autoregion international 1/2024

6 Viel schlimmer hätte es für unsere heimische Automobilindustrie kaum kommen können. Der durch Klimawandel und technische Innovation veranlasste Transformationsprozess hin zu Dekarbonisierung und Digitalisierung hätte bei Weitem ausgereicht, um die Automobil- und Zulieferindustrie in einen Veränderungsprozess zu zwingen, wie sie ihn seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr erlebt hat. Zu allem Überfluss wird dieser Prozess zum einen von tiefgreifenden politischen Umwälzungen wie dem Krieg in der Ukraine oder einem gewachsenen Selbstbewusstsein des globalen Südens mit entsprechenden Konsequenzen für die Märkte und zum anderen von ökonomischen Bedingungen, wie gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen, gestörten Lieferketten und erschwerten Finanzierungsbedingungen durch weltweit gestiegene Zinsen flankiert. Betrachtet man das Produktportfolio unserer deutschen OEMs, kann man angesichts einer Vielzahl neuer Modelle im E-Segment den Eindruck gewinnen, dass sie sich auf einem guten Weg befinden und die Herausforderungen in einem sich dynamisch verändernden Marktumfeld mit mehr oder weniger Erfolg bewältigen. Nicht zuletzt ist dies auch auf eine gezielte staatliche Unterstützung bei der Absatzfinanzierung von E-Fahrzeugen zurückzuführen, die sich zumindest in der deutschen Zulassungsstatistik bisher mit wachsenden Marktanteilen niederschlägt. Waren die finanziellen Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit bei den OEMs in hohem Maß positiv, zeichnet sich nunmehr eine Entwicklung ab, die durch starke Belastungen bei Investitionen vor allem im Bereich der Batterietechnik, Produktionskapazitäten und nicht zuletzt bei der Beschäftigung gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu den OEMs müssen sich die Zulieferer in vielen Fällen neu erfinden und ihre Produktpalette komplett umstellen, ohne dabei von staatlichen Absatzhilfen profitieren zu können. Dies gilt insbesondere für die Unternehmen, die sich bisher auf die Verbrennertechnologie und den klassischen Digitalisierung und KI in der Automobilindustrie – haben wir die richtigen Rahmenbedingungen? Von Armin Gehl, Geschäftsführer autoregion e. V., Saarbrücken Digitalisierung und KI sind zentrale Elemente des Transformationsprozesses der Automobil- und Zulieferindustrie. Sie zu gestalten und in die internen Geschäftsprozesse von Unternehmen zu integrieren, ist mit ein Erfolgsfaktor für die künftige Rolle dieses Industriezweiges. Wesentlich dabei sind neben unternehmensinternen Entwicklungen und Kompetenzen auch die Gestaltung externer Rahmenbedingungen durch Staat, Verbände und Gewerkschaften. Bild: © autoregion e. V. Antriebsstrang konzentriert hatten. Ohne auf hausinterne Ressourcen wie die OEMs zurückgreifen zu können, müssen sie sich neue Technologien insbesondere im Bereich von Digitalisierung, Batterietechnik und KI neu erschließen und sind dabei auf Know-how-Zufluss von außen angewiesen. Dabei sind Einflussfaktoren von Bedeutung, die nur zum Teil zur Disposition der Zulieferindustrie stehen. Dazu zählen insbesondere der Technologiezugang, die digitale Infrastruktur, das Vorhandensein qualifizierter Fachkräfte und last but not least das politische Umfeld einschließlich der gewerkschaftlichen Positionen. Beispielhaft für die Frage des Technologiezugangs ist die Tatsache, dass im stark wachsenden Segment KI die fünf führenden Armin Gehl, Geschäftsführer autoregion e. V., Saarbrücken

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