OEM & Lieferant - Ausgabe 1/2021

49 Dienstleistungen Offene Ökosysteme bieten Chancen für digitales Geschäft Von Philipp Wibbing, Partner bei UNITY Der digitaleWandel verändert das Netzwerk derWertschöpfung fundamental: insbesondere die Automobilindustrie steht vor maßgeblichen Veränderungen. Gegenwärtig zeichnen sich deutsche OEMs und Zulieferer noch stark durch hardwaregetriebene Produkte und Produktentwicklung sowie geschlossene Ökosysteme aus. Um sich im Business der Datenökonomie nachhaltig erfolgreich positionieren zu kön- nen, ist es dringend an der Zeit, die Daten- monetarisierung anzugehen und denWandel zu smarten und nachhaltigen Mobilitäts- lösungen einzuläuten. Insbesondere Pre- mium-OEMs haben das Potenzial von Daten als erfolgskritisches Wirtschaftsgut erkannt und sammeln getreu dem Motto „Data is the new oil“ enorme Datenmengen - darunter Produktdaten, Entwicklungsdaten, Betriebs- daten, Fahrzeughistorie uvm. Doch warum lässt der große Durchbruch datengetriebener Services weiterhin auf sich warten? Die Relevanz neuer Zielbilder Moderne Fahrzeuge sind unlängst mit mul- tifunktionalen Devices ausgestattet und fungieren im Straßenverkehr als mobile Datensammler. Ein wesentlicher Unterschied von OEMs zu etablierten Plattformunter- nehmen besteht darin, dass diese aus ihrer Datenhoheit bereits erfolgreich datengetrie- bene Geschäftsmodelle abgeleitet haben und mit Anwendungen wie Apple CarPlay auf den milliardenschweren Markt drängen. Die hohe Marktkapitalisierung dieser neuen Player ver- deutlicht, dass datengetriebene Services und Geschäftsmodelle zukünftig einen wesent- lichen Teil automobiler Wertschöpfung aus- machen werden. Umwirksam in denWettbewerb zu treten und der hohen Erwartungshaltung des Marktes gerecht zu werden, müssen Automobilher- steller und -zulieferer ihr Zielbild überprüfen. Im Fokus steht die Frage: „Wie schaffen wir für unsere Kunden Mehrwerte aus unseren Daten?“. Neben den neuen Technologien und den Daten selbst erfordert das Business der Datenökonomie durchgängige Strategien und Strukturen, denn nur so kann das enorme Potenzial mit geeigneten Services und di- gitalen Geschäftsmodellen auch am Markt realisiert werden. Das richtige Vorgehen ent- scheidet dabei über den Erfolg. Mögliche Use Cases, um Mehrwert auf der Kunden-Seite zu erzeugen, können Steigerung der Sicherheit, Effizienzsteigerungen oder intelligente Ver- kehrssteuerung sein. Wichtig ist, die Entwick- lung von Services ganz klar in einem Portfolio zu priorisieren. Was wenig Nutzen schafft und viele Ressourcen bindet, wird nicht weiterver- folgt. Vom Data Lake zum Data Stream Gegenwärtig ist die Datenarchitektur auf das Sammeln von Daten ausgerichtet. Um die riesigen Datenmengen, die OEMs bis- her in sogenannten Data Lakes gesam- melt haben, gewinnbringend einzusetzen, muss das neue Zielbild mit Blick auf offene Ökosysteme zu einem Data Stream ausge- baut werden. Dieser liefert die Daten aus den Kundenfahrzeugen im Feld, auf deren Basis die gewinnbringenden Services für die Kunden aufgebaut werden. Gleichzei- tig sollten Erkenntnisse aus diesen Daten in den internen Entwicklungsabteilungen gewinnbringend eingesetzt werden, um die nächsten Fahrzeuggenerationen sowie eigene Services zu optimieren. Schritt für Schritt wird sich so das Netzwerk der Wert- schöpfung fundamental ändern; die Zukunft des Automobils wird in einem globalen Ökosystem gestaltet . Da die OEMs ver- stärkt auf die Kompetenz der Zulieferer und der neuen Player aus dem IT-Bereich setzen werden, verändert sich auch die Rolle der Zu- lieferer in diesem Geflecht. Großes Potenzial steckt beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Zulieferern und anderen OEMs. Die digi- talen Systeme ermöglichen es, kurzfristig an eine andere Entwicklungsabteilung anzudo- cken und auch herstellerübergreifend bei be- stimmten Projekten zusammenzuarbeiten. So revolutioniert das Denken in offenen Sys- temen sowie die Integration von Partnern in das Ökosystem die Wertschöpfung, indem der größte Mehrwert sowohl für Kunden als auch für das Unternehmen geschaffen wird. Bild/Grafik: © UNITY AG Philipp Wibbing arbeitet seit 2005 bei UNITY. Seit 2012 verantwortet er als Partner das Geschäft mit den Schwerpunkten Digitalisierung und Produktentstehung in der Automobilbranche. Zudem ist er Aufsichtsrat der UNITY Beteiligungs-AG und Vorstandsmitglied im prostep ivip Verein. Online-Service https://t1p.de/wo2a www.linkedin.com/in/philippwibbing www.unity.de T E I L E N Die unzähligen Daten ändern das Netzwerk der Wertschöpfung fundamental: Die Zukunft des Automobils wird in einem globalen Ökosystem gestaltet.

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