OEM&Lieferant Ausgabe 2/2021
40 Wann und warum ist bei Heidelberg die Idee entstanden, in die die Elektromobili- tät einzusteigen? Ulrich Grimm: Bereits vor rund zehn Jahren sind wir in den Zukunftsmarkt Elektromobili- tät eingestiegen. Die Anforderungen an Ladetechnologien für Elektrofahrzeuge und an elektronische Steuersysteme für Druck- maschinen sind ziemlich ähnlich und daher stand zu Beginn noch die Auslastung der Kapazitäten in der Produktion im Fokus. Mit unseren Kernkompetenzen in der Leistungs- elektronik und Ladetechnologie konnten wir in dem Markt dann direkt punkten. Was waren wichtige Meilensteine auf dem bisher erfolgreichen Weg? Grimm: Wichtig war und ist die Erweiterung unseres Produktportfolios. Wir haben mit der Wallbox Home Eco und der Wallbox Energy Control zwei Wallboxen für unter- schiedliche Anwendungs- und Bedarfs- möglichkeiten. Hinzu kommt die Combox als sogenanntes „Gateway“ für smartes Lademanagement. Ebenso wichtig war in diesem Zusammen- hang die Einführung einer zweiten Pro- duktionslinie und damit einhergehend der Ausbau unserer Kapazitäten. Und wir in- vestieren weiter kontinuierlich in den Aus- bau unserer Produktionskapazitäten und haben im Juni bereits die dritte Produktions- linie am Standort Wiesloch-Walldorf in Be- trieb genommen. Im Dreischicht-Betrieb produzieren wir rund um die Uhr, um die weiter steigende Nachfrage zu bedienen. Mehr als 50.000 Wallboxen hat das Unter- nehmen in den zurückliegenden zwei Jah- ren bereits gebaut. Bis zum Sommer kom- menden Jahres wollen wir die Kapazitäten nochmals verdoppeln und die Wochen- produktion auf bis zu 1000 Exemplare steigern. Entsprechend ist auch geplant, die Zahl der Mitarbeiter in diesem Arbeits- gebiet weiter zu erhöhen. Wie ist der Bereich Elektromobilität bei Heidelberg aufgestellt? Grimm: Es gibt ein kleines Kernteam. Dabei decken wir wichtige Bereiche wie Ent- wicklung, Innendienst, Service und Vertrieb etc. ab. Zudem unterstützt uns die Heidel- berg AG mit weiteren Ressourcen. Wir sind weiter auf der Suche nach neuen Kollegin- nen und Kollegen. Wer Lust hat auf eine spannende Wachstumsgeschichte ist bei uns genau richtig. Aktuell arbeiten Sie an der Ausgründung des Bereichs in eine eigene Gesellschaft. Grimm: Die Ausgründung ist die Chance, unsere Wachstumspotenziale im E-Mobili- tät-Geschäft bestmöglich auszuspielen und schneller als der Markt zu sein. Neue Ge- schäftsmodelle benötigen eine eigene Stra- tegie, einen eigenen Weg und eine eigene Sichtbarkeit. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, neue Investoren zu finden, um schneller neue Angebote entwickeln zu können. Auch das Thema strategische Partnerschaften und Kooperationen gehen wir verstärkt an. Wie ist die aktuelle Marktlage? Grimm: Aktuelle Marktanalysen gehen von einem jährlichen Wachstum jenseits der 20 Prozent Marke aus. Wir haben uns als einer der Marktführer im deutschsprachigen Raum etabliert. Aktuell liegt unser Marktan- teil bei über 20 Prozent und wir fühlen uns gut aufgestellt, denn die enge Zusammen- arbeit zwischen Entwicklung und Produk- tion sowie unsere Elektronik-Kompetenz sind ein Alleinstellungsmerkmal. Wir bieten alles aus einer Hand und haben alle Kom- petenzen an Bord. Ein weiterer Vorteil: Wir bringen Wallboxen mit einem idealen Preis- Leistungs-Verhältnis und der besten Be- nutzerfreundlichkeit auf den Markt. Wie relevant und umsatzstark kann der Bereich für das gesamte Unternehmen werden? Grimm: Mit einem Umsatz von über 20 Mil- lionen Euro ist der Anteil am gesamten Um- satz von Heidelberg noch vergleichsweise gering. Aber das Wachstum zählt und wir erwarten eine jährliche Umsatzsteigerung von rund 50 Prozent. Und wie geht es weiter? Wo liegen die Perspektiven für die Zukunft? Grimm: Aktuell arbeiten wir an Ladentech- niken mit Gleichstrom, z. B. für Gewerbefahr- zeuge, sowie an Optionen für öffentliches Laden. Ein großes Thema ist das Zukunfts- modell „Smart Home“ und integrierten Lade- lösungen für Wohnanlagen und Parkhäuser. Es geht weiter darum, den Markt zu durch- dringen und unsere Position auszubauen. Neben Deutschland bieten wir unsere Lade- lösungen bereits in Österreich, Schweiz, Frankreich, Polen und Ungarn an. Parallel haben wir neue Vertriebswege und -regio- nen aufgebaut und sind mit verschiedenen Elektronikfachmärkten wie z. B. Media Markt enge Vertriebskooperationen eingegangen. Alle diese Aktivitäten werden wir ausbauen und weitere Märkte erschließen. Vielen Dank für das Gespräch. Elektromobilität Heidelberger Druckmaschinen AG Interview mit Ulrich Grimm, Leiter der Elektronikfertigung bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, über die Entwicklung des Bereichs E-Mobilität und neue Perspektiven für die Zukunft Bilder: © Heidelberger Druckmaschinen AG Heidelberger Druckmaschinen AG www.heidelberg.com Heidelberg Wallbox. https://wallbox.heidelberg.com Teilen Ulrich Grimm, Leiter der Elektronikfertigung bei der Heidelberger Druckmaschinen AG
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