OEM & Lieferant - Ausgabe 2/2022

36 Manufacturing-X Datenökosystem für Fabrikausrüster Wie der Maschinen- und Anlagenbau, die Elektro- und Automatisierungsindustrie und die IKT-Branche ihre Kräfte bündeln Autoren: Unterstützer: Nils Herzberg, Open Industry 4.0 Alliance Marc Sesterhenn, Rittal Gerd Hoppe, Beckhoff Christian Methe, DMG Mori/ISTOS Georg Kube, SAP Klaus Ottradovetz, ATOS Olaf Sauer, Fraunhofer IOSB Ingo Sawilla, Trumpf Jürgen Schmelting, Fraunhofer ISST Hans Jörg Stotz, FESTO Einleitung / Motivation Die physische Produktion von Waren und Gütern ist Kern und Rückgrat prosperierender Volkswirtschaften. Allein in Deutschland waren Ende Juni 2021 knapp 5,5 Millionen Menschen unmittelbar in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit 50 und mehr Beschäftigten tätig1. Direkt und indirekt hängen sogar rund 15 Millionen der knapp 45 Millionen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik von der produzierenden Wirtschaft ab.2, 3 Wichtige Teilbranchen des verarbeitenden Gewerbes sind die Automobilindustrie und die Ausrüster der produzierenden Industrie, im Folgenden als Fabrikausrüster bezeichnet. Die Automobilbranche hat mit Unterstützung der Bundesregierung im Jahr 2021 das Projekt Catena-X gestartet: es entsteht ein neues unternehmensübergreifendes Ökosystem: Catena-X zielt darauf ab, einen sicheren, datensouveränen und schnellen Austausch von Informationen innerhalb automobiler Wertschöpfungsnetzwerke zu ermöglichen. Das soll in der Folge die Digitalisierung der Branche, die Kollaboration und die Effizienz von Prozessen erhöhen, damit das deutsche Automotive-Ökosystem zukünftig wettbewerbsfähig bleibt. Dazu kooperieren in Catena-X die drei großen deutschen OEMs (BMW, Mercedes, Volkswagen) mit großen und mittelständischen Zulieferern aus der gesamten automobilen Zulieferkette. Die Branche der Fabrikausrüster setzt sich aus Disziplinen zusammen wie demMaschinen- und Anlagenbau, der Komponentenherstellung, der Automatisierungstechnik und dem weiten Feld industrieller Informations- und Kommunikationstechnik mitsamt den dazugehörigen Steuerungs- und Softwaresystemen. Diese Industrie gilt ebenfalls als Leitindustrie für Deutschland und ist im Wesentlichen mittelständisch geprägt. Ihre Unternehmen planen, beliefern und automatisieren Fabriken und Anlagen in der ganzen Welt und erwirtschaften einen beträchtlichen Anteil des deutschen Bruttoinlandsprodukts (rd. 23 Prozent). Seit Jahrzehnten bestätigt sich: Wird in einer Volkswirtschaft viel produziert, hat sie gleichzeitig eine starke Produktionstechnik-Industrie. Allerdings: 1992 lag der Anteil der produzierenden Industrie am deutschen BIP noch bei 30,8 Prozent. Das zeigt: Inzwischen haben andere Länder aufgeholt. Vor allem China ist über den Status des Weltproduktionsstandorts hinaus inzwischen auch ein mehr als ernst zu nehmender Welt-Produktionstechnik-Standort geworden. Deutschland hat schon im Jahr 2011 den Titel des „Exportweltmeisters“ verloren4. Offenbar unmerklich haben sich chinesische Anbieter, die vor allem die unteren und mittleren Segmente des Maschinenbaus erfolgreich bedienen, an deutschen und europäischen Unternehmen vorbeigeschoben5. Und die weitere Entwicklung zeigt keine Trendwende – im Gegenteil. Der Verlauf zeigt eine zunehmende Divergenz zwischen der deutsche und der globalen Industrieproduktion6. Dabei existiert die Ausrüstungsbranche nicht im Sinne eines homogenen Anbieterkreises, sondern sie setzt sich aus den genannten Teilbranchen zusammen, die Bilder/Grafiken: © Fraunhofer IOSB Fabrikausrüstungen sind wichtige Datenquellen

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