OEM & Lieferant - Ausgabe 2/2022

38 2. APIs und Microservices, d.h. passende Softwarelösungen, die die Teilnehmer des Ökosystems dazu befähigen, vernetzte Lösungen und damit eine neue Reihe von Geschäftsprozessen von F&E, Design, Produktion, Endmontage, Service und Betrieb umzusetzen. Of fenheit und auf Standards basierende Integration sind die Schlüsselfaktoren, da alle Beteiligten ihre Anlagen und Dienste miteinander verbinden werden. 3. Umsetzungs-Labs, um beispielsweise bestehende Produkte zu intelligenten Produkten der nächsten Generation zu entwickeln und prototypisch zu fertigen, im Sinne eines an das Unternehmen angedockten Start-ups. Nichts überzeugt einen mittelständischen Geschäftsführer mehr als ein konkretes Beispiel, möglichst nah an seinen eigenen Produkten. 4. Analog zu Catena-X, dem Ökosystem für die Automobilindustrie, muss es Transfermaßnahmen geben, um die Lösungen schnell und wirksam in die Breite zu tragen – vor allem zu denjenigen Unternehmen, die jetzt noch am Rande des DigitalisierungsSpielfeldes stehen. Das Beispiel „Catena-X Automotive Network“ zeigt, dass sich eine gesamte Industrie und alle Teilnehmer an der Wertschöpfung eines Fahrzeugs in einem Informationsnetzwerk zusammenfinden wollen. Die Branche der Fabrikausrüster braucht eine komplementäre und kompatible Initiative für ihre eigenen Wertschöpfungsketten zu ihren Kunden – den Betreibern von Fabriken und Anlagen in den jeweiligen Industrien! Diese Initiative würde ‚Re-Use‘ der Ergebnisse des CatenaX-Konsortiums (sofern möglich) betreiben und nicht in Konkurrenz zum Verein oder dem Konsortium von dem Catena-X Automotive stehen. Komplementär zu Catena-X soll das neue Datenökosystem der Ausrüster branchenspezifische und mittelstandstaugliche Digitalisierungslösungen für die Fabrikausrüster entwickeln und bereitstellen. Ebenso wie Catena-X wird auch dieses Ökosystem politischen Rückenwind und eine nennenswerte Förderung in ähnlicher Höhe benötigen. Die Autoren dieses Artikels sehen sich als Pioniere, um ein Leuchtturmprojekt der Ausrüsterbranche als ‚Werkbank‘ (analog zu Catena-X) zu strukturieren und zielorientiert voran zu treiben. Die Branche der Ausrüster Anders als in der Automobilbranche gibt es keine „Platzhirsche“, die die Kernprozesse der Branchen diktieren oder standardisieren können. Stattdessen setzt sich die Branche der Ausrüster in Deutschland – wie bereits skizziert – aus Unternehmen unterschiedlicher Größe mit sehr diversen Produkten, Fähigkeiten, Leistungen zusammen. Außerdem sind die Firmen in unterschiedlichen Verbänden organisiert wie ZVEI, VDMA oder BITKOM. Zur Ausrüstungsbranche gehören Fabrik- und Anlagenbetreiber als Abnehmer/Kunden von Maschinen und Anlagen unterschiedlicher Hersteller, z.B. in der Automobil-, Pharma- oder Getränkeindustrie, die teilweise selbst wieder Investitionsgüter herstellen und damit der Ausrüsterbranche zugerechnet werden können, Systemintegratoren, die Maschinen- und Anlagen verschiedener Hersteller zu kompletten Linien zusammenbauen, z.B. zur Elektronikbestückung oder in der Abfüll- und Verpackungsindustrie M aschinen- und Anlagenbauer von der Abfüllanlage bis zur Zerspanung, Komponentenhersteller, z.B. hydraulische, pneumatische oder mechanische Komponenten, Automatisierungsanbieter, vom Sensoren über Steuerungen bis zum Edge- Device, Softwareunternehmen, z.B. SCADA7- und MES-Anbieter, Planer, Engineering-Dienstleister und Inbetriebnehmer sowie Anbieter von Service-, Suppor t- & Instandhaltungsdienstleistungen. Ein Beispiel für die Bedrohung der Position deutscher Fabrikausrüster ist der sog. Werkzeugmaschinenverbrauch, errechnet aus eigener, inländischer Produktion + den importierten Maschinen abzüglich (./.) der exportierten Maschinen. Die folgende Grafik zeigt deutlich, dass China sich zum Weltproduktionsstandort entwickelt hat und inzwischen zum großen Teil selbst mit Maschinen versorgt. In den selbst hergestellten Maschinen sind natürlich dann auch Steuerungen, Automatisierungstechnik, etc. enthalten, was bedeutet, dass die chinesische Ausrüsterindustrie inzwischen die Absatzchancen deutscher Unternehmen maßgeblich schmälert. Die Branche der Fabrikausrüster hat viele Ansätze und Initiativen ergriffen, jedoch hat sie bisher weder einen gemeinsamen Ansatz zur Unterstützung der unternehmensübergreifenden Kernprozesse innerhalb der eigenen Branche, noch zur Unterstützung der Prozesse gegenüber den Kunden der Branche (z.B. Automobilindustrie, Lebensmittelindustrie, Verfahrenstechnische Industrie, Rohstoffindustrie, Pharmazeutische Industrie, etc.) geschafft. 1)  Statistisches Bundesamt (DESTATIS), „Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe im Juni 2021“ 2)  Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), „Digitale Transformation der Industrie“, abgerufen am 08. September 2021, 3)  Statistisches Bundesamt (DESTATIS), „Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland nach dem Inlandskonzept von 1991 bis 2020“, abgerufen am 08. September 2021 4)  „Maschinenbau in Zahl und Bild 2012“, VDMA 2012 5)  „Production Systems 2020 – Global challenges and winning strategies for the mechanical engineering industry“, Roland Berger, January 2011 6) „ Konjunktur: Volkswirtschaftliche Einschätzung und Ausblick“ , IKB Deutsche Industriebank, Sommer 2021 7)  Supervisory Control And Data Acquisition ‚Werkzeugmaschinenverbrauch‘ im Vergleich (Quelle: DMG Mori) Fraunhofer IOSB Automatisierung und Digitalisierung www.iosb.fraunhofer.de/AD Handelsblatt MANUFACTURING-X https://t1p.de/2fjuy Teilen

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