OEM&Lieferant Ausgabe 2/2021

54 Industrie 4.0 Digitale Integration von Maschinen und Anlagen Basis des Industrie 4.0 Erfolgs Von Prof. Dr. Werner Bick, Senior Partner, ROI-EFESO Management Consulting AG Die industrielle Digitalisierung beginnt mit der Informationsgewinnung durch Smart Cockpits und KPIs und einem umfassenden Digital Shopfloor Management. Darauf aufbauend kann analysiertes, kontextualisiertes und geteiltes Wissen Konzepte wie den Digital Operator Support unterstützen. Im nächsten Schritt lassen sich prädiktive Konzepte auf Basis vorausschauender Mustererkennung, wie etwa bei Predicti- ve Maintenance, realisieren. Und schließ- lich kann eine weitgehende Autonomie der Produktionslandschaft, bei der eine selb- ständige Abstimmung der Systeme und autonome Systementscheidungen einen Großteil der Wertschöpfungs- und Trans- aktionsprozesse prägen, anvisiert werden. Die Spitze dieser Digitalisierungspyramide markiert den Fluchtpunkt und die Vision in der Entwicklung von Industrie 4.0. Ihr Fundament bildet jedoch die Konnekti- vität, beziehungsweise die Erfassung und Bereitstellung von Daten – insbesondere die möglichst detaillierten und vielschichtigen Daten der eingesetzten Maschinen und An- lagen. Ihre Einbindung in übergeordnete Informationsnetzwerke erfordert, dass Ver- netzung und Konnektivität möglichst aller Produktionselemente gegeben sind und Be- triebs- und Zustandsdaten echtzeitnah er- fasst, konsolidiert und für Analyseprozesse bereitgestellt werden. Wird dieses Funda- ment nicht geschaffen, kann eine Evolution hin zu einer hochflexiblen, effizienten und zunehmend autonomen Smart Factory nicht gelingen. Eine aktuelle Analyse von ROI-EFESO zeigt jedoch, dass die digitale Einbindung von Maschinen bei vielen Unternehmen bislang nicht konsequent und umfassend genug Bilder/Grafik: © ROI-EFESO ROI-EFESO Management Consulting AG www.roi.de Teilen Prof. Dr. Werner Bick umgesetzt ist, um das volle Potenzial von Industrie 4.0 nutzen zu können. Die Defizite liegen dabei auf unterschiedlichen Ebenen und betreffen technologische, organisato- rische und prozessuale Aspekte. Erforder- lich ist deshalb eine Roadmap, die eine schrittweise Erhöhung des Reifegrades der Maschineneinbindung zum Ziel hat. Zehn Aspekte stehen dabei besonders im Fokus. 1. Formulierung einer übergeordneten Digitalisierungsstrategie zur Vorgabe von Leitlinien für die operativen Bereiche; 2. Ableitung einer IT-/OT-Strategie mit standardisiertem Lösungsbaukasten als Ge- staltungsgrundlage für die IT-/OT-Landschaft; 3. Gewährleistung eines hohen Standar- disierungsgrades der existierenden IT-/OT- Lösungen, sowie die Verwendung offener und Vermeidung proprietärer Plattformen; 4. Sicherstellung der durchgängigen Inte- grationsfähigkeit existierender Maschinen- und Anlagen; 5. Aufbau der erforderlichen IT-/OT-Kom- petenzen im eigenen Unternehmen oder im Ökosystem; 6. Cross-funktionale Festlegung individua- lisierter Lastenhefte; 7. Professionalisierung von Testing und Abnahme; 8. Steigerung der Kompetenz im gesam- ten Lieferantennetzwerk, um die Umset- zung der technischen Anforderungen an IT/ OT und einen angemessenen Support zu ermöglichen; 9. Nutzung der auf Maschinen- und An- lagenebene gewonnen Daten zur Schaf- fung durchgängiger Transparenz zum Produktionsablauf; 10. Kontextualisierte Bereitstellung von Informationen, Prädiktion, Präskription und Aufbau autonomer Regelkreise. Das Besondere an einer erfolgreichen in- dustrielle Digitalisierung ist, dass sie zwin- gend sowohl von der Spitze als auch vom Fundament her gedacht und entwickelt werden muss. In der Praxis gerät jedoch, wenig überraschend, die Vision immer wieder stärker in den Fokus als die „Erd- arbeiten“. Wer jedoch beide Perspektiven verbindet, hat deutlich größere Chancen, seine Industrie 4.0 Initiativen zum Erfolg zu führen und zu verhindern, dass ambitionier- te Strategien am fehlerhaften Fundament scheitern. ROI-EFESO ist mit mehr als 3.000 erfolgreichen Projekten die führende Unternehmensberatung für effiziente Produktion, adaptive Supply Chains und industrielle Digitalisierung. Kernelemente der Industrie 4.0 Video

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