OEM & Lieferant Ausgabe 2/2019 - OEM & Supplier 2/2019 by VEK Publishing

21 Engineering Partner Vom Fahrer zum Passagier? Modis Spezialisten entwickeln autonomes Mobilitätssystem für Städte Von Martin Heinz, Leiter Competence Center Elektronik, Modis GmbH Autonome Fahrzeuge und Sharing-Konzepte stellen den Markt für Mobilität auf den Kopf. „Disruption“ lautet das Schlagwort. Dabei verändert sich nicht nur unser Verständnis, was ein Fahrzeug leistet, sondern auch die Idee von Fortbewegung an sich. Dies stellt der autonom fahrende FLAIT eindrucksvoll unter Beweis. Das deutsch-britische Unternehmen Innovative Dragon hat den Zweisitzer gemeinsam mit dem weltweit führenden Engineering-Dienst- leister Modis entwickelt. Hinter dem Akronym FLAIT versteckt sich die Fast-Lane Artificial Intelligence Transporta- tion, ein vollkommen neuesMobilitätskonzept, das die Spezialisten von Modis Engineering zusammen mit ihrem externen Kompetenz- netzwerk auf den Weg gebracht haben. Als zweisitziges, mit Neigetechnik ausgestattetes und nur einenMeter schmales Elektrofahrzeug passt der FLAIT exakt in die Lücke zwischen ÖPNV und motorisiertem Individualverkehr. Völlig autonomkönnte er den laufenden ÖPNV schon bald als Microbus, Ruftaxi, Pflegetrans- port oder Paketstation ergänzen und so den Innenstadtverkehr massiv entlasten. Game Changer für drängende Probleme in Ballungsräumen Denn Stadt-Autos sind mit durchschnittlich 1,2 Mitfahrern nicht ansatzweise ausgelastet. Gleichzeitig platzt der Verkehr in den Städten aus allen Nähten, der starke Zuzug verschärft die Lage. „Sofern wir an bisherigen Transport- mitteln festhalten, wird sich dieses Problem weiterzuspitzen“, sagt Martin Heinz, Leiter des Entwicklungsprojekts bei Modis. „Daher braucht es disruptive Ansätze wie den FLAIT. Er ermöglicht einen umweltfreundlichen Indi- vidualverkehr auf Abruf und braucht nur halb so viel Platz wie übliche Autos“. Mit diesem Ansatz wird der Fahrer zum Passagier und aus zwei Fahrspuren werden vier, ohne die Infra- struktur der Stadt zu verändern. Aufgeladen wird per Induktion, wobei die Energie durch mehrere FLAITs durchgeleitet werden kann. Die Batterien eines Fahrzeugs reichen so bis zu 100 Kilometer. Nutzer bestellen einen FLAIT per App und werden genau dort abgeholt, wo sich ihr Smartphone-Signal befindet, ganz gleich ob sie sich noch weiterbewegen. Wartezeiten, Fahrzeiten und Preise des privaten Transport- services sind über die App einsehbar. Ähnlich originell ist die Idee der FLAIT-Paketstation, die in Wohngebieten völlig autonom Pakete ausliefern könnte. Auch am Einsatz eines FLAIT-Pflegetransports tüftelt Modis derzeit. Signale aus Straßenlaternen navigieren autonome Fahrzeuge Die wahre Revolution des FLAITs steckt al- lerdings in seiner autonomen Steuerung. Sie erfolgt über Sensoren und Kameras, die an Straßenlaternen angebracht sind. Damit wird bewusst auf ein GPS-System verzichtet, das gerade in Städten häufig an Hochhäusern und Tunneln scheitert. „Beim FLAIT kommuniziert hingegen ein lokales Funknetz in den Straßen- laternen per Frage-Antwort-Signal mit den Fahrzeugen“, erklärt Martin Heinz. Der sonst enorme Rechenaufwand, der benötigt wird, um ein Fahrzeug zu navigieren, wird damit nach außen verlagert und kann für mehrere Autos gleichzeitig genutzt werden. Dies funktioniert wie folgt: Jede Straßenla- terne überwacht einen Sektor, in den sich der FLAIT vor Durchfahrt virtuell einloggt. Die Straßenlaterne screent den Sektor und sendet entweder eine Durchfahrtgenehmigung oder meldet mögliche Hindernisse an das Fahrzeug, damit dieses ein exaktes Ausweichmanöver starten kann. All dies erfolgt über eine simple Vektorberechnung. Investitionsaufwand geringer als bei herkömmlichen Verkehrsmitteln Um den FLAIT in der Praxis einzusetzen, müsste die bestehende Infrastruktur in Städ- ten technisch erweitert werden. Hochgerech- net würde dies allerdings deutlich weniger kosten als herkömmliche Verkehrsmittel – wie zum Beispiel der Ausbau eines U-Bahn-Net- zes. Im Anschluss könnten Städte das FLAIT Mobilitätskonzept leasen inklusive der Fahr- zeug-Flotte. Dazu sind die Anbieter bereits mit mehreren deutschen Städten imGespräch. Eine erste Teststrecke wird in Kürze in Zwi- ckau entstehen, an der Innovative Dragon und Modis gemeinsam mit Wirtschaftspartnern aus Zwickau arbeiten. Der Verkehr der Zu- kunft könnte hier in spätestens drei Jahren zu bestaunen sein. Modis GmbH  www.modis.com Webseite Martin Heinz Leiter Competence Center Elektronik Digitale BusinessCard Bilder: © Modis GmbH

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