Unternehmen & Trends 1/2024

14 Passung einer bestimmten Person in eine Umgebung hinsichtlich des Wohlfühlfaktors in einem bestehenden Wertesystem, aber auch die individuelle Einschätzung, ob die Person in der Organisation einen sinnvollen Beitrag liefern kann, also etwas bewegen kann. Was wurde aus Ihrer Sicht in der Vergangenheit vernachlässigt, dass es zu der heutigen Situation am Markt von Fach- und Führungskräften kommen konnte? Es wäre einfach zu sagen, der Fach- und Führungskräftemangel ist schlicht auf den demographischen Wandel und die alternde Bevölkerung zurückzuführen. Es wurden zu spät Maßnahmen ergriffen. Qualifikationslücken müssen geschlossen werden, im Rollenverständnis zwischen Mann und Frau sind andere Länder weiter entwickelt, aber die Digitalisierung erfordert auch ganz neue Fähigkeiten. Hier sind wir nicht agil genug. Im globalen Wettbewerb um Talente konkurriert Deutschland zunehmend mit anderen Ländern. Früher haben viele Führungskräfte nur national gedacht. Heute sind zahlreiche Top-Kandidaten global mobil. Wir müssen in Deutschland mehr Anreize schaffen, um hier arbeiten zu wollen. Nicht nur für Berufe, in denen wir dringenden Bedarf haben, wie etwa in der Pflege, sondern auch im Bereich der Führungskräfte. Auch die starren Regelungen zum Renteneintritt sollten überdacht werden. Welchen Einfluss hat das Thema Arbeitszeit bzw. Verteilung von Arbeitszeit auf die Unternehmenskultur? Der Grad der flexiblen Arbeitszeitgestaltung in einem Unternehmen prägt immer auch die Kultur in einem Unternehmen. Unternehmen mit starren Arbeitszeiten und Anwesenheitspflicht haben nach meiner Beobachtung immer einen geringeren Anteil Interview Erfolgsfaktor Unternehmenskultur Interview mit Frau Dr. Martina Fohr, Leadership Advisor für Transport / Logistik / SCM / Chemicals / E-Business bei Spencer Stuart in Frankfurt am Main Gleich welche Branche man auch befragt - überall wird der Mangel an geeigneten Fach- und Führungskräften als eines der Hauptprobleme für die strategische und operative Weiterentwicklung von Unternehmen angesehen. Grund dafür ist zum einen die demografische Entwicklung aber auch die Tatsache, dass zunehmend ein gesellschaftlicher Werte- und Strukturwandel in die Arbeitsprozesse Einzug hält und tradierte Formen der Zusammenarbeit in Frage stellt. Die Antwort auf die damit zusammenhängenden Fragestellungen sieht Frau Dr. Martina Fohr, Leadership Advisor für Transport / Logistik / SCM / Chemicals / E-Business bei Spencer Stuart in Frankfurt am Main in einer ausgeprägten Unternehmenskultur, die der Erfolgsfaktor für Recruiting und Bindung von Fach- und Führungskräften sein kann. Unter Unternehmenskultur wird gemeinhin ein System gemeinsamer Werte, sozialer Verhaltensnormen und Steuerungsinstrumenten verstanden, die in Summe oder auch einzeln Verhalten und Entscheidungen von Organisationen beeinflussen. Diese zunächst wertfreie Definition sagt nichts aus über die Beeinflussung von Fach- und Führungskräften. Welchen Elementen einer Unternehmenskultur kommen aus Ihrer Sicht besondere Bedeutung zu? Dr. Fohr: Ich denke, hier muss man zwei Ebenen unterscheiden. Auf Unternehmensebene scheinen insbesondere Werte wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit, Work-Life-Balance und ein hohes Maß an transparenter Kommunikation sowie nicht zuletzt eine „lernende Organisation“ die wesentlichen Kriterien einer modernen Unternehmenskultur zu sein. Auf individueller Ebene ist es jedoch häufig die Bilder: © BildWert Hilpert Dr. Martina Fohr Dr. Rudolf Müller

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