OEM&Lieferant Ausgabe 1/2023

11 Industrialisierung bei zunehmendem local content vornehmlich von Nutzfahrzeugen in Südamerika, Asien und Afrika erste Erfahrungen mit dem Aufbau internationaler Lieferketten gesammelt. Aber die globale Öffnung der Märkte und die parallele Entwicklung eines weltumspannenden Logistiksystems schufen eine ganz neue Dimension internationaler Arbeitsteilung. Dass dies noch zu übertreffen war, lehrte uns schließlich in den letzten 15 bis 20 Jahren die Entwicklung Chinas zum weltweit größten Automobilmarkt – noch vor den USA und Europa, woran die deutsche Automobilindustrie einen nicht geringen Anteil hatte und in erheblichen Maß davon auch profitierten konnte. Auf all diese Herausforderungen konnte die Automobilindustrie mit ihrer Innovationsfähigkeit entsprechend reagieren und neue Produkte, Systeme und Verfahren entwickeln, die den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung getragen haben. Auch wenn in dieser Entwicklung in jeder Krise dem Automobil sein Ende prophezeit wurde, war das Ergebnis der Krisenbewältigung jedes Mal vom Erfolg gekrönt. Dass dies gelingen konnte, war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Mobilität zu einem der Grundbedürfnisse des Menschen gehört. Sie zu ermöglichen, zu fördern und weiterzuentwickeln ist Grundlage wirtschaftlichen Erfolgs und kultureller Inspiration, weil nicht nur Menschen und Güter zu einem ökonomischen Optimum zusammengeführt werden. Darüber hinaus schafft Mobilität zwischenmenschliche Begegnung, Austausch und gegenseitiges Verständnis. Und genau darin liegen auch Grund und Ansatz zur Bewältigung der neuen Herausforderungen, denen sich die Automobilindustrie gegenübersieht. Und genau deshalb muss und wird der aktuelle Transformationsprozess gelingen. Verglichen mit bisherigen Herausforderungen scheinen die vor uns liegenden Aufgaben in der Tat gigantisch. Megathemen wie E-Mobilität, Digitalisierung, Automatisierung und Robotik, der Einsatz künstlicher Intelligenz im Fahrzeug, in Produktions- und Entwicklungsverfahren sowie in der Verkehrsinfrastruktur und nicht zuletzt der Klimaschutz als alles überragendes Ziel bilden den Kern der Herausforderung. Neu ist – verglichen mit historischen Herausforderungen – die zeitliche Dimension. Deutschland hat sich mit seinem Klimaschutzgesetz verpflichtet, seinen Treibhausgas-Ausstoß bis zum Ende des Jahrzehnts um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern. Europa soll bis 2050 klimaneutral sein. Im Verkehrsbereich soll der Treibhausausstoß von 146 Millionen Tonnen CO₂ in 2020 auf höchstens 85 Millionen Tonnen CO₂ in 2030 reduziert werden. Allein diese zeitliche Vorgabe schließt ein konsekutives Vorgehen aus und fordert einen umfassenden, vernetzten Strategieprozess, der alle am automobilen Wertschöpfungsprozess Beteiligten miterfasst. Diese Transformation beeinflusst jedes einzelne Element des traditionellen Wertschöpfungsprozesses sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Hinsicht und führt notwendigerweise zu einschneidenden Veränderungen, die zunächst auch mit negativen Folgen verbunden sind. An deutlichsten wird dies bei der Umstellung auf E-Mobilität, die erhebliche Auswirkungen auf Umfang und Struktur der Beschäftigung hat. Andererseits eröffnen sich aber neue Chancen – insbesondere in der Batterieentwicklung, -produktion und -entsorgung, die in diesem Umfang bisher nur rudimentär oder gar nicht bestanden. Gerade die Entsorgung von nicht mehr verwendbaren Batterien muss in eine industrielle Kreislaufwirtschaft eingebettet sein, die sich nahtlos in den automobilen Wertschöpfungsprozess einfügt. Ähnlich verhält es sich mit der Entwicklung neuer Antriebsarten und der Verwendung alternativer Energieträger wie grünem Wasserstoff und synthetischer Kraftstoffe. Synthetische Kraftstoffe sind ein zwingend erforderliches Element zur Lösung des Problems der weltweit nach wie vor vorhandenen Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor. Sie sind klimaneutral nur durch Verwendung dieser Treibstoffart weiterhin zu betreiben. Die Verwendung von grünem Wasserstoff drängt sich insbesondere beim Schwer-LKW �Wir sind die Vertretung der unternehmerischen Interessen der Fahrzeugbranche �Wir bündeln die Kräfte der Großregion �Wir setzen gezielt auf Kooperationen mit den bestehenden Einrichtungen �Wir fördern die enge Zusammenarbeit mit den bestehenden Kompetenz-Clustern �Wir koordinieren und vernetzen die bestehenden Cluster (z. B. bei Veranstaltungen) �Wir betreiben aktive Öffentlichkeitsarbeit für die Branche im Fernverkehr auf, der mit E-Antrieb wirtschaftlich derzeit nicht darstellbar ist. Diese hier nur beispielhaft für andere aufgeführten technologischen Herausforderungen sind aber nur lösbar durch ein eng vernetztes System des Technologietransfers an dem nicht nur Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbände und Kammern, sondern auch Politik und Gewerkschaften zu beteiligen sind. Insbesondere den Gewerkschaften kommt in diesem Prozess eine besondere Bedeutung zu. Der entscheidende Erfolgsfaktor bei der Bewältigung von Krisen und der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren war und ist die Qualifikation und Flexibilität der Beschäftigten. Und dies gilt in besonderem Maß heute. Traditionelle Berufs- und Qualifikationsmuster verändern sich fundamental. Mit dem tradierten Erfahrungswissen von gestern sind die Probleme von heute nicht zu lösen. Dies gilt aber auch für eingeübte Verhandlungsmuster in den Gesprächen zwischen den Tarifpartnern. Das Beharren auf Besitzständen und die Verhinderung eines notwendigen Zwangs zur qualitativen Anpassung sind kein Beitrag, der dabei hilft, unsere Industrie wieder auf den internationalen Spitzenplatz zu führen, den sie über Jahrzehnte gehalten hat. Die eingeübte Tarifpartnerschaft der letzten Jahre sollte jedoch zuversichtlich stimmen, dass dies auch bei der Umsetzung der notwendigen Transfermaßnahmen wieder gelingen wird. autoregion e. V. https://www.autoregion.eu Kontakt https://autoregion.eu/de/contact Termine https://autoregion.eu/de/termine

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