvollziehbar, aber für die unternehmerischen Zukunftsinteressen wenig hilfreich. Es wird dabei die Illusion geweckt, der Transformationsprozess sei mit den vorhandenen Belegschaften über Qualifikationsmaßnahmen zu bewältigen. Dass dies nicht funktioniert, zeigt das Beispiel der KMUs , die auf Kompetenzzufluss von außen angewiesen sind. So sieht die IG Metall angesichts der durch die Transformation veränderten Anforderungen an Berufe und Tätigkeiten ausschließlich Arbeitgeber und Staat in der Verantwortung. Die Möglichkeit der tariflichen Gestaltung solcher Qualifikationsprozesse, in der auch die individuelle Verpflichtung zur Anpassungsqualifikation mit geregelt werden könnte, wird in allen offiziellen Verlautbarungen schlechthin negiert. Aber ohne eine Interessenverteilung und Zuweisung bei der Qualifikation von Beschäftigten wird der Prozess nicht zu bewältigen sein. Unter Fachleuten ist es unumstritten, dass die qualitative Bewältigung der Digitalisierung nicht mit einer Anpassung bestehender Ausbildungscurricula zu bewältigen sein wird. Die dynamische digitale Entwicklung erfordert bei den Beschäftigten die permanente Bereitschaft zum Aufbau neuer Kompetenzen in einem Prozess permanenten Lernens. Illusionen helfen hier nicht. Sie nähren nur wirklichkeitsferne Hoffnungen bei den Beschäftigten, die Transformation bliebe ohne individuelle Folgen. Vollends kontraproduktiv in diesem Zusammenhang ist die Forderung der IG Metall nach der Vier-Tage-Woche und einer weiteren Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Begründet werden diese Forderungen unter anderem mit der Verhinderung weiteren Arbeitsplatzabbaus – angesichts des bestehenden Fachkräftemangels nicht nachvollziehbar. Schon die Mitte der 80er Jahre von der IG Metall durchgesetzte 35-Stunden-Woche wurde mit der Forderung nach der Verhinderung von Arbeitsplatzabbau begründet. Ob dies im Ergebnis gelang, ist bis heute unter Volkswirten umstritten. Mittlerweile in Vergessenheit scheint aber die Grundlage der damaligen Einigung geraten zu sein. Sie beruhte auf der Übereinkunft, dass individuelle Arbeitszeit und Betriebsnutzungszeit voneinander getrennt wurden. Diese Entkopplung eröffnete über eine uneingeschränkte Nutzung des eingesetzten Kapitals den Arbeitgebern ein erhebliches Innovationspotenzial, worüber die Kostennachteile der 35-Stunden-Woche zumindest teilweise kompensiert werden konnten. Von einer solchen Option sind wir heute jedoch meilenweit entfernt. Laut einer Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer ist die Innovationsbereitschaft der deutschen Industrie auf den niedrigsten Stand seit 2008 gesunken. Grund dafür sind nicht etwa nicht vorhandene Ideen im Hinblick auf Technologien oder Produkte, sondern in erster Linie der Fachkräftemangel, der Unternehmen in ihrer Innovationsfähigkeit einschränke. Dies sind Alarmzeichen, die eine an sich positive Entwicklung behindern, wenn nicht sogar stoppen könnte. Laut einer Untersuchung des Capgemini Research Institute befindet sich Deutschland in einem Achtländervergleich auf Platz drei beim umfassenden Einsatz von KI in der Automobilindustrie mit zwölf Prozent hinter den USA mit 25 Prozent und dem Vereinigten Königreich mit 14 Prozent. Im Vergleich zu 2017 wuchs der Anteil der Automobilunternehmen, die KI im Einsatz haben in Deutschland nur um einen Prozentpunkt. Im gleichen Zeitraum betrug das Wachstum in den USA sieben, im Vereinigten Königreich fünf und in China vier Prozentpunkte. Diese Tendenz sollte alle Beteiligten zum Nachdenken anregen. Wir müssen eine positive, technologieoffene Gestaltung von Rahmenbedingungen für den notwendigen Transformationsprozess in der Automobil- und Zulieferindustrie schaffen, wenn wir auch künftig im Konzert der globalen Automobilhersteller eine Rolle spielen wollen. autoregion e.V. https://autoregion.eu/de/startseite Presse https://autoregion.eu/de/presse Kontakt https://autoregion.eu/de/contact Summary Digitalization and AI in the automotive industry – do we have the right framework conditions? By Armin Gehl, Managing Director of autoregion e.V., Saarbrücken Digitalization and AI are key elements of the transformation process in the automotive and supplier industry. Shaping them and integrating them into companies’ internal business processes is one of the success factors for the future role of this industry. In addition to internal company developments and competencies, the shaping of external framework conditions by the state, associations and trade unions is also essential. Things could hardly have been much worse for our domestic automotive industry. The transformation process towards decarbonization and digitalization brought about by climate change and technical innovation would have been far enough to force the automotive and supplier industry into a process of change the likes of which it has not seen since the 1970s. To make matters worse, this process is being flanked by far-reaching political upheavals such as the war in Ukraine or increased self-confidence in the global South, with corresponding consequences for the markets, as well as economic conditions such as increased raw material and energy prices, disrupted supply chains and more difficult financing conditions due to higher interest rates worldwide. If you look at the product portfolio of our German OEMs, you can get the impression from the large number of new models in the e-segment that they are on the right track and are overcoming the challenges in a dynamically changing market environment with varying degrees … Read more https://t1p.de/7mi9m

Testlösungen für die E-Mobilität AVL bietet Expertise in der Entwicklung, Erprobung und Validierung aller Arten von elektrifizierten Antriebssystemen. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie, einer Erfolgsbilanz von mehr als 1.000 installierten Testsystemen und einem Team von 5.700 Elektromobilitätsexperten weltweit bieten wir umfassende Lösungen für Ihre Anforderungen. In Kombination mit unserem Engagement für Innovation sind wir der Partner der Wahl für alle, die die Zukunft der Elektromobilität mit Fokus auf Sicherheit, Kosteneffizienz und technologische Bestleistung gestalten wollen. TESTED AND TRUSTED www.avl.com

14 Denn die KI-Technologie ermöglicht es jetzt, bestehende Prozesse und Strukturen nicht nur neu zu denken, sondern sie in einer Weise zu transformieren, die agiler, effizienter und zukunftssicherer ist. NEUSTART Automotive? Wo geht jetzt die Reise hin? Transformation im Umfeld neuer Wettbewerber und neuer Entwicklungen und Möglichkeiten Von Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt, Board Member, Executive Consulting, Expert Production & Logistics, EVP Institut for Production & Logistics, Hochschullehrer Autohersteller, Zulieferer und Logistikdienstleister navigieren durch einen Sturm aus Marktverwerfungen, regulatorischen Anforderungen und technologischen Umwälzungen. Der Druck, neuartige Fahrzeug- und Antriebstechnologien schnell marktreif, kosteneffizient und wettbewerbsfähig bereitzustellen, ist immens. Die Nachfrage hat bei vielen Unternehmen bis jetzt die erwarteten Höhen noch nicht erreicht und dies insbesondere im Segment der Elektrofahrzeuge, aber auch insgesamt. Damit ist auch der Absatz an Fahrzeugen insgesamt und für die hierzu benötigten Komponenten und Dienstleistungen von Lieferanten unsicher. Die Notwendigkeit für eine radikale Weiterentwicklung der Prozesse und Strukturen in den Fabriken und in der gesamten Supply Chain mit allen hier noch erforderlichen Partnern wird so noch einmal deutlich unterstrichen. Hier kommt jetzt auch KI ins Spiel und verändert die Spielregeln und Möglichkeiten: Von der Entwicklung revolutionärer Fahrzeugtechnologien über die Effizienzsteigerung in der Produktion und Logistik bis hin zur Neudefinition der Kundeninteraktion und dem Tor zur vollständigen Autonomie. KI entwickelt sich zum Schlüssel für die Zukunft der Automobil- und Zulieferindustrie. So stehen die bisher als ideal bewerteten Strukturen, Prozesse und IT-Systeme neu auf dem Prüfstand. Und wir sind hier erst am Anfang. Was das auch bei den Herstellern, Zulieferern und Dienstleistern bedeutet und welche Erfolge bereits umgesetzt wurden, werden wir am 9./10. April aus den Vorträgen in den Sessions des AKJ- und Montagekongresses, in der abendlichen Netzwerkveranstaltung, in der Ausstellung, in den Workshops und den Werksbesuchen nach den Vorträgen herausfinden. KI wird in den vorgestellten und diskutierten Beispielen der Vorträge der Referenten noch nicht der Haupttreiber sein. Die Referenten wurden jedoch gebeten, eine Idee zu geben, in welche Richtung sich erste Erwartungen an den Einsatz von KI in deren Unternehmen entwickeln wird. Wir laden Sie ein, Teil dieser Diskussion zu sein, und die Zukunft der Automobilbranche mit Ihrer Expertise und Ihrem Einblick mitzugestalten. Bild: © AKJ Automobilkongress – www.akjnet.de · www.automobilkongress.de Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt Bildgröße 178 x 69 mm Automobilkongress am 09./10. April 2024 www.automobilkongress.de Neustart Automo�ve? - Wo geht die Reise hin? BMW, Bosch, Dräxlmaier, GfPM, Google, Infineon, Kiekert, Nemak, PwC, Rhenus, Schaeffler, TU Wien, VW u.a.m.

Die festgelegten Vorträge zum Kongress des AKJ-Automotive https://www.automobilkongress.de ERÖFFNUNG am 9. April 2024 um 09:00 Uhr in der Congresshalle – Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt – AKJ Automotive, IPL Dr. Albrecht Köhler – Vorsitzender des Vorstandes der GfPM Jürgen Barke – Wirtschaftsminister des Saarlandes und Stellv. MP – am 10. April Staatssekretärin und CIO Elena Yorgova- Ramanauskas, Saarbrücken – am 9. April Die Vorträge/Beiträge am 9./10. April 2024 – alphabetisch nach Firmen/Beteiligten  Anja Kohl – Journalistin Moderation der Podiumsdiskussion von Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt mit J. Debreu (Kiekert), Dr. D. Dreher (BMW), Dr. M. Ewig (Rhenus Automotive), J. Klingler (Bosch), Dr. A. Köhler (GfPM) und F. Kuhnert (PwC)  BMW Group – Dr. Dirk Dreher, Managing Director, Hams Hall Hams Hall – A High Performance Engine Plant in Transformation.  Bosch – Jörg Klinger, Senior VP und Board Member Italvolt, Stuttgart/Turin Produktionsstandorte der Zukunft – Fit aus der Transformation.  Dräxlmaier Group – Dr. Alexander Schubel, VP Operations, Components and Country Manager Romania – Transformation to Next Mobility – Aufbau von Hochtechnologie-Standorten in Osteuropa.  GfPM – Dr. Albrecht Köhler, Vors. des Vorstandes und M&M, München –Beitrag zur Eröffnung des Kongresses mit Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt.  Google Cloud – Gerhard Keller, Head of Automotive & Manufactoring, Stuttgart Generative AI für Automotive – The Google Way mit neuen Konzepten und Lösungen für die Effizienz von Morgen.  Infineon Technologies – Hans Ehm, Sen. Principal Eng. & Head of Supply Chain Innovation, Neubiberg – NXP Semiconductors – Dr. Kai Schelthoff, SCO-Systems & Processes, IBP & SCO-Innovation Manager Disruption vermeiden in der Lieferkette OEM-Tier-1/n – Neue Konzepte und Vorgehensweisen.  Kiekert – Jérôme Debreu, Chairman of the Executive Board and CEO, Heiligenhaus –Deutschland in der Zeitenwende der Automobil- und Zulieferindustrie – Herausforderungen und Wege.  NEMAK – Dr. Marcus Speicher, Operations Director Central Europe, Frankfurt Die Transformation im Antriebsstrang – Strategien und Herausforderungen für das Produktportfolio und die Prozessentwicklung im Powertrain & E-Mobiliy.  PwC – Felix Kuhnert, Partner, Automotive Leader, München Dekarbonisierung, neue Wettbewerber und geopolitische Verwerfungen – Wie kann die deutsche Autoindustrie die Veränderungen für sich nutzen.  PwC – Martin Neuhold, Partner, Frankfurt Montage rückwärts – Auswirkungen der Kreislaufwirtschaft auf Design, Logistik und Produktion  Rhenus Automotive – Dr. Marcus Ewig, Geschäftsführender Direktor, Mannheim Teilnehmer an der Podiumsdiskussion am 9. April.  Schaeffler – Dr. Heiko Wöhner, Leiter SCM und & Lieferanten-Nachhaltigkeit Automotive, Bühl – Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Agilität in der Lieferkette – Instrumente und Umsetzungen für eine resiliente Inbound-Supply-Chain.  TU Wien – Prof. Dr.-Ing. Sebastian Schlund, Leiter Institut für Managementwissenschaften, Wien – Context is King – Assistenzsysteme für eine menschenzentrierte Produktion.  Volkswagen – Stefan Mader, Leiter Logistikplanung, VW Sachsen, Zwickau – Batterie-Logistik-Copy-Ready – Herausforderungen für die Planung und Umsetzung in der Fabrik und Supply Chain. Ergänzt wird die Veranstaltung:  Netzwerkabend am 9. April mit der Vergabe des „elogistics award 2024“  Werksbesuche am 10. April: Bosch, Hager, und Nobilia  Workshops am 10. April: A – Batterielogistik/Produktion, B – CO₂-Rechnung und Logistik, C – Sauberraum-Logistik, D – Digitale Bauteilakte, E – EBIT is Queen! But Cash is King  Ausstellung im Foyer der Congresshalle mit Clavay Formhand, DiSerHub, eepos, Eurolog, IPL Prof. Schmidt, Ipolog, s2-Data, Super Dry, TraSaar GeTS, ZeMA Vertieft wird der Erfahrungsaustausch an beiden Tagen mit den Teilnehmern, Referenten, Moderatoren und Ausstellern nach den Vorträgen noch einmal zusätzlich in der Abendveranstaltung, den Pausen und in den digitalen „Innovation-Pitches“. Falls Sie selbst nicht teilnehmen können, würden wir uns freuen, wenn Sie prüfen könnten, ob ggf. auch andere Vertreter Ihres Unternehmens Interesse an einer Teilnahme am 9./10. April haben. Hinzu kommen weitere Beiträge von den Unternehmen/Institutionen Airbus Aerostructures, AI-Lab, BMW, Harting Applied Technologies, Hydac New Technologies, Institut für Technologie und Arbeit, Moehwald, Siemens, Uni Luxembourg, Villeroy & Boch, ZeMA und ZF Friedrichshafen in den Sessions der Montagetagung, die ebenfalls am 9. und 10. April in der Congresshalle Saarbrücken stattfindet. DIE VORAUSDENKER. DIE PROZESSOPTIMIERER. DIE LÖSUNGSENTWICKLER. Das beweisen unsere Referenzprojekte WIR MACHEN KURZEN PR ZESS MIT K MPLEXITÄT! Mehr Transparenz und niedrigeres Fertigungsauftragsvolumen mit der merkmalsbasierten Planung unter S/4HANA. Kontakt: Klaus J. Schmidt und der Lenkungsauschuss des AKJ Automotive AKJ Automotive – Geschäftsstelle c/o Institut für Produktions- und Logistiksysteme Prof. Dr. Klaus-Jürgen Schmidt Mobil +49-171-4540836 klaus-juergen.schmidt@iplnet.de www.akjnet.de

16 Nutzerinnen und Nutzern zu erlauben, ihre Konten bei unterschiedlichen Diensten zu trennen. Wer beispielsweise nicht möchte, dass Instagram und Facebook Daten austauschen, kann die Verbindung der beiden Accounts aufheben lassen. Datenschützer haben dies schon lange von der Europäischen Kommission gefordert. Insoweit sind die digitalen Gatekeeper durch ihre Dienste gehalten, ihre Nutzerinnen und Nutzer auf diese Möglichkeit hinzuweisen. Um das neue Instrument der Trennung von Konten bei unterschiedlichen Diensten hilft, das Sammeln personenbezogener Daten Recht Digital Markets Act: Marktmacht digitaler Gatekeeper im Fokus Von Dr. Paul Klickermann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) Auf europäischer Ebene ist das Gesetz über Digitale Märkte (Digital Markets Act) seit dem 2. Mai 2023 in Kraft. Es hat zur Zielsetzung, wettbewerbsfähige und faire Märkte zu schaffen. Das Gesetz konkretisiert digitale Gatekeeper als große Online-Plattformen, die eine wichtige Schnittstelle zwischen Unternehmen und Verbrauchern spielen. Insbesondere Unternehmen wie Google, Apple, Meta, Microsoft und Amazon sind mit ihren Diensten auf digitalen Plattformen omnipräsent. Nach Inkrafttreten der DMA hatten die digitalen Gatekeeper bis 3. Juni 2023 Zeit, sich bei der Europäischen Kommission zu melden, die nach ihrer Sicht die in dem DMA festgelegten quantitativen Schwellenwerte erfüllt hatten. Die Europäische Kommission konnte bis Anfang September 2023 prüfen, ob diese Unternehmen die Schwellenwerte erreicht hatten. Nach ihrer Benennung haben die digitalen Gatekeeper nunmehr bis 6. März 2024 Zeit, die Anforderungen des DMA zu erfüllen. Fallen die Unternehmen unter den Gatekeeper-Begriff des DMA, dann haben die Unternehmen eine Reihe von spezifischen Verpflichtungen einzuhalten, einschließlich des Verbots bestimmter Verhaltensweisen in einer enumerativen Auflistung. Auf nationaler Ebene hat der Bundestag im Juli 2023 schärfere Instrumente für die Kartellbehörden verabschiedet. Die 11. GWB-Novelle (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) hat als Reaktion auf das DMA die Voraussetzungen der Eingriffsbefugnisse der Kartellbehörden gesenkt. Als Ergebnis kann das Bundeskartellamt nun erhebliche Marktstörungen feststellen und sodann -auch ohne kartellwidriges Verhalten eines Unternehmens- strukturelle und verhaltensbezogene Abhilfemaßnahmen vorschreiben. Um einen freien und fairen Wettbewerb zu gewährleisten sieht bereits § 19a GWB seit 2021 vor, wann einem Unternehmen eine überragende marktübergreifende Bedeutung zukommt. Das Bundeskartellamt kann nach Feststellung der Marktmacht Unternehmen untersagen, dass eigene Angebote gegenüber Angeboten anderer Wettbewerber bevorzugt dargestellt werden. §19a GWB muss europarechtskonform ausgelegt werden, da das Unionsrecht durch das DMA Anwendungsvorrang genießt. Mit dem DMA ist nicht nur das GWB sondern auch der Datenschutz betroffen. Da die digitalen Gatekeeper mit ihren Diensten die Vorgaben des DMA bis 6. März diesen Jahres umsetzen müssen, haben diese dienstübergreifend zu reduzieren, bleibt offen. Da in der Vergangenheit über viele Datenquellen detaillierte Profile von Menschen erstellt wurden, dürfte das Anzeigengeschäft und personalisierte Werbung der Dienste der digitalen Gatekeeper nur geringfügig leiden. Dr. Paul Klickermann klickermann@it-anwalt-kanzlei.de Kläner Rechtsanwälte www.it-anwalt-kanzlei.de Bild: © Kai Myller Dr. Paul Klickermann, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Urheber- und Medien recht, Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg Universität Mainz (JGU)

Eine Lackierung verleiht einem Auto mehr als dauerhaften Schutz. Brillanter Glanz und innovative Farbtöne verwandeln Konturen in Dynamik und Design in Emotion. Linien und Kurven verschmelzen, das Zusammenspiel von Oberfläche und Konturen entfaltet eine faszinierende Wirkung. Wenn Farbe und Form zusammenkommen und Lack zur Leidenschaft wird, dann ist das Chemie, die verbindet. Von BASF. www.basf-coatings.de Chemie, die verbindet. Damit Linien Kurven lieben.

18 Die Digitalisierung geht weiter! Vor Industrie 4.0 war die Welt noch ‚in Ordnung‘: Produktion und IT waren zwei voneinander getrennte Welten. Die Automatisierungs-Pyramide bildete den Common-Sense ab: die Feldebene mit den Fertigungs-, Montage und Materialflussprozessen, Sensoren, Aktoren, Steuerungen und ihre Echtzeitkommunikation waren weitgehend autark von überlagerten IT-Systemen, natürlich auch vom Internet. Auf der ERP- und der MES-Ebene gab es eigenständige Systeme mit abgegrenzten Funktionalitäten. Mit dem Aufkommen Cyber-physischer Systeme, dem Internet-of-Things, der durchgängigen Vernetzung „vom Sensor in die Cloud“ und kollaborativen Ansätzen beim Datenaustausch haben sich Architektur, das Zusammenspiel und die Verantwortlichkeiten von IT und OT komplett verändert: IT durchdringt Feldgeräte und Maschinen immer stärker. Der Zugriff auf Daten von Feldgeräten und Maschinen innerhalb von Fabriken ist inzwischen Standard, und zwar über alle Ebenen der ehemaligen Automatisierungspyramide. Aus dem Ebenenmodell ist ein Netzwerk geworden, mit Geräten, die wie selbstverständlich mit dem Internet verbunden sind. Viele Unternehmen nutzen Daten aus Maschinen, Anlagen und verbessern so stetig ihre Kennzahlen. Der nächste Schritt ist, Daten über den kompletten Lebenszyklus von Produkten und Anlagen zu sammeln und auszuwerten, und das im Austausch mit anderen Unternehmen: Zulieferern, Kunden, Ausrüstern. So lassen sich weitere Potenziale heben, beispielsweise  im Engineering, um Produktionsanlagen und ihre Digitalen Zwillinge zu testen und schnell in Betrieb zu nehmen,  entlang der Lieferkette, um z.B. lückenlose Rückverfolgbarkeit zu ermöglichen oder  um Produktionsprozesse zu verbessern, z.B. indem Prozessparameter aufgrund verschiedener Gegebenheiten oder Messwerte schnell angepasst werden. Digitalisierung Datenökosysteme für die Produktion – der nächste Schritt der Digitalisierung Von Dr. Olaf Sauer, Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung, Karlsruhe) Deutschland hat eine starke industrielle Basis. Es verfügt über weltweit anerkannte Kompetenzen bei Anlagenbetreibern, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Elektro- und Automatisierungsindustrie, der Mikroelektronik und bei eingebetteten Systemen, in der produktionsnahen IT bis hin zur kompletten Systemintegration. Kaum ein anderes Land der Welt hat dieses breite Spektrum von Know-how und Erfahrung. Nur Wertschöpfung schafft Wohlstand! Über viele Jahre waren die Auftragsbücher voll und die Entwicklungs- und Produktionskapazitäten ausgelastet. Die Frage ist: wird das auch in der Zukunft so sein und: wie kann die deutsche Industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten oder sogar noch verbessern? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Viele Firmen haben in den Jahren seit dem Beginn von „Industrie 4.0“ Schritte in die Digitalisierung gemacht, mehr oder weniger erfolgreich; viele proprietäre Lösungen blieben hinter den Erwartungen zurück. Entsprechend zurückhaltend sind die Unternehmen nun. Damit bleiben sie aber hinter den mit der Digitalisierung verbundenen Potenzialen zurück, z.B. für zusätzliche datenbasierte Dienstleistungen rund um Fabriken, Maschinen und Komponenten und verpassen möglicherweise wichtige Chancen. Tatsächlich ist Digitalisierung für alle Branchen des produzierenden Gewerbes ein strategisches Muss. Egal ob Fabrikbetreiber, Maschinenbauer, Komponentenlieferant oder Automatisierungsanbieter: Digitale Zwillinge, Künstliche Intelligenz, industrielle Datenräume und Datenaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg sind die Themen der Zukunft. Das Fraunhofer IOSB entwickelt und liefert seit Jahrzehnten wegweisende Lösungen für die industrielle Automatisierung und Digitalisierung. Zwar haben sich die Schlagworte und Moden über die Jahre verändert; die Aufgabenstellungen sind jedoch ähnlich: heterogene Signale und Daten aus industriellen Prozessen sammeln, kommunizieren, verarbeiten und mit modernen Werkzeugen der Softwareentwicklung in komplexen IT-Komponenten und -Systemen aufbereiten, auswerten und interpretieren. Bilder: © IOSB

19 Asset Management-Systeme verwalten Digitale Zwillinge von Produktionsanlagen über ihren kompletten Lebenszyklus; deren Fähigkeiten, Kapazitäten, Verknüpfungen, Kommunikation, etc. Dies nutzen Business-Applikationen, wie MES-Funktionalitäten, um darauf aufbauend die Reihenfolge von Aufträgen oder Arbeitsgängen zu planen, Werkzeug- und Personaleinsatz zu koordinieren und Zulieferteile in der richtigen Menge punktgenau anzuliefern. Und das alles echtzeitnah, so dass Meister und Produktionsleiter direkt auf eventuelle Änderungen oder Engpässe reagieren können. Künstliche Intelligenz (KI) ermöglicht darüber hinaus Prädiktionen, so dass Fertigung und Montage vom Reagieren zum Agieren kommen. Digitale Zwillinge: Schlüssel zum Datenaustausch Ein Digitaler Zwilling ist das Abbild des physischen ‘Assets‘ in der realen Fabrik und erlaubt dessen Simulation, Steuerung und Verbesserung. Als Digitale Zwillinge werden Produkte sowie Maschinen und ihre Komponenten mit Hilfe Digitaler Werkzeuge modelliert und zwar einschließlich sämtlicher Geometrie-, Kinematik- und Logikdaten. Arbeitsgruppen der Plattform Industrie 4.0 diskutieren Digitale Zwillinge in Verbindung mit der sog. Verwaltungsschale / Asset Administration Shell (AAS). Digitale Zwillinge werden in den kommenden Jahren weiter ausgestaltet. Klar ist, dass es sich dabei nicht um ein monolithisches Datenmodell handelt, sondern um unterschiedliche Aspekte digitaler Repräsentationen, Funktionalitäten, Modelle und Schnittstellen, sog. Teilmodelle. Tatsächlich sind in der Industrie an vielen Stellen solche Teilmodelle Digitaler Zwillinge im Aufbau, um z.B. das Verhalten von Maschinen und Komponenten aufzunehmen und abzubilden. Aus Sicht der industriellen Produktion und seines Engineerings umfassen Digitale Zwillinge beispielsweise folgende Aspekte:  Modellbasierte Selbstbeschreibungen mit dem Ziel von Autoidentifikation und Autokonfiguration, z.B. damit sich Maschinen und ihre Komponenten mit Hilfe von mitgelieferten Treiberinformationen am MESSystem oder im industriellen IoT-System mit ihren Fähigkeiten und Diensten anmelden („PLUGandWORK“).  Beschreibung von Fähigkeiten (‚Skills‘) von Produktionsanlagen, bestimmte Fertigungsverfahren wie Drehen, Bohren, Fräsen oder MAG-Schweißen ausführen zu können oder Materialflussfunktionen wie Heben oder Stetigfördern durchzuführen. Außerdem umfassen die Fähigkeiten Attribute und ihre zulässigen Wertebereiche sowie ggfs. Teile der Logik. Mit diesen Beschreibungen und entsprechenden Ablaufbeschreibungen können Produktionsmittel schnell zu Anlagen für neue Fertigungsaufgaben zusammengebaut, konfiguriert und in Betrieb genommen werden.  D atenbasierte Modelle des Normalverhaltens einer Maschine, einer Linie oder einer kompletten Produktion, basierend auf Laufzeitdaten, die aus dem realen Betrieb, z.B. auf Basis einer Maschinendatenerfassung mit Hilfe maschinellen Lernens, gewonnen werden. So können Digitale Zwillinge dazu genutzt werden, Ausfälle von Maschinen oder Komponenten zu prognostizieren und – in der Zukunft – Verbesserungsvorschläge datenbasiert automatisiert zu generieren. Hier wird deutlich, dass MES-Funktionen zum Aufbau Digitaler Zwillinge unerlässlich sind. Sie erfassen und speichern Produkt-, Prozess- und Ressourcendaten, die Maschinen und Anlagen liefern oder Messsysteme in Form von Qualitätsdaten.  Offline- und Online-Simulationen einschließlich spezieller Simulatoren, z.B. für Finite Elemente, Virtuelle Inbetriebnahme oder die Simulation physikalischer Prozesse. Im Idealfall interagieren verschiedene Simulationsmodelle miteinander. Der Begriff des Digitalen Zwillings ist in der Vergangenheit oft mit der Simulation gleichgesetzt worden; aus heutiger Sicht ist diese Definition jedoch zu eng.  D ie Digitale Fabrik beschreibt ein „umfassendes Netzwerk von digitalen Modellen, Methoden und Werkzeugen (…)“ , „die durch ein durchgängiges Datenmanagement integriert werden“, z.B. für Produktions- und Materialflussanlagen, Gebäude und Technische Gebäudeausrüstung (VDI 4499, Blatt1). Der Begriff der Digitalen Fabrik ist seit langem bekannt und in einschlägigen Standards beschrieben, z.B. der Richtlinienreihe 4499 des VDI.  Zu vollständigen Digitalen Zwillingen gehören außerdem IT-Sicherheit, Zugriffsrechte, Zertifikatshandling, Versionsmanagement und Kompatibilitätstests verschiedener Versionen Digitaler Zwillinge.  Interoperabilität auf Basis offener Standards ist schließlich die Voraussetzung, Digitale Zwillinge zwischen Unternehmen auszutauschen, die Teil von Datenökosystemen sind. In Projekten wie CatenaX oder Factory-X wird dies eindrucksvoll und praxisnah erprobt und nachgewiesen. Digitale Zwillinge sind für Industrie 4.0 und die weitere Digitalisierung der Fertigung essentiell. Ihr Inhalt entsteht in den verschiedenen Lebenszyklusphasen eines Produkts oder einer Fabrik, mit unterschiedlichen Werkzeugen auf diversen Plattformen. Aus den Beispielen in der Praxis ist schon jetzt ersichtlich, dass Digitale Zwillinge sehr anwendungsspezifisch und für jedes Unternehmen maßgeschneidert zu definieren sind. Aktuelle Beispiele für den Einsatz und den Nutzen Digitaler Zwillinge liefern Unternehmen der Automobilindustrie und deren Zulieferer, die schon immer sehr fortschrittlich waren, wenn es darum ging, Werkzeuge und Systeme der Digitalen Fabrik zu nutzen oder Teile und Fahrzeuge zu identifizieren und zu verfolgen. Konkrete Projekte sind Digitale Zwillinge von Produkten und in Form komplett digitalisierter Produktlebenslaufakten oder von Produktionsanlagen; beispielsweise geht es bei den Anlagen darum, Qualitätsdaten mit Prozessparametern zu korrelieren, so dass bei n.i.O.-Teilen Prozessparameter nachgeregelt werden können. Hier kommen auch die Zulieferer ins Spiel, da die OEMs mehr Daten zu den Produkten und Prozessen fordern, um damit ihre eigenen Prozesse zu verbessern. Konkretes Beispiel sind Daten zu Coils, die im Presswerk zu Platinen und Tiefziehteilen verarbeitet werden. Je feingranularere Messwerte der Stahlhersteller mit dem Coil mitliefert, umso besser lassen sich Tiefziehparameter einstellen, um Risse oder andere n.i.O.-Merkmale zu verhindern oder sogar vorherzusehen. Keine Angst vor Kooperation! Zusätzlich zu den traditionellen hardwarenahen Kompetenzen müssen Fabrikbetreiber und deren Ausrüster also schnell umfassende Kompetenzen lernen und beherrschen, um neue Methoden und Werkzeuge wie Gaia-X, Plattformen und Datenökosysteme, Datensicherheit und -souveränität, etc. nutzbringend um- und einsetzen zu können. Dies alles wird nicht im Alleingang erfolgreich sein: Der tatsächlich existierende Wissensrückstand kann nur in Kooperation mit gleichgesinnten Partnern aufgeholt werden. Der sichere Austausch von Daten fördert Kooperation und Innovation innerhalb des Ökosystems und ermöglicht es so, neue Geschäftsmodelle wirtschaftlich umzusetzen, die bislang nicht einträglich waren. Basis eines solchen Datenökosystems ist der sichere, für authentifizierte Teilnehmer offene und transparente Zugang zu Daten für alle Ökosystemteilnehmer. Datenrauminitiativen wie Catena-X oder Factory-X verfolgen das klare Ziel, Fitness-Programme zur Digitalisierung des deutschen produzierenden Mittelstandes zu schaffen und damit den Standort Deutschland insgesamt zu stärken. Industrie 4.0-Blog Dr. Olaf Sauer

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