Interview Jörn Klingemann, Geschäftsführer der Ficosa International GmbH

Hat der klassische Rückspiegel ausgedient?

Prinzipiell ist ein klassischer Rückspiegel immer noch kostengünstiger als ein digitaler Rückspiegelersatz, daher hat dieser prinzipiell noch nicht in Gänze ausgedient. Auch ist zu bedenken, dass das Design eines Rückspiegels oder eben der Ersatz durch eine Kamera, immer auch Teil einer Differenzierungsstrategie des Fahrzeugs oder der Marke eines Herstellers ist, daher ist eine generelle Aussage in diesem Falle nicht möglich.

Welche Vorteile sehen Sie in klassischen Rückspiegeln gegenüber dem digitalen Pendant?

Digitalisierte und elektronische Sensoren haben immer ein höheres Fehlerpotenzial – aber eben auch ein höheres Maß an vorrauschauender Selbstkontrolle und der Möglichkeit Systemfehler vorauszusehen. Somit wird das digitale Pendant mittelfristig sicher vorteilhafter, da es seine Selbstkontrolle über die Funktionsfähigkeit immer an die gesetzlichen Anforderungen anpassen kann.

Welche Punkte sprechen für einen Einsatz von digitalen Rückspiegeln bei PKWs?

Der Treiber für den Ersatz des klassischen Rückspiegels im PKW sind die zusätzlichen Funktionen, die ein intelligenter Rückspiegel durch die Digitalisierung des Bildes bieten kann. Im Wesentlichen sprechen wir von Funktionen, die durch die Bildverarbeitung des Bildsensors beim Fahren und in der Umgebung des Fahrzeugs Sicherheit schaffen und Fahrer und Insassen in bestimmten Fahrsituationen vor möglichen Gefahren warnen können. Beispielsweise sprechen wir von weitreichenden Funktionen, die durch die Bildverarbeitung des digitalen Kamerabildes schon heute die noch aktiv fahrenden Fahrzeuglenker unterstützen, warnen oder helfen. Das bedeutet, dass Sicherheit und Fahrerunterstützung die Schlagworte von intelligenten Rückspiegelersatzsystemen sind.

Der digitale Rückspiegel wird in Zukunft ein ganz wichtiger Teil der Gesamtsensorik eines Automobils sein, das verlässlich Gefahren vorhersehen kann und somit ein wichtiger Bestandteil wird Fahrzeuge in Zukunft autonom fahren zu lassen.

Und welche bei LKWs?

Große LKWs haben einen hohen Luftwiderstand. Dieser lässt sich reduzieren, indem große und teilweise ausladende Spiegel rechts und links an der großen Fahrerkabine durch kleine windschnittige Kameras ersetzt werden. Da die Kostensituation bei LKW-Besitzern und großen Flottenbetreibern sehr sensibel ist, kann schon heute relativ schnell ein positiver Effekt erreicht werden, weil weniger Verbrauch durch geringeren Luftwiderstand sofort messbar wird.

Darüber hinaus wird es mehr und weitreichendere Funktionen geben, die durch intelligente Bildverarbeitung, einen Mehrwert für den Fahrer/Betreiber eines LKWs schaffen. Neben dem hohen Sicherheitsaspekt werden anders als bei PKW, komplexe Rangiermanöver halb oder vollautomatisch durch Bildsensoren und die entsprechende Verarbeitung möglich.

Was oder wer sind ihre ersten Kunden für kamerabasierte Rückspiegelsysteme?

Seit 2018 Jahr fertigt Ficosa neben dem klassischen Rückspiegel auch den digitalen Rückspiegelersatz des neuen Audi e-tron in Serie. Ebenso starten wir in Kürze mit der Produktion eines Kamerasystems für den Ersatz eines Spiegels bei einem LKW-Hersteller, dessen Name aber noch nicht genannt werden darf. Wir freuen uns in beiden Märkten vertreten zu sein.

Welche Eigenschaften haben kamerabasierte Systeme?

Heute ermöglichen Kameras, die in einem klassischen Rückspiegel integriert sind, durch Zusammenführung der Bilder, dem Fahrer zusätzlich einen Blick auf sein Fahrzeug und zwar aus der Vogelperspektive. Diese Kombination aus klassischem Spiegel und einem zusätzlichen Blick von oben, welches auf seinem Display im Armaturenbrett einsehbar ist, bieten dem Fahrer Sicherheit und Komfort beim Führen seines Fahrzeugs.

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Autor:

Jörn Klingemann, Geschäftsführer des Ficosa International GmbH