OEM&Lieferant Ausgabe 1/2019

27 Maschinen und MES/ERP-Systemen ist mit fast 100 Prozent der an das MES angeschlos- senen Werkzeugmaschinen sehr hoch. Die Herausforderung besteht in der vertikalen Industrie 4.0-fähigen Vernetzung. Die M2M-Kommunikation in Unternehmen ähnelt meist einem baylonisches Sprachwirr- war, das einer Universalsprache bedarf. Dazu holteman sich seinerzeit das Hochschulwissen der HTW-Hochschule für Technik und Wirt- schaft Saar ins Haus. Gemeinsam mit seinem ibo-Institut für Industrieinformatik und des- sen Start-up, der Odion GmbH führte VOIT ein Entwicklungsprojekt zum Auslesen unter- schiedlicher Maschinen und Anlagen durch und nutzte als eines der frühen Unternehmen den damals noch wenig bekannten Industrie- standard OPC-UA. Mit OPC-UA können platt- formunabhängig und sehr einfach Maschinen, Aggregate, Roboter, Scanner und sonstige digitale Geräte miteinander kommunizieren, ungeachtet ihrer Herkunft. Die digitale Sicht auf die Produktion kommt so einen entschei- denden Schritt voran. Via OPC-UA werden inzwischen quer durch die Produktionsberei- che Produktions-Parameter, wie Temperatur, Lagetoleranz, Stromaufnahme der Motoren ... ausgelesen, in einer Datenbank abgelegt, grafisch aufbereitet und ausgewertet, egal ob es sich um Bearbeitungszentren, Roboter, Pressen oder andere Aggregate handelt. Mit dieser Entwicklung war VOIT Vorreiter bei der Nutzung dieses Industriestandards, der inzwischen vom VDMA vorangebracht wird und nun von vielen Maschinenbauern und Ge- räteherstellern als Standard in ihren Systemen integriert ist. Digitalisierungsziele in der Produktion: Instandhaltung 4.0, auf demWeg zu Big Data Die gesamten Daten werden gesammelt, sichtbar gemacht und gewinnen zunehmend an Transparenz. Sie werden mit folgenden Zielsetzungen analysiert: Produktivitätsstei- gerung, Kostensenkung, Fehlerreduzierung, Senkung der Wartungskosten, Energiever- brauch (Herstellungsenergie pro Produkt). Die erfassten Daten dienen via Datenalgorithmen bereits der Optimierung der Produktion und Instandhaltung. Instandhaltung 4.0 bedeutet, Maschinen und Aggregate im Live-Betrieb zu beobachten, komplexe Betriebszustände einzelner Anlagen festzuhalten, Rückschlüsse aus den Daten zu ziehen, Fehlerverhalten vorherzusehen und somit proaktiv zu agieren. Inzwischen kön- nen Zeitreihen zu beliebigen Betriebsdaten automatisch über einen längeren Zeitraum erfasst, grafisch dargestellt und statistisch ausgewertet werden, um für die voraus- schauende Wartung und automatisierte Entscheidungsfindung verwendet zu wer- den. Drohende Crashs oder Ersatzzeitpunkte für Verschleißteile werden erkannt, so dass letztere nicht vorzeitig nach Hersteller-Inter- vall, sondern nach Bedarf und in geplanter Wartung getauscht werden, was Störungen im Betriebsablauf, Bevorratungskosten und Ersatzteilbedarf reduziert. Bis zu predictive capacity, predictive maintenance und Adap- tability, also sich selbst regelnden Systemen hat VOIT allerdings noch ein Stück Weg vor sich. Eine Anforderung, die von den OEM‘s zu- nehmend im Zusammenhang mit der Rück- verfolgbarkeit (Tracing) gestellt wird, ist der „Digitale Produktlebenslauf“ über die Her- stellung sicherheitskritischer Teile. Auch hier greift Digitalisierung. Mit der Erfassung sehr detaillierter Prozessdaten stellt VOIT die in der Automobilindustrie erforderliche Rück- verfolgbarkeit sicher. Projekt des VOIT-Betriebsrates: Digitale Transformation gestalten Industrie 4.0 ist nur gemeinsam gestaltbar und muss Mitarbeiter positiv mitnehmen und qualifizieren. Dies erfolgt durch ein durch die IG Metall ebenfalls ausgezeichnetes Industrie 4.0-Projekt des VOIT-Betriebsrates, das zu einer neuen Betriebsvereinbarung hinsichtlich der Digitalisierung von Arbeits- und Geschäfts- prozessen führte. Im Rahmen des Projektes „Arbeit + Innovation“ der IG Metall wurden Mitglieder des Betriebsrates und der Perso- nalabteilung in einer Qualifizierungsreihe zu „Expert*innen Arbeiten 4.0“ weiterqualifiziert und ein Projekt aufgestellt. Zehn aus 100 Bei- spielen namhafter Unternehmen wurden als vorbildlich vorgestellt, darunter VOIT. Mit dem Anspruch, die digitale Arbeitswelt von mor- gen sicherer, gerechter und selbstbestimmter zu machen, ging es dem VOIT-Betriebsrat vor allem um Transparenz und Information sowie Mitarbeiter mitzunehmen und zu qualifizieren. Als Ergebnis des Projektes liegt nun eine der ersten BV Industrie 4.0 Deutschlands vor: mit dem Arbeitgeber verhandelt und unterschrie- ben samt Garantien für die Weiterbildung der Mitarbeiter, damit sie über digitale Technolo- gien up to date bleiben. Ausgezeichnet Um zu sehen, ob man mit seinen Digitalisie- rungsaktivitäten auf dem richtigen Weg ist, nahm VOIT an einer Benchmarkstudie der Universität St. Gallen teil, um sich auf hohem Niveau auszutauschen und an der Universität und bei gegenseitigen Besuchsterminen an- einander zu wachsen. Für sein Management von Digitalisierungsaktivitäten wurde VOIT im August 2018 gemeinsam mit Bosch, ebm Papst, VOITH und Infineon aus den knapp 140 teilnehmenden Unternehmen als Gewinner des jährlichen Benchmarking-Projektes der Universität St. Gallen mit dem „Successful Practice Award-Digital Technologies 2018 – Evolution of Production in high-wage count- ries“ ausgezeichnet. Im Dezember 2018 erhielt VOIT als weitere weltweite Auszeichnung den „ZF Supplier Award 2018“. Als eines von insgesamt sieben Unternehmen aus Europa, Asien und Nord- amerika wurde VOIT in der Kategorie „Produk- tionsmaterial“ (mehr Infos: https://voit.de/ zf-supplier-award-2018 ) ausgezeichnet. Produktionsexzellenz, Flexibilisierung und Ausbau globaler Foodprint Die disruptiven Megatrends rund um das auto- nome Fahren und die Elektromobilität treiben die Digitalisierung voran. Diese wiederum unterstützt die immer höheren Anforderun- gen an eine möglichst flexible Großserienpro- duktion. InZeitenüberschaubarer Stückzahlen, insbesondere im Bereich E-Mobilität. Ohne digitale Transformation wäre dies unmöglich. Der Erfolg gibt VOIT Recht. Zusätzlich zu vielen E-Mobility-Komponenten, wie Stator- träger, Gehäuse und Deckel für e-Achsen …, die sich bereits im Produktionsportfolio befinden, wurde jüngst im Unternehmensverbund ein Auftrag für Gehäuse und Deckel einer neuen e-Achse für einen deutschen Premiumherstel- ler gewonnen. Das Hauptziel der Digitalisierung liegt für VOIT in der Erhöhung der Produktionseffizienz und somit in der Standortsicherung im Hochlohn- land Deutschland. Für die Zukunft plant VOIT, bewährte Lösungen auszurollen und seine Werke in kostengünstigeren Produktions- stätten bei der Umsetzung ihrer digitalen Lösungen zu unterstützen. Es gewinnt, wer seine Prozesse innerbetrieblich und unterneh- mensübergreifend schnell digitalisiert, umvon den Gesamtvorteilen zu profitieren. VOIT Automotive GmbH www.voit.de Webseite Imagefilm VOIT Automotive https://vimeo.com/281764330 Video Auszeichnungen für VOIT: ZF Supplier Award 2018 und Successful Practice Award-Digital Technologies 2018 – Evolution of Production in high-wage countries“ der Universität St. Gallen

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