OEM&Lieferant Ausgabe 2/2020

8 Editorial von Elisabeth Klock und Dr. Rudolf Müller Liebe Leserinnen und Leser, das war ein harter Schlag für die deutsche Automobil- und Zuliefer- industrie und er kam zur Unzeit. Zu einer sich nach zehn Jahren Pro- sperität abschwächenden Konjunktur und einem fundamentalen Transformationsprozess in neue Technologien kam die Corona-Krise mit einerWucht, die keiner in einer solchen Dimension erwarten konnte. AbMärz 2020 kannten Produktions- und Zulassungszahlen, Absatzent- wicklungen und Marktdaten nur noch eine Richtung: nach unten. Und die Krise war und ist global. Angefangen hatte es in China. Aber mit nicht erwarteter Geschwindigkeit waren alle Märkte mit unterschied- licher Intensität betroffen. Am härtesten hat die Corona-Krise jedoch in Europa zugeschlagen. Im ersten Halbjahr 2020 lagen die Neuzulassungen europaweit 39 Pro- zent unter dem Vorjahreswert, wobei Deutschland mit minus 35 Pro- zent im Vergleich zu den anderen großen europäischen Märkten noch verhältnismäßig glimpflich davon gekommen ist. Sowohl in Frankreich als auch dem Vereinigten Königreich und in Italien halbierten sich die Neuzulassungen. Die vergleichbaren Märkte in den USA gingen im ersten Halbjahr 2020 umminus 23 Prozent zurück. Der chinesische Markt verzeichnete einen Rückgang von ebenfalls minus 23 Prozent. Ähnliche Werte weisen so- wohl Japan als auch Russland auf. Historisch einmaligwar der vollständige Shutdown der Produktion. Zer- rissene Lieferketten, menschenleere Produktions- und Verkaufshallen und ein Stillstand der Logistik stellten die Industrie beimWiederanlauf vor bisher nicht gekannte Probleme. Schonungslos aufgedeckt wurden dabei Lücken in den Lieferketten, die schnellen Handlungsbedarf aus- lösten. Die Beachtung von Hygienevorschriften sowie Gesichtspunkte des Social- Distancing bei der Arbeitsplatzgestaltungwaren völlig neue, bisher unbekannte Herausforderungen. Und solange ein wirksamer Impfstoff nicht entwickelt wurde, dauert die Corona-Krise an. Aber Kunden, Industrie und Politik lernen damit zu leben. So gibt es erste Anzeichen für eine Stabilisierung der Märkte. Insbeson- dere die Entwicklung in China, demmit Abstand wichtigsten Markt der deutschen Premiumhersteller, lässt aufhorchen. So meldete der chine- sische Branchenverband PCA ein Absatzplus von 7,9 Prozent für den Juli 2020 gegenüber dem Vorjahr. Dies nährt die Hoffnung, dass China eine, wie in der Finanzkrise 2009 vergleichbare Rolle als Wachstums- lokomotive zufallen könnte. Auch in Westeuropa scheinen sich die Märkte in Summe wieder zu sta- bilisieren. Zwar sank der Gesamtmarkt um knapp zwei Prozent. Jedoch konnten die Märkte im Vereinigten Königreich, Frankreich und Spanien teilweise deutlich zulegen. Italien und Deutschland liegen mit weite- ren Rückgängen von minus elf bzw. minus fünf Prozent hinter dieser Entwicklung zurück. Hier scheint die Mehrwertsteuersenkung um drei Prozentpunkte noch nicht zu wirken. DeutlicheWirkung entfaltet demgegenüber die Erhöhung des Umwelt- bonus für Elektrofahrzeuge. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im Juli 2020 erstmals 35.955 Elektro-PKW zugelassen. Dies bedeutet einen Zuwachs von 288 Prozent und einen Marktanteil bei Neuzulassungen von 11,4 Prozent. Im ersten Halbjahr 2020 wurden 129.936 Elektrofahr- zeuge neu zugelassen und damit 128 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine besondere Rolle spielten dabei die Plug-In-Hybride, deren Neuzulas- sungswert sich fast versechsfachte. Diese Entwicklung zeigt, dass die Corona-Krise nicht notwendigerweise Bremser des technologischen Transformationsprozesses der Automo- bil-und Zulieferindustrie sein muss, sondern auch bei zielgenauer För- derung von Investitionen eine Beschleunigungsfunktion haben kann. UmdiesesMomentumzu nutzen, ist es umso erforderlicher, den Ausbau der Ladeinfrastruktur jetzt schnell voranzutreiben. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Folgen der Corona-Krise überwunden sein werden. Aber Industrie und Politik haben wichtige Weichenstellungen vorgenommen, umden Recovery-Prozess der deut- schen Automobil- und Zulieferindustrie erfolgreich zu gestalten. Allen Autorinnen und Autoren, Interviewpartnerinnen und -partnern sowie unseren Anzeigenkundinnen und –kunden dankenwir ganz herz- lich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.Wir laden Sie ganz herzlich ein, in der nächsten Ausgabe unseres Magazins, das im Frühjahr 2021 erscheinen wird, wieder mit dabei zu sein. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir viel Freude bei der Lektüre unseres Magazins. Nutzen Sie auch die zahlreichen Vernetzungs- und Verlinkungsoptionen. Elisabeth Klock Dr. Rudolf Müller VEK-Onlineservice www.vek-onlineservice.de OEM&Lieferant www.oemundlieferant.de

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