OEM&Lieferant Ausgabe 1/2023

3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, keine Frage – wir sind noch nicht durch. Auch wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie sich leicht aufhellen, kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Risiken bewältigt sind und die Ampel wieder auf „Grün“ steht. Nach wie vor beherrscht der Ukraine-Konflikt die Schlagzeiten und ein friedliches Ende ist leider nicht prognostizierbar. Zwar hat der bisher milde Winter die Auswirkungen der Energieverknappung im Rahmen gehalten und die schlimmsten Befürchtungen sind dank politisch umstrittener, aber final dann doch entschlossener Gegensteuerungsmaßnahmen der Regierung nicht eingetreten. Auch die Unternehmen konnten mit einem erheblichen Aufwand ihre Energieeffizienz kurzfristig deutlich verbessern und haben uneingeschränkt Maßnahmen eingeleitet, die für die Zukunft auf regenerativen Energiekonzepten beruhen. Allerdings bewegt man sich – und dies gilt nicht nur für die privaten Haushalte – an Belastungsgrenzen, die nicht zuletzt auch die Standortqualität Deutschlands im Hinblick auf erforderliche Zukunftsinvestitionen für Produkte und Anlagen zunehmend in Zweifel zieht. Die US-amerikanische Inflation Reduction Act mit ihren milliardenschweren Subventionsmaßnahmen zeigt deutlich, dass der Standortwettbewerb eröffnet ist. Die nach wie vor hohe Inflationsrate wirkt dämpfend auf die Kaufbereitschaft von Kunden, zumal sie auch für eine weitere Verteuerung der Produkte sorgt. Nicht täuschen lassen sollte man sich von den guten bis sehr guten Jahresabschlüssen der deutschen OEM's, die in dieser Größenordnung nicht zu erwarten waren. Die guten Ergebnisse sind nicht zuletzt auf eine Sondersituation zurückzuführen, in der aufgrund des pandemiebedingten Teilemangels das Angebot trotz hoher Nachfrage verkürzt und auf hochpreisige Produkte reduziert wurde. Dadurch stiegen Margen bei stabilen Preisen trotz Umsatzrückgängen – eine Situation, die sich so nicht wiederholen wird. Laut allgemeinen Prognosen von Verbänden und Instituten werden global 2023 erstmals seit der Corona Pandemie wieder mehr Autos verkauft werden als im Vorjahr. Dies ist zunächst einmal eine gute Nachricht, die sich jedoch mit Blick auf den deutschen Markt relativiert. Der Branchenverband VDA rechnet für das laufende Jahr mit 2,3 Millionen Neuzulassungen. Das wären rund zwei Prozent mehr als im Vorjahr, aber immer noch ein Viertel weniger als im Vorkrisenjahr 2019 – eher durchwachsene als berauschenden Aussichten. Mit besonderem Interesse wird man den Markt für Elektrofahrzeuge beobachten. In 2022 konnte der Anteil an E-Fahrzeugen um rund eine halbe Million gesteigert werden und der Anteil bei den Neuzulassungen lag bei 18 Prozent. Ob sich diese Entwicklung angesichts verringerter Förderprämien und gestiegener Strompreise fortsetzen wird, wird von Experten bezweifelt. Der VDA rechnet für E-Pkw beim Absatz mit einem Rückgang von acht Prozent und bei den Neuzulassungen mit einer Verschlechterung von drei Prozent im Vergleich zu 2022. Sowohl der US-Markt mit vier und der chinesische Markt mit drei Prozent werden in 2023 stärker als der deutsche Markt wachsen. Bemerkenswert ist, dass sich der chinesische Markt immer mehr zu einem reinen E-Fahrzeug-Markt entwickelt. Fast die Hälfte aller Neuzulassungen in 2022 waren batterieelektrisch betrieben oder mit Hybrid-Antrieb ausgestattet. 60 Prozent aller Elektroautos weltweit wurden in China verkauft. Nur leider fiel der Marktanteil deutscher OEM`s in China erstmals und zeitgleich drängen chinesische Hersteller mit Erfolg auf unsere Heimatmärkte. Hier gilt es durch Produktanpassungen an geänderte Käufererwartungen verlorenes Terrain wiederzugewinnen. Entsprechende Investitionen wurden von BMW und Mercedes-Benz bereits angekündigt. Dass sich die deutsche Automobilindustrie den Herausforderungen mit Macht stellt, beweisen die geplanten Investitionen. In den Jahren 2022 bis 2026 investieren Unternehmen der deutschen Automobilindustrie 220 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, insbesondere in Elektromobilität, Batterietechnik und Digitalisierung und circa 100 Milliarden in den Umbau von Produktionsanlagen. Nicht zuletzt die Beiträge in dieser Ausgabe von OEM&Lieferant legen Zeugnis ab von der Entschlossenheit der deutschen Automobil- und Zulieferindustrie sowie ihrer Dienstleister auch weiterhin ihre führende Position mit Ihren Produkten und Dienstleistungen auf den Weltmärkten behaupten zu wollen. Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, Interviewpartnerinnen und -partnern sowie allen Anzeigenkundinnen und -kunden für die hervorragende Zusammenarbeit. Ihre Redaktion Elisabeth Klock und Dr. Rudolf Müller Dr. Rudolf Müller Elisabeth Klock OEM&Lieferant www.oemundlieferant.de VEK Onlineservice www.vek-onlineservice.de

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