OEM & Lieferant Ausgabe 2/2019 - OEM & Supplier 2/2019 by VEK Publishing

41 IT und Automotive Das IMDS als Leuchtturm für die Material Compliance Von Markus Engel, Senior-Consultant Material Compliance, imds professional GmbH & Co. KG Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind heutzutage selbstverständliche Anforderungen insbesondere in der produzierenden Industrie. Im Jahr 1999, als das InternationalenMaterialdatensystem (IMDS) entwickelt wurde, waren diese Begriffe noch nicht so populär. Und doch ist das IMDS genau das: ein Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltig- keit. Auch wenn viele Unternehmen die Berichterstattung von Materialien und Produkten bisher vielleicht als eine zusätzliche Aufgabe von vielen gesehen und diese „nur nebenher“ betrieben haben, erkennen sie doch mittlerweile auch die Chancen, die darin liegen. Insbesondere da die Nichteinhaltung von Regeln neben Geldstrafen einen enormen Reputationsschaden für Unternehmen bedeuten kann. Mit dem IMDS hat sich die Automobilindustrie ein Instrument geschaffen, um den gesetz- lichen Anforderungen nachzukommen – also compliance-gerecht zu produzieren. Über die gesamte Lieferkette hinweg werden Informa- tionen zur Zusammensetzung der einzelnen, in einem Auto verbauten Teile gesammelt und weitergegeben. Ziel war ursprünglich, die Re- cyclingvorgaben aus der europäischen Altfahr- zeugrichtlinie einhalten zu können. Das IMDS lässt sich auch dazu nutzen, deklarationspflich- tige Stoffe anzugeben und nachzuweisen, dass Stoffverbote eingehalten werden. Dies wird immer wichtiger, um negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit und die Umwelt zu mi- nimieren. Die GADSL (die globale Liste für de- klarationspflichtige Stoffe im Automobilbau) ist seit ihrer Entwicklung im Jahre 2005 die Ba- sis für die Deklaration im IMDS. Sie erleichtert es der Automobilindustrie, die in Autoteilen verwendeten chemischen Reinstoffe nach- zuvollziehen, Fahrzeuge gesetzeskonform zu produzieren und zu verwerten. Daneben gibt es weitere gesetzliche Regelungen, die im IMDS abgebildet werden. Mithilfe des Che- mistry Managers lassen sich Chemie- und Bio- zid-Informationen innerhalb der Lieferkette weitergeben. So können Unternehmen auch die sogenannte europäische REACH- (Verord- nung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) sowie die Biozid-Verordnung einhalten. Die Suche nach und Berichterstattung von Konfliktmineralien (Gold, Zinn, Tantal, Wolfram) ist mit dem IMDS ebenfalls möglich. US-börsennotierte Unter- nehmen müssen die Herkunft der von ihnen verwendeten Konfliktmineralien offenlegen und fordern daher entsprechende Informatio- nen von ihren Zulieferern. Entwickelt wurde das IMDS von Audi, BMW, Daimler, DXC Technology, Ford, Opel, Porsche, VW und Volvo. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Hersteller dem Verbund beigetreten, wodurch sich das IMDS zum globalen Stan- dard entwickelt hat, der von fast allen global agierenden OEMs genutzt wird. Unternehmen, die Zulieferer für die Automobilindustrie sind oder werden wollen, verpflichten sich meist mit ihren Lieferantenverträgen zumEintrag in das IMDS. Denn die OEM benötigen das finale Materialdatenblatt für das Bemusterungsver- fahren (PPAP bzw. PSW). Zudem ist die Nut- zung des IMDS für sie Voraussetzung, um eine europäische Typgenehmigung zu bekommen. Andere Industrien wie etwa Flugzeugher- steller, die Schifffahrtsbranche, Elektronik- hersteller sind ebenfalls von zahlreichen gesetzlichen Regelungen betroffen. Genannt seien REACH, Biozid-Verordnung, Konflikt- mineralien und RoHS (Beschränkung der Ver- wendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten). Um die Ma- Bilder: © imds professional imds professional www.imds-professional.com Webseiten terial Compliance über die gesamte Lieferkette hinweg zu gewährleisten, ist sicher auch für diese Industrien ein entsprechendes System hilfreich. Das IMDS darf allerdings ausdrück- lich nur für die und von der Automobilindus- trie verwendet werden. Abhilfe könnte das branchenunabhängige Schwestersystem CDX schaffen, das aktuell noch nicht so bekannt ist. Es ist genau so aufgebaut wie das IMDS und ermöglicht die Erstellung, den Versand und Empfang von Materialdatenblättern. So lassen sich sämtliche verwendete Werkstoffe nachvollziehen, Stoffverbote einhalten und das Recycling verbessern. compliance professional www.compliance-professional.eu

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=