autoregion international 2/2024

8 wesentlichen Beitrag für Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung in ganz Europa leistet. Die Unternehmen dieser Branche trugen 2022 fast eine Billion Euro zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei. Doch der Anpassungsdruck ist hoch und steigt weiter. Treiber sind vor allem neue Wettbewerber und Technologien, aber auch die überbordende Regulierung und der gigantische Kostendruck. Wenn wir also wollen, dass die Mobilität der Zukunft weiterhin maßgeblich in Europa gestaltet sowie automobile Wertschöpfung in der EU gehalten und neue geschaffen wird (Stichwort: europäische Batterieindustrie!), braucht es dringend mutige Reformen auf allen Ebenen. Die Steigerung der Standortattraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit als Grundlage für mehr Innovationen, Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand müssen deshalb in Brüssel wie auch in Berlin ganz oben auf der Agenda stehen. Gerade der Standort Deutschland benötigt auf allen wirtschaftspolitischen Handlungsfeldern einen kraftvollen und mutigen Neustart – eine Zeitenwende in der Wirtschafts- und Standortpolitik. Denn die Wachstumsschwäche, die struktureller Natur ist, hat inzwischen ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Mit dem für dieses Jahr prognostizierten mageren Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 0,3 Prozent und einem langfristigen Potenzialwachstum von gerade einmal 0,5 Prozent sind wir Schlusslicht unter den OECD-Staaten. Besonders besorgniserregend: Die privaten Investitionen sind zu schwach, um für den benötigten Rückenwind zu sorgen. Investitionsprojekte werden angesichts der politisch induzierten Verunsicherung verschoben oder gleich im Ausland umgesetzt. Der Kapitalstock erodiert. Die Folge: Der Standort Deutschland fällt gegenüber China und den USA immer weiter zurück. Dies wiegt umso schwerer, als dass für die Bewältigung der gewaltigen strukturellen und transformatorischen Herausforderungen unserer Zeit wie Dekarbonisierung, Demografie und Digitalisierung enorme investive Mittel, höhere Arbeitsvolumina und eine höhere Produktivität erforderlich sind. Die prioritäre Aufgabe von Politik muss deshalb sein, einen grundlegenden Kurswechsel hin zu einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik einzuleiten. Erforderlich ist dafür ein Paradigmenwechsel: Weg vom staatlichen, oftmals ideologiebasierten Mikromanagement, hin zu mehr unternehmerischer Freiheit. Das Motto der Stunde muss lauten: Vorfahrt für Innovationen und Investitionen durch Entlastungen bei Steuern, Abgaben und Bürokratie. Das von der Bundesregierung kürzlich vorgelegte Wachstumspaket, mit dem unter anderem mehr private Investitionen durch Das Ergebnis der Europawahl, insbesondere der hohe Zuspruch für rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien, ist ein besorgniserregendes Signal. Mehr noch: Es ist ein Weckruf für die Politik in Brüssel und Berlin. Was folgt daraus? Die europäischen Institutionen und nationalen Regierungen müssen zum einen mit ganzer Kraft und Entschlossenheit daran arbeiten, die europäische Idee zu bewahren und weiterzuentwickeln. Denn ein vereintes, geeintes und handlungsfähiges Europa bietet enorme Chancen, gerade für den automobilen Mittelstand. Klar ist aber auch: Es müssen neue Prioritäten gesetzt werden, Chancen neu gedacht und Reformen mutig angegangen werden. Denn Wachstum, Wohlstand und gesellschaftliche Stabilität wird es auch künftig nur dann geben, wenn Unternehmen national und international leistungsfähig bleiben. Wenn sie sich also im Rahmen eines freien und fairen Wettbewerbs auf offenen Märkten behaupten können. Daran haben wir gerade im Industrie- und Exportland Saarland, immerhin dem drittgrößten automobilen Zuliefererzentrum deutschlandweit, ein vitales Interesse. Und nur dann, wenn es die EU schafft, ihr Wohlstandsversprechen einzuhalten, wird sie auch weiterhin ihr Freiheits- und Friedensversprechen einhalten können. Dies ist die grundlegende Voraussetzung dafür, dass die europäische Idee, die europäischen Institutionen und die auf europäischer Ebene getroffenen Entscheidungen Akzeptanz bei den Bürgern und Unternehmen finden. Deshalb muss es aus Sicht der Wirtschaft jetzt darum gehen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu verbessern und die Position Europas gegenüber China, aber auch gegenüber den USA zu stärken. Immerhin beschäftigt die europäische Automobilindustrie gut 2,4 Millionen Menschen. Insgesamt hängen sogar 13 Millionen Jobs vom Automobilsektor ab, der damit einen Automobile Wertschöpfung in Europa halten, Wohlstand und gesellschaftliche Stabilität sichern! Von Dr. Carsten Meier, Geschäftsführer der IHK Saarland und Mitglied im Vorstand des autoregion e. V. Der Anpassungsdruck in der Automobilindustrie ist bereits heute enorm. Und er wird weiter steigen mit entsprechend negativen Auswirkungen auf Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Wenn wir die Mobilität der Zukunft also weiterhin maßgeblich in Europa gestalten und automobile Wertschöpfung in der EU halten wollen, braucht es dringend mutige marktwirtschaftliche Reformen auf allen Ebenen. Die Steigerung der Standortattraktivität und der Wettbewerbsfähigkeit müssen deshalb in Brüssel und Berlin ganz oben auf der Agenda stehen. Bild: © IHK Saarland Dr. Carsten Meier, Geschäftsführer der IHK Saarland und Mitglied im Vorstand von autoregion e. V.

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