OEM&Lieferant Ausgabe 2/2021

12 Interview Das System hat sich bewährt Hartmut P. Röhl, Präsident des Gesamtverband Autoteile-Handel e.V., im Interview mit OEM&Lieferant Der Gesamtverband Autoteile-Handel e.V. (GVA) ist sowohl Branchenverband als auch politische Interessenver- tretung des freien Kfz-Teile-Großhandels in Deutschland. Er spricht darüber hinaus auch für rund 2000 Einzelhändler von Kfz-Ersatzteilen. Im GVA sind derzeit 133 Handelsunternehmen mit über 1000 Betriebsstellen sowie 123 Kfz- Teilehersteller und Anbieter technischer Informationen organisiert. Herr Röhl, Sie standen von 2002 bis 2006 und seit 2012 als Präsident an der Spitze der FIGIEFA, des Internationalen Dach- verbands des freien Kfz-Teilegroßhandels und Ihnen wurde zum Ende Ihrer Amts- zeit für Ihr langjähriges Engagement und Ihre Verdienste die Ehrenpräsidentschaft des Verbandes verliehen. Was waren die wesentlichen Meilensteine Ihrer vier- zehnjährigen Tätigkeit an der Spitze der FIGIEFA? Hartmut P. Röhl: Ich sehe in der Ehren- präsidentschaf t eine besondere An- erkennung meiner Arbeit, die mir auch weiterhin die Möglichkeit gibt, am poli- tischen Dialog – insbesondere auf inter- nationaler Ebene – teilzunehmen. Zu den wesentlichen Meilensteinen gehört sicher- lich die Schaffung der Aftermarket-GVO von 2010, die die Grundlage für die Zu- sammenarbeit zwischen dem Independent Aftermarket und der Automobilindustrie neu und umfassend geregelt hat. Weiter- hin erwähnen möchte ich die Richtlinie und Verordnung, mit denen der Markt für sicht- bare Kfz-Teile bisher liberalisiert wurde. Be- sondere Erwähnung verdient, dass es uns gelungen ist, unsere „Right to repair“ Kam- pagne international auf allen Kontinenten aufzustellen, und damit, wie die Automobil- hersteller, eine globale Strategie für den In- dependent Aftermarket als eigenständigen Markt auf allen Kontinenten zu etablieren. Die Corona-Pandemie hat im Automobil- markt tiefe Spuren hinterlassen. Die Kauf- zurückhaltung bei den Konsumenten hat dazu geführt, dass Bestandsfahrzeuge länger gefahren und damit auch häufiger repariert werden müssen. Ist Ihre Bran- che damit unabsichtlich zum Corona-Ge- winner geworden? Hartmut P. Röhl: Insgesamt sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Die GVA-Mitgliedsunternehmen verbuchten im Schnitt in 2020 einen geringen Umsatzrück- gang. Da unsere Branche als systemrelevant eingestuft wurde, waren wir von verordneten Betriebsschließungen nicht betroffen und konnten regelmäßig liefern, auch wenn Arbeitsabläufe umorganisiert werden muss- ten. Viele unserer Unternehmen hatten aus den Erfahrungen der Finanzkrise 2008/2009 die richtigen Schlüsse gezogen und bereits im Herbst 2019 ihre Lagerbestände hoch- gefahren, als sich erste Schwierigkeiten bei Lieferanten abzeichneten. Das Jahr 2021 be- gann durchwachsen. Seit März verzeichnen wir jedoch deutliche Zuwächse und wir sind zuversichtlich, zeitnah das Vorkrisen-Niveau wieder zu erreichen. Wie haben sich der Teilegroßhandel und der Independent Aftermarket generell im letzten Jahr – auch unter dem Einfluss von Corona – entwickelt? Hartmut P. Röhl: Die Corona-Krise mit all ihren Auswirkungen hat deutlich gemacht, dass unsere Branche keine „Feuerwehr- Branche“ ist, die nur in Ausnahmefällen einspringt. Es ist unseren Unternehmen gelungen, sich als feste Größe neben der OEM-Vertriebskette zu etablieren, indem sie unter Beweis gestellt haben, dass sie insbesondere auch in Krisenzeiten die Teile- versorgung sicherstellen und den Kunden Produkte und Leistungen zu vernünftigen Preisen auf hohem Qualitätsniveau an- bieten können. Unser System hat sich Bild: © Gesamtverband Autoteile-Handel e.V. Hartmut P. Röhl, Präsident des Gesamtverband Autoteile-Handel e.V.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=