OEM&Lieferant Ausgabe 1/2018

45 Noch vielfach komplexer ist die Verwirklichung von Funktionen mit den geforderten höheren Automatisierungsgraden (Level 4 und höher / High und Full Automation bzw. Autonomes Fahren). Insbesondere im urbanen Umfeld, z. B. sicheres Passieren einer mehrspurigen städtischen Kreuzung, stellen sich hier extrem schwierigere Aufgaben, die heute noch nicht sicher bewältigt werden können. Um solche hochkomplexen und hochkritischen Anwendungsfälle funktional sicher umsetzen zu können, braucht man neue Lösungen: Ein erfolgversprechender Ansatz besteht darin, bestimmte Teilfunktionen der Gesamtaufgabe aus dem Fahrzeug herauszunehmen und in ein IT-Backend auszulagern oder dort redundant zu realisieren. Dabei geht es beispielsweise um rechenintensive Anteile der Darstellung und In- terpretation des digitalen Weltbilds, die Verar- beitung großer Datenmengen, die Bestimmung von Handlungsalternativen in der Fahrstrate- gie mittels KI-Methoden (KI = Künstliche In- telligenz), die kontinuierliche Erweiterung der Szenario-Wissensbasis (Continuous Learning), das Voraussehen des Verhaltens anderer Ver- kehrsteilnehmer, die Plausibilisierung der ei- genen Fahrtrajektorie sowie ganz schlicht das Monitoring des Fahrzeugs und der Fahrstrecke von einem anderen Ort aus. Es ist gewiss kein Zufall, dass die oben ge- nannten neuen Marktplayer von Anfang an den Nutzen von IT-Lösungen erkannt und die damit verbundene Flexibilität in der Entwick- lung, der Validierung und der revolutionären Veränderung des Gesamtsystems Automobil oder allgemeiner von Mobilitätskonzepten insgesamt für sich nutzbar zu machen suchen. Aus diesem Spannungsfeld erwächst ein enor- mer Druck auf die etablierten OEM, Zulieferer und Engineering-Dienstleister. Beide techno- logischen Ansätze haben ihre Stärken und Schwächen. Es kommt darauf an, bezüglich künftiger Mobilitätslösungen die Vorteile der IT-Welt (u.a. Verarbeitung großer Datenmen- gen, schnelle Updates, Einsatz KI-Methoden, Deep Learning) mit den Vorteilen der ES-Welt (u.a. enge Verzahnung von HW und SW, hohe Effizienz, kompakte Algorithmen, Echtzeitfä- higkeit) zu verknüpfen. Die entscheidende daraus erwachsende tech- nologische Anforderung ist die Vernetzungs- fähigkeit der Teilsysteme und Systeme im Ge- samtverbund. Es geht dabei um hochsichere und absolut verlässliche Datenverbindungen in hoher Bandbreite. Nur dann, wenn dies ge- währleistet ist, lassen sich funktional sichere Anwendungen (Safety) in einem heterogenen Systemumfeld aus IT- und ES-Systemen dar- stellen. Gleichzeitig müssen natürlich höchste Maßstäbe an die Datensicherheit (Security) gelegt werden, denn es gilt, „Ohne Security gibt es keine Safety“. Mit dem Aufkommen des Mobilfunkstandards 5G sind die Grundlagen für hochsichere Daten- verbindungen mit geringen Latenzen (“Signal- laufzeit“, Verzögerung zwischen dem Auslö- sen und dem tatsächlichen Durchführen einer Aktion oder Reaktion) gelegt. Die hochsichere Vernetzung zwischen den eingebetteten Sys- temen in den Fahrzeugen mit den geeigneten IT-Backends wird so einen maßgeblichen Bei- trag für die weiteren Evolutionsschritte in der Fahrerassistenz hin zu verlässlichen höheren Automatisierungsfunktionen und zum auto- nomen Fahren leisten. Auf Seiten der Entwicklungsprozesse ist die Beherrschung der damit einhergehenden nochmals höheren Komplexität für Fahrzeug- hersteller und Entwicklungspartner eine enor- me Herausforderung, die nur mit leistungs- fähigen Methoden und Werkzeugen sowie dem tiefen Verständnis beider Welten sicher gemeistert werden kann. Es geht um die über- greifende Onboard-offboard-Expertise betref- fend eingebetteter Systeme und IT-Systeme mit allen damit zusammenhängenden Aspek- ten: u.a. System-of-Systems-Architekturgestal- tung, Vernetzung im Fahrzeug, zwischen Fahr- zeugen sowie zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur (Car2x), Embedded System En- gineering, IT-SW-Entwicklung, modellbasierte Software-Entwicklung, Automotive Security und Privacy, Funktionale Sicherheit gemäß ISO26262, Continuous Integration, Software und Datenlogistik, Diagnose, Infotainment und ganz wichtig, Test und Absicherung mittels virtueller Methoden sowie die multimodale Integration von Apps und mobilen Online- Diensten. Data Analytics und Künstliche Intel- ligenz sind dabei nicht mehr wegzudenken. n ESG Automotive www.esg.de/division/automotive Webseite ESG www.youtube.com/user/esggmbh Youtube ESG ELEKTRONIKSYSTEM- UND LOGISTIK-GMBH Livry-Gargan-Straße 6 82256 Fürstenfeldbruck E-Mail: marketing@esg.de Kontakt Dr. Hieronymus Fischer Leiter Innovation Center Automotive Division Digitale BusinessCard 25 YEARS DRIVING IDEAS FORWARD

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