OEM & Lieferant Ausgabe 2/2019 - OEM & Supplier 2/2019 by VEK Publishing

82 Dienstleistungen Ein Blick in die Glaskugel: Wie sieht die Zukunft des Einkaufs aus? Im Gespräch mit Dr. Nikolaus Helbig, Service Offering Lead Partner für Sourcing & Procurement Deutschland, und Simone Siemes, Director im Bereich Sourcing & Procurement, Deloitte. Die Automobilindustrie befindet sich im größten Wandel ihrer Geschichte. Deloitte beschreibt in der Studienreihe „The Automotive Value Chain 2025“ basierend auf einer Vielzahl von Faktoren vier verschiedene Szenarien, wie die Wertschöpfungskette der Automobilindustrie sich in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Hersteller und Lieferanten müssen den Blick in die Zukunft wagen, um die Transformation der Automobilindustrie erfolgreich zu bewerkstelligen. Eine besondere Aufgabe kommt hierbei dem Einkauf zu, da Materialkosten traditionell 70 bis 80 Prozent des Umsatzes in der Automobilindustrie ausmachen. Umauf die entstehenden Fragen Antworten zu finden, sprach OEM&Lieferant mit Dr. Nikolaus Helbig und Simone Siemes, zwei Experten von Deloitte aus dem Bereich Automotive und Einkauf. OEM&Lieferant: Autonomes Fahren, Con- nected Car, Elektrifizierung – das sind nur einige der Herausforderungen der Auto- mobilindustrie. Welche Auswirkungen hat dies auf die Einkaufsfunktion der Zukunft? Dr. Nikolaus Helbig: Die genannten Heraus- forderungen werden sowohl verändern, was beschafft werden muss, als auch wie es be- schafft wird. So werden in erster Linie neue Produktewie Sensoren, Software und digitale Dienstleistungen in den Fokus des Einkaufs rü- cken. Damit einher geht der Eintritt neuer Lie- feranten in denMarkt, z. B. von Tech-Giganten wie Apple oder Google, aber auch von kleinen Start-ups. OEMs werden neue Geschäftsbe- ziehungen eingehen müssen, die durch ein verändertes Kräfteverhältnis zwischen den Partnern geprägt sind. All dies erfordert neue Fähigkeiten und eine differenziertere Heran- gehensweise hinsichtlich der Marktbearbei- tung, dem Beziehungsmanagement und der angewandten Verhandlungstechniken. Die Einbindung fortschrittlicher Sourcing-Tools zur Ausschreibungs- und Verhandlungsunter- stützungmit integrierter Vergabeoptimierung sei hier beispielhaft genannt. Darauf müssen Unternehmen reagieren und mitunter ihre Ein- kaufsorganisation und -prozesse anpassen. OEM&Lieferant: Welche Rolle spielt Digita- lisierung demnach in der Zukunft des Ein- kaufs? Dr. Nikolaus Helbig: Digitalisierung im Einkauf sorgt für niedrigere Kosten, besseren Cashflow und nachhaltige Compliance. Dabei geht es nicht allein um Technologie, sondern um eine ganzheitliche Transformation, bei der eine stra- tegische Einbettung fundamental für den Er- folg ist. Die Digitalisierung bietet neue Ansätze undWerkzeuge zur Optimierung des Einkaufs. Durch effektiveren und effizienteren Einkauf lassen sich Kostenreduktionen verwirklichen: AI-Tools ermöglichen die Optimierung von Ver- gaben, Prozessautomatisierung verringert die Durchlaufzeiten, Sourcing Bots erhöhen die Ausschreibungsquote im Wettbewerb. OEM&Lieferant: Bleiben die klassischen Einkaufsziele dann noch unverändert? Simone Siemes: Die klassischen Einkaufsziele Kosten, Qualität und Compliance bleiben wich- Bild: © Debra Anderson/shutterstock.com

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