OEM&Lieferant Ausgabe 1/2019

24 Industrie 4.0 Künstliche Intelligenz für die Produktion der Zukunft OEM&Lieferant sprach mit Dr. Olaf Sauer vom Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Karlsruhe, über Methoden und potenzielle Anwendungen von Künstlicher Intelligenz. Künstliche Intelligenz zählt heute unbestritten zu den Treibern der Digitalen Revolution. Von ihrem zielführenden Einsatz in industriellen Fertigungsprozessen hängen Produktivität und Qualität und damit die internationale Wett- bewerbsfähigkeit der produzierenden Industrie ab. Herr Sauer, in welcher Korrelation stehen Industrie 4.0 und die Dimension der Künst- lichen Intelligenz zueinander? Olaf Sauer: Wichtigstes Kennzeichen von In- dustrie 4.0 ist die durchgängige Vernetzung und Durchdringung aller Komponenten der Fabrik sowie kompletter Wertschöpfungsket- tenmit Sensorik, eingebetteten Systemen und Kommunikationstechnik – sog. Cyber-Physi- sche Systeme. Dadurch fallen von der Planung der zu fertigenden Produkte und Produktions- mittel über ihre Herstellung bis zur Nutzung der Produkte große Mengen an Daten an, die meist maschinell erzeugt werden. Diese Daten sind Grundlage für moderne und mächtige Analyse- und Auswerteverfahren, die heute als „Künstlische Intelligenz“ (KI) bezeichnet werden. Heute geht man allgemein davon aus, dass KI eine Schlüsseltechnologie ist, mit der Anwender in allen Stufen der Wertschöpfung hohe Verbesserungspotenziale ausschöpfen können. Wo stehen wir in Deutschland bei der KI- Forschung im internationalen Vergleich? Olaf Sauer: Aktuelle Studien attestieren Deutschland zwar eine gute Position in der KI-Forschung, den USA aber eine wesentlich höhere Wettbewerbsfähigkeit bei den KI-An- wendungen. China investiert massiv in Künst- liche Intelligenz. Seine Unternehmen werden inwenigen Jahren auf den deutschenMarkt für KI-Anwendungen in der Produktion drängen. Daher ist es nur richtig, dass die Bundesregie- rung in ihrer KI-Strategie das Ziel formuliert, Deutschland und Europa zu einem führenden KI-Standort zu machen. Die industrielle Pro- duktion ist dabei eines der wichtigsten An- wendungsfelder. Anwelchen innovativen KI-Methoden und -Werkzeugen arbeiten Sie aktuell in Ihrem Institut und wie lösen Sie das Problem, die für den Einsatz von KI-Methoden re- levante Daten zu generieren? Olaf Sauer: In der Produktion sindDaten immer im Kontext des Produkts oder der Prozesse zu interpretieren – dann sind sie wertvolle Res- sourcen, um den Wertschöpfungsprozess zu verbessern oder neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das heißt auch, dass jeder Anwen- dungsfall seine spezifischen Daten erfordert. Genau darum ist es so wichtig, die richtigen und qualitativ hochwertigen Daten zu analy- sieren. Erst mit diesen Voraussetzungen lässt sich KI nutzbringend einsetzen. Nach unseren Erfahrungen liegt heute noch eine maßgebliche Hürde zum Einsatz von KI darin, überhaupt an Daten aus Prozessen zu kommen. Das IOSB unterstützt produzierende Unternehmen dabei, KI-relevante Daten aus ihren Maschinen und Anlagen sowie deren Komponenten zu gewinnen. Entweder stam- mendieDaten aus denMaschinensteuerungen, aus der existierenden Sensorik der Maschine und/oder aus nachgerüsteten Sensoren, die wir gemeinsam mit unseren Kunden auswäh- len und installieren. Wir legen gemeinsam fest, welche Granularität der Daten für eine bestimmte Aufgabe erforderlich ist, wie Daten aus verschiedenen Quellen passgenau zusam- men geführt werden können und in welchem Format die Daten übertragen und gespeichert werden. Dr. Olaf Sauer Bilder/Grafik: © IOSB

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