OEM&Lieferant 1/2024

51 Der Grad der flexiblen Arbeitszeitgestaltung in einem Unternehmen prägt immer auch die Kultur in einem Unternehmen. Unternehmen mit starren Arbeitszeiten und Anwesenheitspflicht haben nach meiner Beobachtung immer einen geringeren Anteil an Diversität im Unternehmen. Der Arbeitskräftemangel wird wahrscheinlich ein Umdenken erfordern, nicht nur hinsichtlich Arbeitszeitgestaltung, sondern auch Time Sharing Modellen, Sabbaticals, einer 4-Tage-Woche oder ähnlichen Modellen. Stichwort „Home office“. Begünstigt durch die Pandemie wurde die Möglichkeit, im Home office zu arbeiten, fast schon zum erwünschten Standard. Zunehmend scheint sich hier eine Gegenbewegung abzuzeichnen. Unternehmen fordern wieder mehr physische Präsenz von ihren Führungskräften. War das home office ein Irrweg oder doch ein Beitrag zur Weiterentwicklung von Unternehmenskulturen? Es gibt sehr konträre Meinungen zu dieser Frage, sowohl auf Seiten Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Die Pandemie hat gezeigt, dass Homeoffice Regelungen vielerorts die Effizienz steigern können und Kosten für ein Unternehmen senken können. Viele Unternehmen haben ihre Office-Flächen reduziert und sind auf Shared-Spaces umgestiegen. Auf der anderen Seite leidet der Zusammenhalt im Unternehmen durch zu viel Homeoffice. Kommunikation in der Kaffeeküche kann per Webex einfach nicht komplett aufgefangen werden. Teamfähigkeit sowohl auf Seiten von Beschäftigten als auch von Führungskräften wurde in der Vergangenheit als Schlüsselfaktor für erfolgreiche Unternehmenskulturen angesehen. Welche Rolle spielt dieser individuelle Faktor noch in einer Arbeitswelt, die zunehmend von digitalen Kommunikationsstrukturen geprägt ist? Teamfähigkeit war und bleibt aus meiner Sicht ein zentraler Teil von Zusammenarbeit. Niemand ist in der Lage alle Themen gleichermaßen tiefgehend abdecken zu können. Nur im Team kann maximale Effizienz erreicht werden. Spricht man über wertbasierte Instrumente, kommt man an der Frage wertbasierter Vergütungssysteme nicht vorbei. Welche Rolle spielen transparente Vergütungssysteme in modernen Unternehmenskulturen und wo ordnen Sie ihren Stellenwert als Mittel zur Mitarbeitergewinnung und -bindung ein? Transparente Vergütungssysteme fördern nicht nur das Vertrauen der Mitarbeiter und sind damit ein wichtiger Bestandteil einer Unternehmenskultur, sondern fördern auch Motivation und Engagement jedes einzelnen. Unternehmen mit transparenten Vergütungssystemen haben nachweislich eine deutlich längere Mitarbeiterbindung und haben einen Vorteil im Wettbewerb um Talente. Nicht zuletzt die Digitalisierung und die damit verbundenen Möglichkeiten globaler Vernetzung prägen zunehmend den Charakter von Unternehmenskulturen. Welche Bedeutung hat die Internationalisierung im Hinblick auf bestehende und künftige Unternehmenskulturen und welche Anforderungen ergeben sich daraus sowohl für die Beschäftigten als auch für die notwendigen Rahmenbedingungen? DE&I (Diversity, Equity & Inclusion), die Vielfalt von Kulturen, Sprachen und Denkschemata prägen entscheidend eine Unternehmenskultur und immer häufiger auch den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Interkulturelle Zusammenarbeit im Unternehmen zeigt unterschiedliche Blickwinkel auf und spiegelt letztendlich auch die Vielfalt von Kundenmeinungen wider. Für Mitarbeiter bedingt dies nicht nur die Notwendigkeit in fließendem Englisch kommunizieren zu können, sondern sich auch agil an andere Arbeitsweisen anpassen zu können. Auf Unternehmensebene sind globale Führungskompetenzen und das Bereitstellen einer entsprechenden technologischen Infrastruktur Voraussetzung. Zusammengefasst – auf welche kulturprägenden Elemente sollten Unternehmen besonders achten, um künftig am Markt von Fach- und Führungskräften erfolgreich mit erhöhter Arbeitgeberattraktivität agieren zu können und welche Anreize sollten sie setzen, einmal gewonnene Mitarbeiter auch langfristig zu halten? Transparenz, DE&I, flexible Arbeitsbedingungen, eine Innovationskultur sowie die Möglichkeit „etwas bewegen zu können“ sind nach meiner Erfahrung die meistgenannten Kriterien, auf die Kandidaten in unseren Gesprächen Wert legen oder die bei Nicht-Vorhandensein auch ein Wechselgrund sein können. Vielen Dank für das Gespräch. Das Gespräch führte Dr. Rudolf Müller, freier Journalist Spencer Stuart CONSULTING & INNOVATION Zukunftsfähige Entwicklung Ihrer Produkte im Industrial Metaverse Jetzt mehr erfahren! www.unity-consulting.com/de/ consulting-services/digitaler-zwilling

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