OEM&Lieferant Ausgabe 2/2021

62 Dienstleistungen Digitalisierung in der Produktion Weg von Insellösungen hin zum durchgängigen Gesamtkonzept Von Manuel Kumle, Geschäftsfeldleiter Automotive und Thorben Kerkenberg, Produktmanager, UNITY In den meisten Unternehmen ist bereits eine Vielzahl an Digitalisierungsinitiativen abgeschlossen oder aktuell in Bearbeitung. Dabei wird der Fokus zu wenig auf das Gesamtkonzept inkl. passender IT/OT-Architektur gelegt, sodass viele Insellösungen entstehen. Im Zuge des steigenden Kostendrucks in der Branche durch die Elektro- mobilität wird aber das Gesamtkonzept zum Schlüssel des Erfolgs: Es ist Voraussetzung für die Erschließung von Effizienzpotenzialen in der Produktion, sowohl in den operativen Bereichen als auch in der Planung. Kostendruck in gesamter Branche Die Veränderungen durch die Elektromobili- tät betreffen die einzelnen Akteure in der Automobilindustrie in sehr unterschied- lichem Ausmaß. Auf die Fertigung des Gesamtfahrzeugs hat diese relativ geringe Auswirkungen, auf die Fertigung einzelner Komponenten ist sie teilweise ähnlich gering (z. B. bei Zulieferern für Türverkleidungen) oder aber gravierend (z. B. bei Getriebeher- stellern). Was jedoch die gesamte Branche vereint, ist der steigende Kostendruck auf- grund geringerer Margen. Alle Akteure su- chen nun nach Wegen, die aktuell geringen Margen wieder auszubauen. Durchgängige Digitalisierung als Hebel für Effizienzsteigerung Zielführend erscheint die Digitalisierung in der Produktion. Es gilt, alle Daten bereit- zustellen und auszuwerten. Hier lauern enorme Effizienzpotenziale, die für eine zu- kunftssichere Aufstellung gehoben werden müssen. Die meisten Themen sind nicht neu, die Technologien bekannt. Der Großteil der Unternehmen verfügt über eine enorme Vielfalt an IT-Systemen und -Anwendungen: Hier wurde Predictive Maintenance ein- geführt, dort eine VR-Applikation, Werk A hat etwas mit KI gemacht … Das Problem: Es sind meist Insellösungen, die nicht zu- sammen agieren. Sie arbeiten nicht mit einem gemeinsamen Datenpool und sind kaum oder gar nicht miteinander vernetzt. Die Kernherausforderung ist jedoch eine flächendeckende Umsetzung! IT mit OT vernetzen Dafür muss eine entsprechende IT/OT- Architektur geschaffen werden, die es er- möglicht, digitale und vernetzte Lösungen über alle Werke auszurollen. Ohne diese Grundvoraussetzung entfalten die vielen, einzelnen Digitalisierungsanwendungen nur einen Bruchteil der Möglichkeiten. Grundsätzlich gilt es, sich einen trans- parenten Überblick über die bestehende IT und OT zu verschaffen und anschließend ein Soll-Konzept für eine durchgängige IT/ OT-Infrastruktur (siehe Abb. 1) zu entwickeln. Danach werden die Anbieter für die erforder- lichen Systeme und Plattformen ausgewählt und eine Umsetzungsroadmap erstellt. Für ein solch komplexes Vorhaben ist es ratsam, auf externe fachliche Expertise zurückzu- greifen. Dies war auch einer der Erfolgs- faktoren für den Smart Press Shop, einem Joint Venture von Porsche und Schuler für die Karosserieteilefertigung. Die gemeinsam mit UNITY entwickelte IT/OT-Architektur für das „intelligenteste Presswerk der Welt“ wurde mit dem SAP Innovation Award 2021 ( https://t1p.de/bhzg ) au sgezeichnet. Enabler für zukünftige Optimierungen Eine grundlegend durchgängige IT/OT- Infrastruktur ist auch Basis für weitere Opti- mierungen in der Zukunft. Zum Beispiel kann das Thema Nachhaltigkeit nur dann sinnvoll angegangen werden, wenn notwendige Daten der Produktion zur Verfügung ste- hen. OEMs und Zulieferer müssen ihre IT- Strukturen deshalb im Sinne des Plattform- gedankens und der Vernetzung erneuern. Ohne diesen Sprung in der Digitalisierung werden sie die gewünschten Margen in der Elektromobilität nicht erreichen. UNITY www.unity.de Teilen Abb. 1: Durchgängige IT/OT-Zielarchitektur

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