OEM&Lieferant Ausgabe 2/2020

45 Mit eingebetteter KI hat die Plattform die Möglichkeit des Lernens aus den Geometrien bis hin zur Verbesserung der NC-Programme; im Extremfall kann sie den Fertigungsunter- nehmen die Programme vorgeben, mit denen zu fertigen ist. Das einzigartige Fertigungs- Know-how wandert also unmerklich in die MaaS-Plattform. Dieses Szenario ist aus Sicht des IOSB tatsächlich bedrohlich für kleine und mittelständische deutsche Fertigungsunter- nehmen, denn damit werden sie abhängig von der jeweiligen Plattform. Der direkte Kundenkontakt existiert für sie nicht mehr; der Wettbewerb findet aufgrund der maxi- malen Transparenz fast ausschließlich über den Preis statt. Aktuell gilt dies zunächst für Commodities, also für Standard-Teile, aber es ist denkbar, dass auch weitere Fer- tigungsverfahren auf den Plattformen ge- handelt werden. Wichtige Anbieter solcher Plattformen sind derzeit Protolabs und Xo- metry aus den USA oder Haizol aus China; auch in Deutschland existieren einige – meist als Start-ups gegründete – Plattformen. Aus Sicht des IOSB ist es jedoch entschei- dend, dass Daten aus Produktionsanlagen und Fabriken nur in spezifischen Anwen- dungsfällen an Dritte weitergegeben werden. Die Nutzungskontrolle über die Daten muss beim Eigentümer der Geometrien bzw. beim jeweiligen Fertigungsunternehmen erhal- ten bleiben. Darum unterstützt das IOSB die Bestrebungen der International Data Spaces Association (IDSA), die mit dem Industrial Data Space (IDS) ein sicheres und souveränes Netzwerk zum Datenaustausch aufbaut. Mit Hilfsmitteln des IDS können die Daten durch Nutzungskontrolle geschützt und die weitere Nutzung durch Dritte nachverfolgt werden. Beispielsweise kann nicht nur eingeschränkt werden, wer Daten empfängt, sondern auch wie diese Daten verarbeitet werden. Erste Konnektoren, z.B. für OPC UA, einschließlich wichtiger IDS-Funktionalitäten hat das IOSB bereits entwickelt. An welchen Stellen im Datenaustausch die Konnektoren zum Einsatz kommen, ist in dem beispielhaften Ablauf in der Grafik skiz- ziert. Bereits innerhalb des Prozesses eines einzigen Unternehmens, das Teile auf einer MaaS-Plattform bestellt, existieren diverse Schnittstellen: zwischen Kunde und Platt- form, zwischen Plattform und Fertiger so- wie seinen Assets oder zwischen Plattform und Logistikdienstleister. Auch fallen diverse schützenswerte Daten an, ausgehend vom Kundenauftrag und der Teilegeometrie bis hin zu Fähigkeitsbeschreibungen der Assets und deren Lebensdauerdaten. Alle diese Daten sind Teilmodelle Digitaler Zwillinge. Natürlich werden diese Teilmodelle auch zwi- schen mehreren Unternehmen ausgetauscht – Datensouveränität, verteilte Datenhaltung und verteiltes Lernen sind also grundlegend für eine vertrauenswürdige Datenökono- mie europäischer Prägung. GAIA-X [3] , das neue digitale Ökosystem für Europa, bietet für diverse Anwendungen und Use Cases Infrastruktur und Dienste, um genau diese Datensouveränität für mittelständische Fer- tigungsunternehmen zu gewährleisten. Ein Ziel von GAIA-X für die Produktions’domäne‘ ist es also, die disruptive Bedrohung durch zentrale Datensammler wie MaaS-Plattfor- men abzuwenden und Regeln vorzugeben, nach denen jeder Teilnehmer die Hoheit über seine schützenwerten Daten behält. Niemand in Deutschland kann ernsthaftes Interesse daran haben, dass (ausländische) MaaS-Plattformen alle Geometrie-Dateien der Kunden sammeln, auswerten und ggfs. darauf aufbauendes Fertigungs-Know-how konzentrieren. [1] Jasperneite, J.; Niggemann, O.: Die Automatisierung verträgt keine Disruption. Interview in der atp 08/2018. [2] www.smartfactoryweb.de [3] www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/gaia-x.html industrial internet CONSORTIUM https://hub.iiconsortium.org/ smart-factory-web WebLog für die Industrie 4.0-Community www.industrie40.blog SmartFactory Web www.smartfactoryweb.de Webseiten Dr.-Ing. Olaf Sauer Dr.-Ing. Olaf Sauer Geschäftsfeld Automatisierung / Stellvertreter des Institutsleiters Digitale BusinessCard AFTERSALES ALS KOMPLETTPAKET Durchstarten ohne bestehendes Aftersales- Netzwerk? Formel Dmacht es möglich! ■ Völlig neuer Service- gedanke ■ Alle Aftersales-Leistungen aus einer Hand ■ Skalierbare und wirtschaft- liche Lösungen ■ Leistungen ohne großes Start-Investment verfügbar ■ Umfassende Beratung FORMEL D. GLOBAL PARTNER FOR VEHICLE, PARTS AND SERVICE READINESS.

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