OEM&Lieferant Ausgabe 1/2023

10 Schaut man bei der Suche nach der Bedeutung eines Begriffs einmal nicht – wie heute üblich – bei Google nach, sondern in der 19. Auflage der BROCKHAUS Enzyklopädie von 1993, findet sich dort unter dem Stichwort „Transformation“ die bildungssprachliche Erläuterung „Umformung, Umgestaltung, Umwandlung“ und die Definition, wonach es sich bei der Transformation um die „grundlegende Umgestaltung“ eines „wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Systems“ handelt. Und in der Tat, es scheint sich um kein neues Phänomen des Internetzeitalters zu handeln, wenn die in analogen Dimensionen denkenden und schreibenden Lexikonautoren des ausgehenden letzten Jahrtausends eine für die aktuelle Situation der globalen Automobilindustrie durchaus zutreffende Beschreibung und Erläuterung zu liefern in der Lage waren. Betrachtet man die Entwicklung der internationalen Automobilindustrie über die letzten 50 Jahre, muss man feststellen, dass die einzigen Konstanten in der Entwicklung die Umgestaltung, Umformung oder Umwandlung und die Reaktion auf neue, zuvor nicht gekannte Herausforderungen waren. Die Ölkrise 1973 mit Fahrverboten, Tempolimit und deutlich gestiegenen Benzinpreisen hatte fatale wirtschaftliche Folgen, die sich in fast allen volkswirtschaftlichen Kennzahlen niedergeschlagen hatte und die Branche weltweit in Turbulenzen brachte. Nutzen konnten dies die japanischen OEMs, die den weltweiten Automobilmarkt – allen voran den US-Markt – gehörig aufmischten und die Karten neu verteilten. Aber zugleich wuchs auch das Bewusstsein für die Begrenztheit natürlicher Ressourcen. Nicht mehr der unumschränkte Wachstumsgedanke mit immer größeren und leistungsstärkeren Antriebsaggregaten stand im Vordergrund. Sparen war angesagt und es wurden über technische Innovationen neue Transformation in der Automobilindustrie – Vision und Herausforderung Von Armin Gehl, Geschäftsführer des autoregion e. V., Saarbrücken Der autoregion e. V. ist ein eigenständig arbeitendes, komplementär-ergänzendes Organ zu den bestehenden Automotive-Netzwerken der Großregion, die dezentral in ihren Regionen Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg arbeiten. Armin Gehl zieht in seinem Beitrag einen roten Faden durch die Entwicklungsgeschichte der Automobilindustrie während der letzten Jahre bis heute, die insgesamt als ein permanenter, vom Wandel geprägter Transformationsprozess angesehen werden kann. Bild: © autoregion e. V. Motoren mit deutlich verbesserten wirtschaftlichen Leistungsdaten entwickelt. Im Windkanal geformte Karoserien schufen nicht nur ein neues, kreatives automobiles Design, sondern trugen auch bei zu geringerem Treibstoffverbrauch. Eine gewaltige Herausforderung war die Mitte der 1980er Jahre die mit Vehemenz einsetzende Globalisierung der Märkte. Zwar war die deutsche Automobilindustrie schon zuvor vornehmlich mit ihren Exporten weltweit unterwegs. Auch hatte man mit der lokalen Armin Gehl, Geschäftsführer autoregion e.V., Saarbrücken

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