OEM&Lieferant Ausgabe 2/2021
7 Editorial Verhalten optimistisch Liebe Leserinnen und Leser, schneller als erwartet könnte die deutsche Wirtschaft die Corona- bedingten Einbrüche noch in diesem Jahr wieder bewältigt haben. So prognostiziert die Deutsche Bundesbank in ihrem Monats- bericht Juli 2021, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits im dritten Quartal sein Vorkrisenniveau wieder erreichen könnte. Auch die deutschen OEM’s sind wohl mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen. Trotz erheblicher Investitionen in neue Modelle mit klimaschonenden Antrieben – vornehmlich Hybrid- und Elektrofahr- zeuge – werden wieder deutlich schwarze Zahlen geschrieben – ge- tragen nicht zuletzt von einem schon früh einsetzenden Aufschwung des chinesischen Marktes. Einige haben die Krise genutzt und mit gezielten Restrukturierungen ihre Produktivität deutlich verbessert. Allerdings trüben gewisse Faktoren die bisher positive Entwicklung. Trotz hohen Auftragseingangs mussten einige OEM’s für manche ihrer Fabriken wieder Kurzarbeit anmelden – diesmal nicht kon- junkturbedingt, sondern wegen Lieferschwierigkeiten insbesondere bei Halbleitern. Und diese Engpässe in der Materialversorgung sind nicht kurzfristiger Natur. Das kritische Nachdenken über Fertigungs- tiefe und globale Zulieferstrukturen hat bereits begonnen. Im Gegensatz zur Produktion bleibt die Marktentwicklung ins- besondere auf europäischer Ebene – wenn auch mit positiver Ten- denz- nach wie vor kritisch. So stiegen die Neuzulassungen im ers- ten Halbjahr 2021 europaweit zwar um 27 Prozent; im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ist dies aber immer noch rund ein Viertel weni- ger. In den wichtigen Auslandsmärkten Italien, Vereinigtes König- reich, Spanien und Frankreich stiegen die PKW-Neuzulassungen im Schnitt zwischen 30 und 50 Prozent. Äußerst dynamisch ent- wickelten sich die Märkte in Russland, Brasilien und Indien, wo sich die Neuzulassungen vor allem im zweiten Quartal fast verdoppelten. In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 1.390.889 Neufahrzeuge zugelassen, was einem Anstieg von fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Besonders deutlich fällt der Anstieg der Neuzulassungen bei Elektrofahrzeugen mit plus 311,6 Prozent und bei Plug-in-Hybrid Fahrzeugen mit plus 191,3 Prozent aus. In dieses insgesamt positive Umfeld platzte wie eine Bombe die Ent- scheidung der EU-Kommission im Rahmen ihres Klimapakets „Fit for 55“. Danach dürfen ab 2035 Neufahrzeuge keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Dies wäre das faktische Ende des klassischen Verbrennungsmotors und ein eindeutiges Bekenntnis zum batterie- elektrischen Antrieb als einziger Alternative mit bislang nicht ab- sehbaren Folgen insbesondere für die Zulieferindustrie und deren Beschäftigte. Die Nutzung von Wasserstoff als klimaschonender Antriebsalternative – sei es mit Brennstoffzelle oder direkter Ver- brennung – und von synthetischen Kraftstoffen muss weiterhin im Fokus von Industrie und Politik bleiben, was langfristig die Wett- bewerbsfähigkeit unserer Unternehmen stärkt. Es bleibt abzuwarten, welchen Weg nach den Beratungen in den EU-Einzelstaaten und dem EU-Parlament die Politik final einschlagen wird – alles außer die Richtung zu mehr Technologieoffenheit wäre ein Fehler. Allen Autorinnen und Autoren, Interviewpartnerinnen und -partnern sowie unseren Anzeigenkundinnen und -kunden danken wir ganz herzlich für die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sie sind ganz herzlich eingeladen, in der nächsten Ausgabe unseres Magazins, die im Frühjahr 2022 erscheinen wird, wieder mit dabei zu sein. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Freude bei der Lek- türe unseres Magazins. Nutzen Sie auch die zahlreichen Vernet- zungs- und Verlinkungsoptionen. Ihre Redaktion OEM&Lieferant www.oemundlieferant.de Dr. Rudolf Müller Elisabeth Klock
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=