Nicht nur die derzeitige wirtschaftliche Weltlage verstärkt den Trend, Unternehmens-IT in die Cloud zu verlagern. Moderne Technologien und Strategien lassen für einen nennenswerten Unternehmenserfolg kaum eine Alternative zu.

Von Volker Vorburg

Handelsrückgänge aufgrund der Covid-19-Pandemie, Gewinneinbrüche, drohende Insolvenzen und hohe Arbeitslosenzahlen bedrohen die globale und lokale Wirtschaft während der Corona-Krise und werden auch für die Zeit danach allgegenwärtig sein. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, die in internationale Lieferketten eingebunden sind. Aber Covid-19 ist nicht allein der Verursacher großer Herausforderungen: Cloud, IoT, Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und Digitale Transformation bestimmten schon vorher die IT-Szene und verlangten nach neuen Technologien und Strategien. So sollten Unternehmen gerade jetzt die Zeit nutzen, neue Unternehmensstrategien zu entwickeln und Modernisierungen ihrer Informationstechnologie, die mittelfristig sowieso notwendig wären, rascher voranzutreiben, um in der Zeit wirtschaftlicher Erholung möglichst effizient agieren zu können und vielleicht sogar nachhaltig Marktanteile zu gewinnen. Klaus Aschauer, Vorstand und Chief Customer Officer der COSMO CONSULT-Gruppe, und Tobias Fenster, Chief Technical Officer, sind sich einig: Der Weg führt in die Cloud.

Moderne IT braucht die Cloud

Für Aschauer ist klar: „Die Cloud öffnet einfach die Türen in die Zukunft. Ich bin überzeugt, dass alle Unternehmen, die heute mit einer On-Premises-Installation unterwegs sind und sich selbst administrieren, kurz- oder mittelfristig zu einer Strategie finden müssen, wie sie mit den Software-Lösungen umgehen, die sie installiert haben, und wie sie die Cloud für ihr Unternehmen möglichst zielführend nutzen. Die Zukunft für Unternehmen liegt in der Cloud, um in Technologien wie Big Data, Data Link, Azure und Machine Learning zu investieren. Artificial Intelligence-Themen kann man irgendwann nur noch in der Cloud betreiben, das heißt, jedes Unternehmen wird gezwungen sein, sich in irgendeiner Form mit der Cloud auseinander zu setzen. Und dann zieht man natürlich auch irgendwann seine ERP-Software und weitere Systeme in ein cloudfähiges Environment. Das führt dann unweigerlich zum Thema SaaS, Software as a Service – das bekannte Pay-by-use. Unsere Intelligent-ERP-Systeme (iERP) etwa sehen ihre Basis in der Cloud. Sie erweitern das klassische ERP-Leistungsspektrum und unterstützen mit intelligenten Assistenten aktiv komplexe operative Entscheidungen. Man schiebt Daten aus dem ERP-System in die Cloud, sammelt sie dort in einem Data Lake, strukturiert sie und macht sie mit Künstlicher Intelligenz, also datengestützten mathematischen Berechnungsmodellen, intelligent und schiebt sie zurück ins ERP-System, wo sie etwa in Materialwirtschaft, Fertigung und Vertrieb bei schwierigen Entscheidungen maßgeblich unterstützen können.“

 

Und Tobias Fenster ergänzt: „Wir nehmen dabei relevante Kunden-Daten, bereiten sie auf, optimieren sie falls nötig, und lassen sie in den Algorithmus einfließen, der in der Cloud bereitgestellt wird – der Kunde muss sich da um nichts kümmern. Das Ergebnis geht ans ERP zurück und bietet fundierte Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen, die in dieser Präzision bisher nicht möglich waren. Ohne Cloud im Hintergrund, die praktisch parallel zum Kunden-ERP agiert und annähernd unbegrenzte Rechenkapazität bereitstellt, wäre dies nicht möglich.“ Aber auch andere Vorteile für die Nutzer von Cloud-Umgebungen nennt Fenster: „Die Themen Updates, Upgrades oder Migrationen gibt es fast nicht mehr, das passiert automatisch. Mit anonymisiert erhobenen Telemetrie-Daten versucht man zudem, für eine optimale Funktion zu sorgen. Wenn etwa User auf neuen Versionen bestimmte Seiten schon nach kurzer Zeit verlassen, hat die Version wohl nicht funktioniert und wir wissen, wir müssen noch mal daran arbeiten. Oder: Um die Aufgabe X zu erledigen, dauerte es in der alten Version zwei Minuten und die User haben 30mal geklickt und in der neuen Version dauerts eine halbe Minute und die Anwender haben im Schnitt zehnmal geklickt. Die neue Funktion scheint also zu funktionieren. Solche Erhebungen sind nur in der Cloud möglich. Damit habe ich die Chance, auf der Basis echter Daten zu optimieren, nicht durch Raten, Bauchgefühl oder das meist doch begrenzte direkte Kundenfeedback.“

End-to-End und Plattform-IT

Aber auch andere neue Entwicklungen und Trends wie Plattform-IT und End-to-End-Lösungen lassen sich nur effektiv in der Cloud nutzen. Klaus Aschauer weiß dazu: „Auf der Microsoft-Plattform gibt es eine Azure Cloud als Basis für die Business-Software und innerhalb dieser Azure Cloud gibt es dann unterschiedliche Apps. Eine App heißt Dynamics 365 Finance and Supply Chain Management, die auch wiederum in Teilbereiche zerlegt werden kann. Man braucht vielleicht nur den Bereich Finance oder nur den Bereich Project Operations, dazu vielleicht noch einen Teilbereich aus Office 365 mit Teams. So kann ich mir auf einer Plattform meine Geschäftsanwendungen per App bereitstellen, das ist der Plattformgedanke. Früher hat man versucht, die ERP-Systeme mit immer mehr Funktionalitäten auszustatten, jetzt versucht man, die Funktionalitäten auf eine Plattform zu legen, um so kleinere Applikationen zu nutzen und den Anwendern die Nutzung einfacher zu machen.“

Zu den End-to-End-Lösungen erklärt Fenster: „Immer mehr Kunden erkennen das Potenzial integrierter oder zumindest sehr gut verbundener Systeme, wollen also weg von abgeschlossenen Daten- und Funktionssilos. Kann das ein Dienstleister entlang einer gesamten Wertschöpfungskette End-to-End anbieten, mit einem Hersteller, der den Großteil der benötigten Produkte im Portfolio hat und offene Schnittstellen anbietet, dann hilft das enorm, Integrationsaufwände und Reibungsverluste zu minimieren. Das gehört zu unserer Leitlinie, unsere Kunden zu Gewinnern der Digitalisierung zu machen. Eines unserer neuen Tools, das User auf dem Weg in die Cloud unterstützt, ist der „Digital Consultant“, bei dem es darum geht, bestimmte Teile eines Projekts oder bei kleineren, weniger komplexen Kunden sogar ganze Projekte mit einer digitalen Asset-Bibliothek abzudecken, die er dann in Eigenregie umsetzen und nutzen kann.“

Digitale Begleiter und die richtige Strategie

Für Aschauer spielt der „Digital Consultant“ eine wichtige Rolle in der gesamten „SaaSifizierung“ der Unternehmen: „Er ist ein Tool, das wir für unterschiedliche Applikationen ausbauen und das man über einen App-Store herunterladen kann. Mit ihm lässt sich etwa innerhalb einer Business-Central-Applikation Content downloaden, den ich brauche, um die Buchhaltung selbständig einzurichten. Der Digital Consultant führt dann in das System ein und integriert den Kunden dabei, die Buchhaltung einzurichten. Er ist also ein digitaler Weggefährte, der die Ambition hat, bestimmte Dinge in Eigenregie zu übernehmen und auf den man zukünftig nicht mehr verzichten sollte. Genauso wie auch auf „Cosma“, unser Bot, den wir zur Verfügung stellen. „Cosma“ ist eine Bot-Technologie, der man Fragen stellt, die man sonst einem Berater stellt, und die sie direkt in Suchabfragen innerhalb unseres COSMO-Universums übersetzt und dann – vielleicht mit Hilfe des Digital Consultants – als Informationen an die User zurückliefert. Damit ist „Cosma“ ebenfalls ein Bestandteil unserer Move2SaaS-Strategie, immer mehr Services zur Verfügung zu stellen, die cloudbasiert Mehrwerte bieten können.“

Und CCO Aschauer ist überzeugt: „In Richtung SaaS- und Cloud-Applikationen zu denken, ist ein Muss und für uns kein Strohfeuer, sondern eine ganz klare Strategie. Ich glaube, dass sich kein Unternehmen mehr Gedanken machen sollte über ein Update auf eine Neuversion, die nicht SaaS ist, das wäre nur ein halber Schritt in die Zukunft. Darum ist es für unsere Kunden wichtig, dass wir mit unserer Move2SaaS-Strategie einen vordefinierten Weg bieten, wie wir ERP-Applikationen von On-Premises in ein Cloud-Modell bekommen. So haben wir Touchpoints für Kunden definiert, an denen wir sie ganz individuell mit ihren aktuellen Fragestellungen genau dort abholen können, wo sie sich gerade auf diesem Weg befinden.“

https://de.cosmoconsult.com/

 

Quelle: Der Beitrag ist in Unternehmen&Trends Digital (April-Ausgabe 2021) erschienen.