OEM&Lieferant Ausgabe 2/2020
51 Andreas Spathelf: Bei der klassischen Ab- wicklung eines Projekts schließen in der Regel die wesentlichen Stakeholder einen Vertrag mit dem Bauherrn. Das sorgt häufig dafür, dass jeder Vertragspartner den Fokus auf die Erreichung seiner individuellen Ziele legt. Das Interesse besteht so eher im eige- nen wirtschaftlichen Erfolg – auch weil oft der Versuch unternommen wird, die Risiken des Bauprojekts vom Bauherrn auf Projekt- beteiligte zu verschieben. Dies führt häufig zu einer Arbeitskultur, die von ungenügender Kommunikation und gegenseitigem Miss- trauen geprägt ist. Thomas Bahnert: Schaut man sich hingegen die vorhin angesprochene Möglichkeit eines partnerschaftlichen Vertrags an, sieht das ganz anders aus. Ein solcher Vertrag regelt beispielsweise einen gemeinsamen Risiko- und Chancentopf. Damit sind alle Beteiligten daran interessiert, potenzielle Risiken zu ver- meiden und mögliche Chancen im Projekt zu realisieren. Kostensenkungen und Zeitver- kürzungen sind dadurch durchaus möglich und es profitieren alle davon. Die Beteiligten begreifen sich stärker als Einheit, die dasselbe Ziel verfolgt. Das stärkt auch den Teamgeist. Wir sehen außerdem erhebliches Potenzial da- rin, dass durch die IPA alle Verantwortlichen früh in das Bauvorhaben eingebunden und unnötige Schnittstellen vermieden werden. Eine homogenere Projektlandschaft macht es zudem einfacher, agile Projektmanagement- methoden und Verbesserungsprozesse wie beispielsweise digitale Gebäudemodelle zu implementieren. Für welche Projekttypen der Automobil- branche ist die IPA besonders attraktiv? Andreas Spathelf: Ein integrierter Ansatz ist besonders für komplexe oder langlaufende Projekte spannend. Dabei muss es nicht im- mer um den Bau eines neuen Gebäudes gehen. Auch bei Projekten rund um die Infrastruktur und zur Versorgung von Automobil- und Auto- mobilzulieferungsbetrieben kann die IPA eine geeignete Wahl sein. Zwar muss die Anwen- dung der integrierten Projektabwicklung stets individuell geprüft werden, in der Automobil- branche ist sie aber besonders interessant, da Projekte häufig im laufenden Betrieb umge- setzt werden sollen. Dazu kommt, dass die IPA die nötige Flexibilität in den zu definierenden Umfängen und Abläufen zulässt, geradewenn die Umsetzung eines Vorhabens noch nicht detailliert geplant ist. Was sind aktuelle Entwicklungen, wie ist der Implementierungsstand der IPA in Deutschland? Thomas Bahnert: Die Reformkommission „Bau von Großprojekten“ hat schon 2015 betont, welches Potenzial in partnerschaft- lichen Ansätzen wie der IPA steckt. 2018 hat sich der deutsche Baugerichtstag mit dem Thema beschäftigt. Auch wenn die IPA in- zwischen in Deutschland angekommen ist, gilt besonders der angelsächsische Raum hier weiterhin als Vorbild. In Ländern wie den USA, Australien und Großbritannien sind partner- schaftliche Ansätze schon seit Jahrzehnten Standard. Wie kann THOST bei IPA-Projekten unter- stützen? Andreas Spathelf: Wir haben die IPA bereits bei einigen unserer Projekte erfolgreich um- gesetzt und konnten hier viel Erfahrung sam- meln. Auch im internationalen Bereich, wie beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Durch unsere vielfältigen Projekt- erfahrungen sind wir in der Lage, unsere Kun- den mit solchen Leistungen zu unterstützen. So können wir beispielsweise beim Aufbau ge- eigneter Organisationen und vertraglicher Lö- sungsansätze beraten und in der Umsetzung durch Koordination und Moderation zwischen allen Beteiligten mitwirken und unterstützen. Gerade in dieser Vertragsform ist eine gute Koordination und hohe Transparenz bei Abläu- fen, Terminen und Kosten elementar. Darüber hinaus nehmen wir häufig eine Controlling- Funktion innerhalb der Zusammenarbeit ein. Wichtig ist es aus unserer Sicht dabei zum Bei- spiel, Risiken und Chancen für alle Beteiligten in Einklang zu bringen. Ein weiterer Aspekt dabei ist in der Regel die Implementierung von außergerichtlichen Streitbeilegungsver- fahren, wie es z. B. die FIDIC vorsieht. Thomas Bahnert: Wir sehen die IPA für pas- sende Projekte als große Chance und en- gagieren uns interdisziplinär, um diese in Deutschland stärker zu etablieren. Bei Pro- jekten gemeinsam ins Ziel zu kommen, ist ein echter Antrieb – nicht nur für uns als Projekt- manager. THOST Projektmanagement www.thost.de Webseite Andreas Spathelf Geschäftsführer Digitale BusinessCards Thomas Bahnert Senior Experte für Honorarverträge/ Honorarsachverständiger Anzeige
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