OEM&Lieferant 2/2023

40 Mobile Roboter Wie AGV-Projekte erfolgreich werden „Die Erwartungen an mobile Roboter sind überzogen“ Interview mit Mathias Behounek, Geschäftsführer SAFELOG GmbH Der Hype um mobile Transportroboter (MTR) hält an. Häufig wird der Eindruck erweckt, die Technologie sei bereits hunderttausendfach im Einsatz. Doch nur wenige Unternehmen setzen mobile Roboter im großen Stil ein. Und die Zahl der gescheiterten Projekte steigt. Der Grund: überzogene Erwartungen und zu wenig internes Wissen über die Technologie. SAFELOG-Geschäftsführer Mathias Behounek erklärt, welche Hürden die Branche noch nehmen muss. Herr Behounek, wo steht die mobile Robotik und wie sind die Zukunftsaussichten der Branche? Es herrscht große Einigkeit darüber, dass die mobile Robotik in den nächsten Jahren weiter stark wachsen wird. So prognostiziert das Marktforschungsinstitut Interact Analysis, dass der Markt für Transportroboter in den nächsten fünf Jahren trotz der momentan angespannten wirtschaftlichen Lage jährlich um bis zu 40% wachsen wird. Denn Fachkräftemangel und steigende Produktionskosten zwingen viele Unternehmen, in die Automatisierung ihrer Prozesse zu investieren. Allerdings sind die Erwartungen an die Leistungsfähigkeit mobiler Transportroboter völlig überzogen. Wie meinen Sie das? Der Druck auf die Industrie ist unglaublich hoch. Glaubt man den Medien und einigen Herstellern, werden wir in kurzer Zeit große Flotten in nahezu allen intralogistischen Anwendungen sehen. Die Roboter sollen autonom navigieren, Hindernissen ausweichen und keine Abhängigkeiten haben. Es scheint, als könnten sie ohne großen Aufwand in nahezu jedes Layout integriert werden, ohne dass bestehende Prozesse hinterfragt werden müssen. Dieser Eindruck ist falsch und einer der Hauptgründe, warum Projekte mit mobilen Robotern in der Praxis immer wieder scheitern. Um es klar zu sagen: Unsere Branche steht noch ganz am Anfang. Allen Prognosen zum Trotz werden die Stückzahlen in der Breite erst dann steigen, wenn wir es schaffen, AGV-Projekte beherrschbar und erfolgreich zu machen. Wie in der Factory 56 bei Mercedes Benz? Dort haben Sie mit 500 Robotern die größte Roboterflotte Europas in Betrieb genommen. Das ist richtig. Die Factory 56 war für uns ein Meilenstein und der Beweis, dass sich große AGV-Flotten in diesem hochkomplexen Umfeld realisieren lassen, wenn man sich auf die wesentlichen Aufgaben fokussiert. Ich denke aber nicht, dass vollautomatisierte Fabriken in absehbarer Zeit Standard sein werden. Aber das Thema ist sexy und kommt deshalb bei Investoren und in der öffentlichen Wahrnehmung gut an. Je weiter man sich in der Intralogistik vom Shopfloor entfernt, desto größer werden die Erwartungen an das Thema. Mit einer realistischen Vorstellung davon, was MTR leisten können, hat das wenig zu tun. Also zurück zu den Basics? Das ist unser Ansatz bei SAFELOG. Man muss sich radikal auf das Wesentliche konzentrieren. Das bedeutet, dass wir nur die Technologie in unsere Roboter integrieren, die man unbedingt braucht, um die Aufgabe zu erledigen. Alles andere ist überflüssig. Im Bereich Automotive haben wir weltweit über 3000 mobile Transportroboter Bild: © KNOLL Maschinenbau GmbH Die Leistungsfähigkeit mobiler Roboter wird oftmals überschätzt, findet SAFELOG-Geschäftsführer Mathias Behounek.

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