OEM&Lieferant 1/2024

3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, man mag die Förderpolitik der Bundesregierung kritisieren oder beklagen: Tatsache ist, dass seit dem 18.12.2023 aufgrund fiskalischer Zwänge keine Anträge mehr auf Zuteilung des sogenannten Umweltbonus gestellt werden können. Und wie nicht anders zu erwarten war, haben Kunde und Markt unmittelbar reagiert. Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen auf zuletzt 17,7 Prozent bei BEV und 13,7 Prozent bei PHEV fielen die Neuzulassungen und der Anteil von Elektrofahrzeugen im Februar 2024 um einen ganzen Prozentpunkt auf 12,6 Prozent. Und alle Welt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter mit der Elektromobilität in Deutschland? Ohne Zweifel bedeutet diese Entwicklung nicht das Ende der Elektromobilität. Auch ein Roll-back in die tradierte Verbrennerwelt stellt keine wirkliche Alternative dar, auch wenn der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Automobilzulieferers Mahle, Arnd Franz, in einem Interview der FAZ ein Ende des Verbrennerverbots fordert und eine Lanze für nachhaltige Verbrenner, betrieben mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen, sogenannten eFuels, bricht. Diese Forderung hat in vielerlei Hinsicht ihre Berechtigung; sie negiert jedoch, dass sowohl Wasserstoff als auch eFuel-Technologie bei Weitem nicht das Potenzial besitzen, um den Dekarbonisierungsprozess unseres Verkehrssektors in Deutschland auch nur annähernd tragen zu können. Wenig hilfreich ist auch eine Diskussion über die Revision der EUKlimaziele – insbesondere das Verbrennerverbot im Jahr 2035. Dies wäre gerade für die mittleren und kleineren Zulieferbetriebe fatal. Sie mussten teilweise ihre Produktionswelt vollkommen umstellen und brauchen angesichts erheblicher Investitionen gesicherte Planungsprämissen. Betrachten wir die Dinge positiv: Mit dem Wegfall der Förderung gelten wieder uneingeschränkt die Regeln des Marktes und der Käufer entscheidet – ohne staatliche Beeinflussung – welche Produkte er kaufen möchte. Und genau diese Perspektive deckt schonungslos die noch bestehenden Nachteile der Elektrofahrzeuge gegenüber dem Verbrenner auf. Ohne Zweifel haben unsere OEMs leistungs- und wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt gebracht, die den Vergleich auch mit neuen Wettbewerbern aus China nicht zu scheuen brauchen. Dennoch sind die Preise der Fahrzeuge im Vergleich zu den Verbrennermodellen deutlich zu hoch und der Preiskampf der Hersteller wird einige Veränderungen im Preisgefüge mit sich bringen. Final für die Kaufentscheidung ist und bleibt die Ladezeit und die Reichweite der Fahrzeuge. Hier sind die OEMs gefordert, intensiv die Batterietechnologie zu verbessern, was sie auf vielfältige Weise auch tun. Letztlich zeigt sich, dass staatliche Fördermaßnahmen im besten Fall dazu taugen, Impulse am Markt für neue technologische Entwicklungen zu setzen. Am Ende des Tages bleibt ausschlaggebend die Entscheidung des Käufers. Auch mit dieser Aufgabe OEM&Lieferant gewähren wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wieder einen Einblick in die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie sowie ihrer Dienstleiter und Service-Unternehmen. Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, Interviewpartnerinnen und -partnern sowie allen Anzeigenkundinnen und -kunden für die hervorragende Zusammenarbeit. Ihre Redaktion Elisabeth Klock und Dr. Rudolf Müller P. S. Besuchen Sie auch unser Fachpresseportal www.oemundlieferant.de Dr. Rudolf Müller Elisabeth Klock

RkJQdWJsaXNoZXIy MjUzMzQ=