OEM&Lieferant Ausgabe 2/2021

29 von mehr als 16.000 m². Mit unseren Finan- zierungspartnern haben wir ein finanziel- les Fundament erarbeitet, welches uns die hohen Investitionen in die Zukunftsprojekte ermöglicht. Sie investieren massiv in Zukunftsge- schäft, könnten Sie uns Einblicke in Ihr Orderbook gewähren? Welche Heraus- forderungen bringt das Neugeschäft mit sich? Christopher Pajak: Unser Orderbook ist neben dem Bestandsgeschäft mit mehreren Großprojekten voll, welche sich in der Indus- trialisierung oder bereits im Hochlauf be- finden. Hervorzuheben sind beispielsweise ein Motorgehäuse und der entsprechende Verdichterkopf für einen elektrischen Kälte- mittelverdichter, zwei Gehäuse und die entsprechenden Deckel für E-Achsen mit integriertem Getriebe für reine Elektrofahr- zeuge sowie Batteriegehäuse mit integrier- ter Leistungselektronik. Das Batterieprojekt konnten wir pünktlich zum Lockdown im April 2020 akquirieren, wobei es sich um ein Auftragsvolumen von mehr als EUR 170 Mio. handelt. Das Projekt deckt mehrere Varianten für verschiedene OEM`s ab und soll standortübergreifend industrialisiert werden. Die hohe Wertschöpfungstiefe mit einer Vielzahl von Prozessschritten (vgl. Bild 1 Prozessflow) und die technischen An- forderungen besonders an den Guss, machen die Komplexität des Projektes aus. Alle Prozessschritte bis auf die KTL- Beschichtung werden dabei Inhouse um- gesetzt, um die Komplexität des Schnitt- stellenmanagements zu reduzieren und die Qualitätsanforderungen aus einer Hand zu gewährleisten. Die aufgeführten Projekte sind verbunden mit enormen Entwicklungs- leistungen, Changemanagement und einer sehr engen Zeitschiene. Gefühlt wird das Design der neuen Produkte bis zum SOP optimiert, je nach Projekt fallen zwischen Auftragsvergabe und SOP mehrere hundert Änderungen an. Das Projektmanagement ist unheimlich aufwändig, Ressourcen in allen Fachabteilungen müssen in dieser Phase des Projektes rund um die Uhr zur Verfügung stehen und schnell agieren. Abschließend möchte ich hier erwähnen, dass wir neben dem Aluminium-Druck- gussbereich, aktuell in der Umformtechnik auch Zukunftsgeschäft für die E-Mobilität auf unseren Großpressen (bis 12 Stufen/bis 1.900t Presskraft) industrialisieren, welche vom Entwicklungsaufwand, der Komplexität und von den Toleranzanforderungen nicht minderwertig sind. Befindet sich der der VOIT Unternehmens- verbund somit bereits voll im Transforma- tionsprozess? Christopher Pajak: Unsere Technologie Roadmap ist ausgelegt auf elektrifizierte Antriebe, elektrifizierte Nebenaggregate, Batterieanwendungen, Leistungselektronik- anwendungen sowie auf Anwendungen des autonomen Fahrens. Daneben verfolgen wir die Entwicklung der Brennstoffzelle und deren Anwendungen. Dieser Roadmap fol- gen wir bereits seit mehreren Jahren, unser Standort in Frankreich hat 2010 das Ge- häuse für die erste E-Achse für den Renault ZOE mitentwickelt und industrialisiert. In St. Ingbert produzieren wir seit zehn Jahren Komponenten für Plug-in-Hybridgetriebe. Disruptive Technologien prägen den Auto- mobilsektor, der Transformationsprozess ist im VOIT Unternehmensverbund bereits in vollem Gange, unser Produktportfolio ist zum Großteil elektrifizier t. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Prozess noch bis über das Jahr 2030 ziehen wird. Sobald sich das autonome Fahren durchgesetzt hat, wird dies den gesamten Automobil- markt zudem verändern, neue Geschäfts- modelle werden die Branche noch interes- santer machen. Welche Erfolgsfaktoren zeichnen VOIT bei Projektneuvergaben in dem harten Wettbewerb aus? Christopher Pajak: Erfolgsfaktoren für die Akquise und Umsetzung der Projekte sind neben dem Preis (total project value) unsere Innovationskraft, Agilität und das Prozess Know-how. Daneben ist unsere Organisa- tion im Stande, die Entwicklung und Indus- trialisierung solcher Großprojekte voranzu- treiben und erfolgreich zu realisieren, auch parallel an mehreren Standorten. Hinsicht- lich der Corporate Social Responsibility (CSR), arbeiten wir proaktiv mit unseren Kunden zusammen. Wie schätzen Sie die zukünftigen Ver- schiebungen zwischen den Antriebsarten von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, Hybriden und rein elektrischen Antrieben bis 2030 ein? Christopher Pajak: Das Konsumenten- verhalten ist regional unterschiedlich, in Metropolen wird sich die Elektromobilität schneller durchsetzen und der Anteil an reinen Elektroautos oder Plug-in-Hybriden mit einer Reichweite von bis zu 100 km wird sehr hoch sein. Eine spürbare Ver- schiebung weg vom reinen Verbrenner wird stattfinden, wenn das Angebot an at- traktiven elektrifizierten Fahrzeugen am Bild 1: Prozessflow des Projektes Cell-Housing bei VOIT Automotive GmbH Grafik: © VOIT

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