OEM&Lieferant Ausgabe 1/2020

4 autoregion e.V. Verbrenner versus E-Antrieb Anmerkungen zur automobilen Antriebsart der Zukunft Von Armin Gehl, Geschäftsführer der autoregion e.V. Saarbrücken Eines steht außer Frage – weitermachenwie bisher imVerkehrsmarkt ist keine Alternative. Dass sich etwas tunmuss, ist unumstritten. Autoabgase stehen für rund 30 Prozent aller CO 2 Emissionen in der EU. 72 Prozent davon entfallen auf den PKW- und LKW-Verkehr. Trotz immer effizienterer Motoren stellt sich keine wirkliche Verbesserung ein. Die Autos wurden gleichzeitig immer schwerer und die Verkehrsleistung stieg insgesamt deutlich an. Die technologische Effizienzsteigerung verpufft im wahrsten Sinne des Wortes. Und die EU hat sich zum Ziel gesetzt, die Verkehrs- emissionen um 60 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Über den richtigen Weg aus diesem Dilemma herrscht Uneinigkeit – oft zwischen Politikern und Fachleuten. Leider ist die Diskussion nicht immer von naturwissenschaftlicher Sachlich- keit geprägt. Selbsternannte Gralshüter des Naturschutzes treiben Politik und Kommunen mit Gerichtsentscheidungen zu Fahrverboten vor sich her. Wirtschaftliche Unternehmens- interessen oder politische Befindlichkeiten verstellen allzu oft den Blick auf pragmatische und zielführende Lösungen. Das Ergebnis ist: die Kunden sind irritiert und reagieren mit Kaufzurückhaltung. Beispiel „Diesel“: Der Anteil an Dieselfahr- zeugen bei den Neuzulassungen ging von gut 50 Prozent im Jahr 2015 auf nur noch rund 30 Prozent im Oktober 2019 zurück. Leider ist der Vorwurf, die Automobilindustrie habe durch den Dieselskandal den Imageverlust des Dieselmotors weitgehend selbst verursacht, nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Unter Fachleuten besteht jedoch Einigkeit, dass der Dieselmotor auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele ein unverzichtbares Element dar- stellt. Wegen der effizienteren Verbrennung auf- grund der Selbstzündungssystematik ist der Diesel im Vergleich zum Benziner trotz eines höheren Kohlestoffanteils beim CO 2 -Ausstoss um zirka 15 Prozent im Vorteil. Ein weiterer Vorteil des Diesel besteht in den deutlich ge- sunkenen Feinstaub-Emissionen moderner Dieselmotoren der Klasse Euro-6. Neuste Untersuchungen ergaben, dass die Abgase eines moderneren Dieselmotors sauberer sind als die für die Verbrennung eingesogene Um- weltluft. Nicht zu leugnen ist jedoch die Tat- sache steigender Stickoxid-Belastung infolge verbesserter Verbrennungswerte. Euro-6 Motoren begegnen diesem Phänomen mit der aktiven DeNOx-Abgasnachbehandlung. Folgt man den Signalen aus der Politik, scheint der Elektroantrieb der Königsweg zum Errei- chen der Klimaziele zu sein. Alle namhaften Hersteller führen zwischenzeitlich E-Modelle in ihrem Produktportfolio oder entwickeln ganze Produktbaureichen mit elektrisch an- getriebenen Fahrzeugen. Betrachtet man die Zulassungsstatistik, scheint sich der reine Elektroantrieb nach und nach durchzusetzen. Seit 2015 hat sich die Zahl der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen fast verdreifacht und wird 2019 mit über 53 000 Einheiten einen neuen Rekordwert erreichen. Damit liegt der Marktanteil von Elektro-Fahrzeugen bei 2,6 Prozent in Deutschland, aber immer noch ein gutes Stück hinter den Niederlanden mit 9 Prozent oder China mit 4,7 Prozent Marktan- teil. Den absoluten Spitzenplatz hält im inter- nationalen Vergleich nach wie vor Norwegen mit einemMarktanteil von 61 Prozent. Das Bei- spiel Norwegen zeigt jedoch die Fragwürdig- keit solcher Vergleiche. Der hohe Marktanteil ist dort auf umfangreiche staatliche Förder- maßnahmen der E-Mobilität zurückzuführen, die im Wesentlichen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas finanziert wurden, das dann Bild: © autoregion e.V. Armin Gehl, Geschäftsführer der autoregion e.V. Saarbrücken T E I L E N

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