OEM & Lieferant - Ausgabe 1/2021

3 Grußwort von VDA-Präsidentin Hildegard Müller Standort Deutschland muss so gut werden wie unsere Unternehmen Das Jahr 2021 wird in zum Wendepunkt für die Zukunft der Indust- rie in Deutschland. Entscheidend ist dabei vor allem die Frage, wie die Rahmenbedingungen verbessert werden können, um den Standort Deutschland international wieder wettbewerbsfähiger machen. Der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung beträgt knapp 23 Prozent. Das ist mehr als in vielen anderen Industriestaaten. In den USA etwa lag er bei 18 Prozent, in der EU bei 20 Prozent. Es gilt, diese führende Position der deutschen Industrie weiter zu festigen und auszubauen. Der Anteil der Automobilindustrie am gesamten Umsatz der deutschen Industrie beträgt dabei 23 Prozent. Dahinter stehen 3,5 Mio. Pkw, die im letzten Jahr in Deutschland produziert wurden. Allein im Inland sind über 800.000 direkte Mitarbeiter in der Auto- mobilindustrie beschäftigt. Derzeit spüren alle Automobilmärkte die Folgen von Corona. Wir gehen davon aus, dass das zweite Halbjahr 2021 in Deutschland und Europa eine Besserung bringen wird, wenn die Pandemie spürbar eingedämmt werden kann. Die Investitionen in die Transformation der gesamten Branche in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung werden aber trotz Corona engagiert vorangetrieben. Bis Ende 2023 können die Kun- den aus mehr als 150 verschiedenen E-Modellen deutscher Konzern- marken wählen. Damit verdoppelt sich das Modellangebot. Unsere Unternehmen investieren bis 2025 etwa 150 Mrd. Euro in Zukunfts- technologien, davon rund 70 Mrd. Euro in E-Mobilität, 55 Mrd. Euro in die Digitalisierung und 25 Mrd. Euro in Hybridisierung. Das ist ein enormer Kraftakt. Die deutschen Konzernmarken sind auf den Elektro-Pkw-Märkten gut unterwegs. So konnten sie ihre Marktanteile 2020 in vielen Ländern ausbauen: in Deutschland von 57 auf 67 Prozent, in Europa von 36 auf 49 Prozent. Wir sind Europameister bei E-Autos, nehmen den Klima- schutz ernst und stehen zu den Klimazielen 2050. Gerade weil diese Zukunftsinvestitionen so wichtig für den Standort Deutschland sind, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. Die deutsche Industrie, allen voran die deutsche Automobilindustrie, schultert die hohe Abgabenlast durch eine enorme Effizienz. Erforder- lich sind aber auch ein funktionierendes Umfeld und eine gute Infra- struktur. Hier muss Deutschland im internationalen Vergleich dringend aufholen. Wir haben in Deutschland die höchsten Arbeitskosten in der Automo- bilindustrie weltweit. Bei den Arbeitskosten im Verarbeitenden Ge- werbe insgesamt liegt Deutschland auf Platz 4. ImOECD-Vergleich liegt Deutschland bei der Ertragssteuerbelastung auf Platz 5. ImWeltbank- Index für Gründerfreundlichkeit belegt Deutschland nur noch Platz 125. Das alles hat mit dazu beigetragen, dass Deutschland bereits vor der Coronakrise ein stark nachlassendes Wirtschaftswachstum aufwies. Die deutsche Automobilindustrie ist besser für die Zukunft gerüstet als der Standort Deutschland. Daher sollte die Politik die notwendigen Schritte unternehmen, um Produktion und Beschäftigung in Deutsch- land zu halten und zu stärken. Das große Thema des Jahres 2021 ist deshalb der Standort Deutschland: Wir brauchen eine moderne, dem Klimaschutz verpflichtete Industriepolitik. www.vda.de Hildegard Müller Bild: © VDA

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