Unternehmen & Trends - Digitalausgabe 2/2021

11 Buch-Neuerscheinung Informatik in der Fabrik Die Welten wachsen zusammen Autoren: Dr. Olaf Sauer und Dr. Thomas Usländer Geleitwort des Verlegers Die Digitale Transformation ist in vollem Gange. Hauptsächliche Treiber sind neue Informations- und Kommunikationstechno- logien, die als „Gamechanger“ auf die in- dustrielle Produktion wirken. Ingenieure und Informatiker schwärmen gleichermaßen von den neuen Möglichkeiten, die sich für bei- de Seiten ergeben. Nur: Bisweilen fehlt das fachliche Verständnis für die jeweils ande- re Disziplin. Produktionstechniker tun sich schwer damit, der schnellen Entwicklung der IT zu folgen – und zu verstehen, wie sich Künstliche Intelligenz und Plattformlösun- gen auf ihr Fachgebiet auswirken. Anderer- seits sind Fabriken für viele „Digital Natives“ merkwürdige Gebilde, in denen archaische Dinge geschehen. Deshalb haben wir es aus Verlagssicht sehr begrüßt, dass Dr. Olaf Sauer und Dr. Thomas Usländer, beide vom Fraunhofer IOSB in Karlsruhe, mit der Idee des hier vorliegenden eBooks „Informatik in der Fa- brik“ auf uns zukamen. Denn genau darum geht es: Um die integrierte Betrachtung der für unsere Zukunft so entscheidenden Dis- ziplinen Produktionstechnik und Informatik. Den beiden Autoren, Produktionstechniker der eine, Informatiker der andere, gelingt es, die komplexen Inhalte so zu vermit- teln, dass ein gemeinsames Verständnis entsteht. Der Anspruch dieses LOGiBits ist es nicht, alle fachlichen Details zweier Fachwelten in der Tiefe zu erklären. Vielmehr geht es den Autoren darum, notwendiges Überblicks- wissen zu vermitteln und das gemeinsame Verständnis für die jeweils andere Seite zu fördern. Denn nur gemeinsam kann es ge- lingen, die künftigen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Ludwigsburg, im Juli 2021 Gerhard Spengler Weiterlesen https://t1p.de/8nx3 Informatik in der Fabrik Die Welten wachsen zusammen. Ein Überblick von Olaf Sauer und Thomas Usländer EPUB 978-3-932298-96-7 PDF 978-3-932298-95-0 Leseprobe Eine kurze Vorgeschichte Manche Experten behaupten, früher sei die Welt noch einfach gewesen. Mit „früher“ ist vor allem „vor der Erfindung der Infor- mationstechnik“ gemeint. Wir sehen das nicht so, die Welt war nur anders. Zum Beispiel in der Industrie: Da gab es Fabriken, in denen Menschen Maschinen bedienten, um Produkte herzustel- len. Irgendwo im Büro saß ein Ingenieur, der an einem Computer die Steuerungsprogramme für die Maschinen entwarf und dafür Lochkarten stanzte. Die Maschinen, die diesen Programmen folg- ten, hießen NC-Maschinen, NC von „Numeric Control“, zahlen- gesteuert. In diesen Fabriken gaben Produktionstechniker den Ton an, Informatiker brauchte man noch nicht so dringend, wenn es sie denn überhaupt schon gab, denn die Maschinen sollten Teile herstellen. IT-technische Vernetzung beeinträchtigte die Fertigung in den Augen der Ingenieure nur. Auch die Maschinen- programme konnten noch von „normalen“ Technikern und Inge- nieuren geschrieben werden. Das begann sich zu ändern, als die ersten Programme zur Pro- duktionsplanung und -steuerung entstanden, die zunächst größe- re Anlagen und Produktionsbereiche („Werkstätten“), später dann ganze Fabriken mit Computerunterstützung planen und steuern sollten. Mit der verbesserten Leistungsfähigkeit von Computern erweiterten sich auch deren Einsatzmöglichkeiten in der indust- riellen Produktion, bis hin zur Vision einer computerintegrierten Fabrik. Das Schlagwort hieß CIM (Computer Integrated Manufac- turing) und erwies sich faktisch eher als Vision. Informations- und Kommunikationstechnik waren noch nicht so weit, um komplexe Abläufe komplett abbilden oder gar zuverlässig steuern zu kön- nen. Die Informationswelt und die materielle Welt waren noch deutlich getrennt. Stichwort „materiell“: Tatsächlich erwiesen sich Material- und Kapazitätswirtschaft häufig als Schwachpunkt: Die Systeme meldeten Material oder Maschinen als verfügbar und planten es für die Produktion ein, das physisch gar nicht vor- handen oder bereit war. Die Produktion stand. Terminjäger waren auf der Suche nach Material, und die Meister mussten sich in der Werkstatt davon überzeugen, dass eine Maschine gerade wegen einer Wartung nicht zur Verfügung stand. Um solche teuren Aus- fälle zu vermeiden, planten die Systeme große Puffer – und die Werksleitung legte klammheimlich noch größere Zwischenlager an. Die Lager und Flächen füllten sich, neben den Fabriken wuch- sen Bestände von Rohmaterial und Halbfertigteilen. Und wegen des gebundenen Kapitals kosteten sie Geld, manchmal sehr viel Geld.

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