OEM&Lieferant Ausgabe 1/2018

27 Einen Einfluss durch Low-cost-supplier sehe ich im Generellen, nicht spezifisch für den New-Mobility-Bereich. Es ist das Los mo- derner Industriestaaten, durch Innovation und Prozessoptimierung den Abstand zum Low-cost aufrecht zu erhalten. Man kann nur hoffen, dass die deutsche Bildungspo- litik diesen Umstand zukünftig ausreichend reflektieren wird. Betrachtet man die Entwicklung des Gesamtzuliefermarktes weltweit, kann man feststellen, dass vornehmlich US- amerikanische und seit einigen Jahren auch chinesische Unternehmen durch Übernahmen kleinerer Wettbewerber den Markt zunehmend verändern. Was bedeutet das für den Mittelstand? Lars Beyer: Ich sehe einen klaren Unterschied zwischen US- und Chinainvestoren. Während die US Investoren häufig auf unterbewertete Potentiale mit Eigenkapitalreserven schauen, um diese möglichst schnell in Gewinne zu verwandeln, gehen chinesische Investoren – meist mit sehr viel Cash ausgestattet – eher langfristiger vor. Sie investieren in das Unter- nehmen, lassen Strukturen und Management oft unbeeinflusst und intensivieren stark den wachstumsreichen chinesischen Zielmarkt, der zuvor häufig unterrepräsentiert war. Der viel befürchtete Ideenklau und Ausverkauf ist eine Mär, die sich immer noch stark gegen chinesi- sche Investoren hält. Ist die Kooperation vergleichbar großer, mittelständischer Zulieferunternehmen eine Möglichkeit, sich gegen die Bran- chenriesen zu behaupten? Lars Beyer: Absolut! – Nirgendwo auf der Welt, in Abstrichen vielleicht noch in Japan, findet man eine so hohe Konzentration von mittelständischer Expertise und Hidden Champions wie in Deutschland. Die weltweit hervorragenden, spezifischen Fähigkeiten mittelständischer Automobilzulieferer ste- hen außer Frage. Nur lassen sich Lösungen aufgrund der Komplexität der Prozesse häufig nur in enger Kooperation erschließen. Was die großen Systemlieferanten derzeit durch Zukauf von Know-How bewerkstelligen, kann der Mittelstand durch ein Umdenken hin zu offener Zusammenarbeit erreichen. Rollax macht sich seit Jahren stark dafür und sucht aktiv nach Partnern ohne Überschneidung, aber mit viel Synergie. Herr Beyer, ist der Standort Deutschland ein Vor-oder ein Nachteil? Lars Beyer: Deutschland bietet Vorteile ge- genüber reinen Low-Cost Staaten. Erfolgrei- che Technologien erfordern gut ausgebildete Ingenieure und die Nähe zum Zielmarkt. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir in Deutschland über hervorragende Ingenieure und die besten Facharbeiter verfügen, was die Voraussetzung für zukünftige Entwicklungen, wie z. B. Industrie 4.0 ist. Vielen Dank für das Gespräch. n Zukunft auf die Straße bringen 11. –15. 9. 2018 Für wegweisende Technologien rund um die Mobilität von morgen bietet die Weltleitmesse Automechanika in der Festhalle Frankfurt eine besondere Plattform. Mit Themen wie Digitalisierung, autonomes Fahren, alternative Antriebe und Werkstatt der Zukunft. Auch die Innovation Awards werden hier präsentiert. Seien Sie als Aussteller dabei und bewerben Sie sich mit Ihrer Innovation um die begehrte Auszeichnung! www.automechanika.com

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