OEM & Lieferant - Ausgabe 2/2022

37 ihrerseits aus einer Vielzahl heterogener Anbieter bestehen. Insgesamt beschäftigt die ausrüstende Industrie aus Maschinen-/Anlagenbau, Elektro- und Automatisierungstechnik sowie IKT rd. 2,3 Mio. Beschäftigte. Mittelstand meets Digitalisierung Die real existierende Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Fabrikausrüster erodiert angesichts des schnellen und radikalen industriellen Wandels hin zu digital vernetzten Wert- schöpfungssystemen. Viele der kleinen und mittelständischen Fabrikausrüster haben die Ergebnisse der deutschen Industrie 4.0-Initiative und deren digitale Technologien nur zögerlich aufgenommen und setzen sie darum auch nur langsam in Maschinen, Anlagen und Komponenten der nächsten Generationen um; bei Vernetzung und Datenaustausch scheinen sie noch zurückhaltend zu sein. Allein hochproduktive und zuverlässige Maschinen und Anlagen zu liefern, wird zukünf tig als Dif ferenzierungsmerkmal und Basis des Geschäf tserfolgs nicht mehr ausreichen. Derzeit vollzieht sich ein Paradigmenwechsel vom Produktfokus zu nutzenbasierten Mehrwerten, sog. Produkt-Service-Systemen (PSS), die für neue Wertschöpfung sorgen und zukunftssichere Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Mitarbeiter sichern bzw. schaffen. Ergänzende Dienstleistungen rund um die Maschine ermöglichen im Zusammenspiel mit den Möglichkeiten der industriellen Digitalisierung überdies die Perspektive für datenbasierte Subskriptions-Geschäf tsmodelle der „As-a-Service“-Economy, die als weniger anfällig gelten für Absatzschwankungen und Investitionszyklen und die gleichzeitig die Kundenbindung und damit die sensible Kundenschnittstelle massiv verstärken können. Der Schlüssel zu produktbegleitenden digitalen Dienstleistungen und additiven Wertschöpfungspotenzialen liegt dabei in den Händen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Diese Dienste schaffen zudem Transparenz in Bezug auf Wertschöpfungsketten und verbessern somit Resilienz und ermöglichen Stoffkreisläufe hin zu einer kreislauffähigen Wirtschaft. Zusätzlich zu den traditionellen hardwarenahen Kompetenzen müssen die Fabrikausrüster also schnell umfassende Kompetenzen lernen und beherrschen, um neue „Tools“ wie GAIA-X, Datensicherheit und -souveränität, Plattformen und Datenökosysteme, etc. nutzbringend um- und einsetzen zu können. Und dies wird nicht im Alleingang erfolgreich sein können. Der Wissensrückstand kann nur in Kooperation mit Partnern zu einem Erfolg führen. Dafür schlagen wir ein sicheres, offenes und skalierbares Branchennetzwerk vor, das das gesamte Fertigungs-Ökosystem bedient. Das Netzwerk ist die Basis für die nächste Generation von Brancheninnovationen und den zentralen und sicheren Informationsaustausch zusammen mit interoperablen Lösungen über die gesamte Wer tschöpfungskette der Ausrüsterbranche hinweg – von der Entwicklung über die Herstellung, den Verkauf, den Service, die Nutzung von Komponenten, Maschinen, Fabriken oder Anlagen bis zur Wiederverwertung oder Aufarbeitung einschließlich Inanspruchnahme von neuen ‚data-driven‘ Dienstleistungen. Wir können uns sogar vorstellen, dass Maschinen an sich weniger das Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb der Fabrikausrüster sind, sondern die softwarebasierten Dienste, die sie um ihre Maschinen, Anlagen und Komponenten herum anbieten – nicht jetzt sofort, aber mittel- und langfristig. Dies setzt natürlich voraus, dass der Markt diese Angebote fordert und annimmt und der Rechtsrahmen für alle im Binnenmarkt geschaffen wird. Ein solches Ökosystem besteht aus vier Schlüsselbausteinen: 1. Ein einheitliches Geschäf tsnetzwerk für die Branche. Digitale Geschäftsideen entstehen zunehmend in Kooperation mit Partnern – im Gegensatz zur Vergangenheit, in der Innovationen eher inkrementell/evolutionär ver folgt wurden, kann zukünftig kein Maschinen- oder Anlagenhersteller allein datenbasier te Dienste entwickeln. Dafür braucht es eine GAIAX-konforme Plattform, auf deren Basis Betreiber, Ausrüster und Komponentenhersteller Daten austauschen: in Echtzeit, vertrauenswürdig, sicher, jederzeit verfügbar. Wichtige Bestandteile sind auch sichere Datenräume, die nach ähnlichen Prinzipien und gemeinsamen Standards aufgebaut werden und welche den souveränen Umgang mit Daten und Informationen über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglichen. Beschäftigte in der deutschen Fabrikausrüsterindustrie Konvergenz von Mechatronik und Digitalisierung verändert die Prozesskette im Maschinenbau

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