OEM & Lieferant - Ausgabe 2/2022

30 und ihre funktionale Sicherheit zu gewährleisten. Durch diese Updates werden für den Fahrer auf Knopfdruck Weiterentwicklungen und gänzlich neue Funktionen zugänglich. Dies führt allerdings gleichzeitig dazu, dass sich jedes Fahrzeug fortlaufend verändert – einhergehend mit enormen Kosten und Aufwänden für die Absicherung und Freigabe. Insbesondere der kurze Zeitraum zwischen den Updates führt dazu, dass die Validierung neuer Software-Versionen auf Basis realer Fahrzeuge nur sehr eingeschränkt umsetzbar ist. Der Einsatz virtueller Prototypen trägt durch eine agile Entwicklung und Validierung zwischen den Quality Gates maßgeblich dazu bei, OTA-Updates sicher bereitstellen zu können. Durch die schiere Komplexität der Testszenarien sowie die enorme Anzahl zu prüfender Testfälle ist es notwendig, die Nutzung der Simulation zu skalieren, um schnelle Iterationszyklen zu ermöglichen. Dafür eignen sich verschiedene Methoden, die unterschiedliche Voraussetzungen in Bezug auf die Infrastruktur mit sich bringen. Eine Skalierung ist lokal durch High-Performance Computing (HPC) oder auf Basis der Cloud-Technologie realisierbar. Die Simulation kann so vollumfänglich für breit angelegte Softwaretests genutzt werden, um extrem große Testumfänge in kurzer Zeit abzuarbeiten. Die vorgestellten Lösungen tragen maßgeblich dazu bei, den Transformationsprozess der Automobilindustrie zu optimieren. Durch den virtuellen Fahrversuch und die Einführung bewährter Software-Entwicklungsmethoden kann der Entwicklungsprozess den Herausforderungen entsprechend angepasst und die funktionale Sicherheit gewährleistet werden. Engineering Partner Etablierung eines kontinuierlichen und agilen Fahrzeugentwicklungsprozesses Von Martin Herrmann, Business Development Manager ADAS & Automated Driving, IPG Automotive GmbH Durch die Tendenz zum Software-definierten Fahrzeug finden die größten Veränderungen in der Automobilindustrie nicht mehr in den klassischen Bereichen der Fahrzeugtechnik, sondern vor allem im Bereich der Software und der dazugehörigen Steuergeräte statt. Diese Entwicklung führt zu einer signifikant steigenden Komplexität im Hinblick auf den Test und die Absicherung von Assistenzfunktionen, da diese nicht mehr nur domänenspezifisch, sondern interdisziplinär agieren müssen. Schwerpunktthemen rund um das automatisierte Fahren bringen eigene neue Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die funktionale Sicherheit, mit sich. Dies erfordert es, das Gesamtsystem sowohl im Kontext des Gesamtfahrzeugs als auch in realistischen Szenarien zu betrachten. Ein stärkerer Fokus auf das Gesamtsystem Fahrzeug – also Systems Engineering – ist demnach zwingend notwendig. Die Anforderung, Software-Updates während des Produktlebenszyklus over-the-air (OTA) bereitzustellen, verkürzt dabei die zur Verfügung stehende Zeit für Entwicklung und Test erheblich. Um diesen Herausforderungen begegnen und die Komplexität beherrschen zu können, ist es erforderlich, bestehende Entwicklungsprozesse anzupassen und neue Entwicklungsansätze zu etablieren. Die Grundlage hierfür bildet der in der Fahrzeugentwicklung unverzichtbar gewordene virtuelle Fahrversuch. Die Simulationsplattform CarMaker ermöglicht die Entwicklung und den durchgängigen Test bereits in sehr frühen Entwicklungsphasen bis hin zur Absicherung im Gesamtfahrzeug. Das zu testende System wird dafür in den sogenannten virtuellen Prototyp integriert und durchgängig in jeder Phase des Entwicklungsprozesses in realistischen Szenarien getestet. Virtuelle Prototypen stellen dabei vollwertige digitale Zwillinge realer Fahrzeuge dar. Sie bilden die Basis, um moderne Softwareentwicklungsmethoden wie Continuous Integration, Testing und Deployment (CI/ CT/CD) in den Entwicklungsprozess zu integrieren. So ebnen sie den Weg für die digitale Transformation und somit für den nächsten Innovationssprung der virtuellen Fahrzeugentwicklung. Der vir tuelle Fahrversuch ist eines der wichtigsten Werkzeuge, um die anfangs erwähnten OTA-Updates zu realisieren IPG Automotive GmbH https://ipg-automotive.com/de Bild: © IPG Automotive GmbH Teilen

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