OEM & Lieferant - Ausgabe 2/2022

14 Wo liegen die aktuellen Herausforderungen? 1) T ransparenz über die gesamte Supply Chain für alle Wertschöpfungspartner immer noch große Herausforderung, insbesondere die Einbindung mittlerer und kleinerer Zulieferer 2) F ehlendes Vertrauen beim Teilen von Daten und Informationen 3)  Zu hohe Hürden beim Onboarding von kleineren Unternehmen mit wenig Ressourcen 4) I nformationen zu Bestellungen, Rechnungen und Materialbewegungen sind vergleichsweise gut abgebildet, Qualitätsinformationen, Kapazitätsinformationen u.a.m. werden noch zu wenig transparent dargestellt 5) T echnische Bandbreite häufig gut – aber „thematische Bandbreite“ hat noch Potenzial 6) N eue Themen (Lieferkettengesetz und geplante EU-Richtlinie zu Lieferketten, CO2-Fußabdruck u.ä.) erfordern zwingend eine gemeinsame Dokumentation aller Partner der Abläufe in den geplanten Prozessen Für mehr Transparenz und Effizienz muss mehr passieren „Brauchen wir wieder den Disponenten mit dem Telefon?“ Von Prof. Klaus-Jürgen Schmidt, IPL – Institut für Produktions- und Logistiksysteme und AKJ Automotive Die Ineffizienz in der Lieferketten zwingt zum Umdenken Die Bemühungen für eine durchgreifende Digitalisierung der Wertschöpfungsketten sind gut erkennbar. Dennoch bleiben die Ergebnisse bisher weit hinter den hohen Erwartungen zurück. Der notwendige und umfassende Informationsaustausch in der automobilen Supply Chain ist vor allem eine organisatorische und weniger eine technische Herausforderung aller Wertschöpfungspartner. Automobilkongress www.automobilkongress.de AKJ Automotive www.akjnet.de Weiterlesen https://t1p.de/hoj7w 6)  Öko- oder CO₂-Bilanz beruht stets auf international anerkannten Standards (ISO 14040/44, ISO 14067, PAS 2050, GHG Product Life Cycle Standard) Hieraus ergeben sich dann neue Lösungsvorschläge und Initiativen Langfristige Planungsinformationen müssen mit deren Anpassungen genauso abbildbar sein wie kurzfristige Änderungen als Reaktion auf Störungen. Nur im Zusammenspiel der hier relevanten kurz-, mittel- und langfristigen Anpassungen lassen sich planerische und operative Veränderungen ausgleichen. Plattformen zum Datenaustausch, die aktuell ihren Schwerpunkt in der Automobil- und Zulieferindustrie haben, müssen branchenübergreifend geöffnet werden. Dies ist umso wichtiger, da viele Zulieferer der Automobilindustrie auch in anderen Branchen aktiv sind. Hieraus ergeben sich insbesondere für die Fertigungsindustrie Synergien, die zu einer höheren Versorgungssicherheit für alle Partner der Wertschöpfungsketten führen. 7)  Bisherige Initiativen sind häufig über Pilotprojekte und unternehmensspezifische Lösungen nicht hinausgekommen Welche Anforderungen müssen jetzt erfüllt werden? Akzeptiert werden muss auch, dass neue und verschärfte Anforderungen der Gesetzgeber an den Informationsaustausch in der Wertschöpfungskette formuliert wurden und jetzt oder bald in Kraft treten. 1)  Lieferkettengesetz (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) als Bundesgesetz ab 2023 2)  EU-Lieferketten-Richtlinie (EU-LkRL-E) in Ausarbeitung 3)  Responsible Supply Chain Initiative (RSCI) des VDA (Verband der Automobilindustrie) 4) A ustausch von Qualitätsdaten (VDA) – QDX – Quality Data Exchange 5) D IN EN ISO 14067 Treibhausgase – Carbon Footprint von Produkten – Anforderungen an und Leitlinien für Quantifizierung Bild: © marchmeena/bigstockphotos Prof. Klaus-Jürgen Schmidt IPL – Institut für Produktions- und Logistiksysteme und AKJ Automotive

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=